Versetzen, öffnen, begrenzen
Künstlerpaar „Dellbrügge & de Moll“zeigt seine Arbeiten in der Galerie der Stadt Tuttlingen
TUTTLINGEN -Atelier – Besetzung – Camp. Unter diesem Titel steht die Ausstellung „Dellbrügge & de Moll“, die am Freitagabend in der Galerie der Stadt Tuttlingen eröffnet wurde. Die Projekte des Künstlerpaares sind kontext- und medienübergreifend, sie sind an der Schnittstelle von Kunst und Leben, ästhetischem und alltäglichem Denken und Handeln angesiedelt.
Der Vorsitzende des Kunstkreises Michael Martin konnte zur Vernissage viele Interessierte und das in Berlin lebende Künstlerpaar begrüßen. „Ganz ungewohnt findet die Eröffnung heute im Keller statt“, meinte Martin. Dies sei nicht nur den sommerlichen Temperaturen geschuldet, sondern auch aufgrund des „ABC“, dem chronologischen Aufbau der Ausstellung von A wie Atelier (im Untergeschoss), B wie Besetzung (im Erdgeschoss und C wie Camp (im oberen Stockwerk).
Vernissage in drei Etagen
Martin stellte die beiden Künstler vor. Christiane Dellbrügge ist 1961 in Moline USA geboren, hat ein Studium der Malerei, der Kunstgeschichte sowie der Literaturwissenschaft absolviert. Ralf de Moll, ebenfalls Jahrgang 1961, ist in Saarlouis geboren und machte vor seinem Studium der Bildhauerei zunächst eine Ausbildung zum Steinbildhauer. Seit 1984 arbeiten die beiden zusammen. Es folgten gemeinsame Ausstellungen, Projekte, kuratorische und publizistische Tätigkeiten. Der Künstler Reinhold Adt – künstlerischer Beirat des Kunstkreises Tuttlingen – hatte die Ausstellung initiiert.
Das Künstlerpaar selbst gab zur Vernissage in jedem der drei Etagen interessante und ausführliche Erläuterungen zu seinen Kunstprojekten. Bauen und Abreißen, Rekonstruieren und Versetzen, Öffnen und Begrenzen, Tilgen und Benennen sind für sie eine Frage von Aushandlung. Sie verhandeln die Konstitution von Räumen und die Auseinandersetzung von Definitionshoheit und nehmen insbesondere Räume künstlerischen Arbeitens in den Blick. „Wie Sie hier sitzen ist das ja ein richtiger Kunstkreis“meinte Ralf de Moll zu Beginn schmunzelnd – die Stühle im Untergeschoss waren nämlich im Halbkreis aufgestellt.
Im Brachland neu beginnen
Er begann mit seinen Ausführungen über das Projekt „Atelier“. Anhand der Geschichte des ehemaligen NSStaatsateliers Arno Breker in Berlin und ihrer aktuellen Überschreibung gehen er und seine Partnerin zurück zu den Wurzeln und betrachten aus kritischer Nähe das Verhältnis von Kunst und Macht. Im Erdgeschoss geht es um das Thema „Besetzung“, konkret um das Künstlerhaus Bethanien, und dem anschließenden Umzug in einen stillgelegten Vergnügungspark, der Lichtfabrik, als Planspiel. Ihr Spielzug: Besitzstände zurücklassen, um im Brachland neu zu beginnen. Und schließlich im Obergeschoss der Galerie gibt es Erläuterungen zum „Camp der Renegaten“, einem Siedlungsprojekt für Künstlerinnen und Künstler im Alter.
Dazu haben die Künstler Interviews mit vielen Künstlern gemacht, diese ausgedruckt und an einer großen Stellwand aufgehängt. Die Entwürfe für das „Camp der Renegaten“befinden sich gegenüber. Im Anschluss an die Vernissage gab es köstliche Erfrischungen im luftigen Galeriehof – ein schöner Ausklang der Vernissage mit Sommer-Feeling.
Die Ausstellung ist bis 23. Juli in den Räumen der städtischen Galerie zu sehen.