Die Läufer(innen) glänzen
Deutschlands Leichtathleten gewinnen die Team-EM
KÖLN (SID) - Als Europameister auf die Zielgerade nach London: Angeführt von den Topstars Robert Harting, Thomas Röhler und David Storl haben die deutschen Leichtathleten in Lille zum dritten Mal die Team-EM gewonnen und sechs Wochen vor der WM in der britischen Hauptstadt eine starke Generalprobe abgeliefert. Nach sieben Einzelsiegen lag die DLV-Auswahl mit 321,5 Punkten deutlich vor Polen (295).
„Wenn der Wettkampf so aufhört, mit ein bisschen Adrenalin, mit Freude, mit einem guten, runden Wurf, dann kann man sich nicht beschweren“, sagte Diskus-Riese Harting, der im letzten Versuch mit Saisonbestleistung von 66,30 m den führenden Polen Robert Urbanek (66,25) noch abfing.
In Abwesenheit von Titelverteidiger Russland, der als Folge seines Dopingskandals derzeit von Wettkämpfen suspendiert ist, machten die deutschen Athleten somit deutlich, dass sie im WM-Jahr (4. bis 13. August) in der Breite derzeit die klare Nummer 1 Europas sind. Und dafür ist vor allem die junge Garde verantwortlich.
So schrieb Konstanze Klosterhalfen in Lille das nächste Kapitel ihres diesjährigen Läufermärchens. Die erst 20 Jahre alte Leverkusenerin ließ über 1500 Meter der Konkurrenz keine Chance und hatte nach 4:09,57 Minuten mehr als zweieinhalb Sekunden Vorsprung. „Ich bin das heute mal anders angegangen als sonst. Aber elf Punkte für Deutschland, das ist schon toll“, meinte Klosterhalfen.
Am Samstag hatte die WM-Dritte Gesa Felicitas Krause die Kontrahentinnen über 3000 Meter Hindernis vorgeführt und als Solistin in 9:27,02 Minuten mit mehr als 17 Sekunden Abstand zur Britin Lennie Waite (9:43,33) gewonnen. „Das war großartig. Ich bin sehr glücklich, denn vergangene Woche lief es in Oslo so gar nicht“, sagte die Triererin, die bei der Diamond League in Norwegens Hauptstadt aufgegeben hatte. Ihre Glanzform bestätige auch Aufsteigerin Pamela Dutkiewicz aus Wattenscheid, die als Siegerin über 100 Meter Hürden in 12,75 Sekunden der weißrussischen WM-Dritten Alina Talaj (12,91) die Hacken zeigte. „Das war wirklich schwierig, vor allem mental. Ich habe die Verantwortung gespürt, wollte die Nerven bewahren“, sagte die 25-Jährige.
Auch die Flachsprinterinnen sind in Bestform. Die 20 Jahre junge Gina Lückenkemper aus Dortmund lief über 100 Meter auf Platz zwei (11,35) und führte dann die Staffel zum Sieg. Auch auf Max Heß (20) war Verlass, der Dreisprung-Europameister gewann mit 17,02 m. Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler aus Jena, der im Mai sensationelle 93,90 geworfen hatte, wurde mit 84,22 Metern Dritter. „Ich habe alle Würfe mit Böe erwischt. Nächstes Mal erwische ich vielleicht wieder einen ohne“, sagte Röhler.
Hochspringer Mateusz Przybylko schaffte derweil in Bottrop Unglaubliches: Der 25-Jährige aus Leverkusen steigerte seinen Rekord mit 2,35 Metern gleich um fünf Zentimeter und ist jetzt die Nummer 2 weltweit.