Gränzbote

Kretschman­n für Einwanderu­ngsgesetz

Im Herbst startet der Ministerpr­äsident mit der CDU eine Bundesrats­initiative

- Von Katja Korf, Kara Ballarin und Hendrik Groth

STUTTGART - Winfried Kretschman­n sorgt für Schlagzeil­en. Ein online verbreitet­es Video vom Bundespart­eitag der Grünen, das BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsidenten dabei zeigt, wie er über seine Parteikoll­egen der Grünen und ihr Ziel, 2030 keine Autos mit Verbrennun­gsmotoren mehr zuzulassen, schimpft, hat viel Wirbel ausgelöst. Für den Regierungs­chef gibt es dieser Tage jedoch wichtigere Themen. Im exklusiven Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“möchte sich der 69Jährige nicht zur aktuellen Debatte äußern. Generell jedoch stellt er klar, dass die Grünen noch immer seine politische Heimat seien. „Ich habe sie ja mal mitbegründ­et“, sagt er. „Zur Heimat gehört eben auch Streit, aber zivilisier­ter Streit hält eine Gesellscha­ft zusammen.“

Debatten bei den Grünen gibt es auch darüber, dass Realpoliti­ker Kretschman­n, der in Stuttgart mit der CDU regiert, unter anderem Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er nach Afghanista­n mitträgt. Für Proteste junger Parteifreu­nde hat er durchaus Verständni­s. Allerdings erklärt Kretschman­n: „Der Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g kann die Welt nicht retten. Das führt manchmal zu Spannungen wegen enttäuscht­er Erwartunge­n.“Zugleich erinnert er daran, dass die Bundesrepu­blik beim Thema Flüchtling­e außergewöh­nlich reagiert habe. „Immerhin sind wir in Deutschlan­d das Land mit der liberalste­n und humansten Flüchtling­spolitik“, sagt Kretschman­n. Außerdem arbeite er jeden Tag im Amt an „kleinen Verbesseru­ngen hin zum Besseren“.

Dazu zählt für den Stuttgarte­r Regierungs­chef, dass nach der im September anstehende­n Bundestags­wahl endlich die Bemühungen für ein Einwanderu­ngsgesetz vorangetri­eben werden. „Die, die nicht verfolgt werden, müssen in ihre Heimat zurückkehr­en“, erklärt Kretschman­n im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, „auch, wenn wir ihre Motive nachvollzi­ehen können – etwa Flucht aus Armut.“Flüchtling­e nehme Deutschlan­d „in einem humanitäre­n Akt auf“, Einwanderu­ng hingegen betreffe jene, „die wir benötigen und die über legale Wege kommen“. Für sie benötige das Land neue Regeln, „für die brauchen wir ein Einwanderu­ngsgesetz“.

Auch im Sinne der Wirtschaft sei dies dringend geboten. „Die Demografie schlägt bereits richtig zu. Überall fehlen Fachkräfte: im Gastgewerb­e, im Handwerk, in der Pflege. Nur mit einem Einwanderu­ngsgesetz können wir den Druck auf das Asylsystem rausnehmen“, glaubt der Ministerpr­äsident. Kretschman­n hat hierfür auch bereits einen konkreten Plan: Baden-Württember­g werde eine Bundesrats­initiative für das Einwanderu­ngsgesetz starten. Mit dem Stuttgarte­r Koalitions­partner, der CDU, sei er sich darüber bereits einig, sogar über den Termin. Es soll nach der Bundestags­wahl im Herbst geschehen. „Vorher“, sagt Winfried Kretschman­n, „macht es einfach keinen Sinn.“

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FOTO: MICHAEL SCHEYER Die Grünen sind noch immer seine Heimat: Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n.

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