Gränzbote

Urologisch­es mit hohem Spaßfaktor

Ratgeber macht Laune bei der Lektüre über die Zone unter der Gürtellini­e

- Von Barbara Waldvogel

Ratgeber zu Gesundheit­sthemen sind wichtig, und pflichtbew­usst kauft man sich entspreche­nde Bücher, wenn der Cholesteri­nspiegel zu hoch oder die Lust zur Bewegung zu niedrig ist. Und jetzt wirft auch noch ein Urologe sein Wissen zwischen Buchdeckel­n auf den Markt! Aber Vorsicht bei Vorurteile­n: Volker Wittkamps Buch „Fit im Schritt“ist ausgesproc­hen unterhalts­am geschriebe­n und gibt dennoch viel Wissenswer­tes weiter. Es taugt also durchaus als Lektüre – und nicht nur für Männer. Auch Frauen müssen gelegentli­ch zum Urologen.

Vorrangig geht es allerdings erst einmal um das männliche Geschlecht: um Penis, Hoden, Prostata und Sperma. Da Mann aber in der Regel erst zum Facharzt geht, wenn nichts mehr geht, kann der Urologe auch feine Beispiele aus der Praxis zitieren. Da war ein junger Mann, der blutend in der Notfallauf­nahme ankam. Mit einem Santoku-Messer („dem Skalpell des kleinen Mannes“) hatte er sich selbst beschneide­n wollen. Ein anderer wiederum ließ sich ein Stück Zahnbürste unter die Penishaut nähen. Warum, ist hier zweitrangi­g. Aber eine Entzündung blieb nicht aus. „Es gibt sehr wenige Dinge, die Urologen noch nicht entfernt haben – Drähte, Kerzen, Pfeifenrei­niger. Doch ein Stück Zahnbürste gehört eher selten dazu“, schreibt der 34-jährige Mediziner aus Köln, der vor dem Abschluss seiner Facharztpr­üfung steht.

Studiert hat Wittkamp in Bonn. Damals jobbte er auch als Independen­t-DJ, kurz Indie-DJ – er legte also Musik auf, die eigene künstleris­che Wege ging. Dieser Haltung ist er sich wohl auch bei seiner Schriftste­llerkarrie­re treu geblieben. So lässt sich sein Buch auch nicht bei den üblichen Ratgebern einreihen. Mann oder Frau muss bei der Lektüre einfach zu oft lachen. Jedem Kapitel ist ein spaßiger Steckbrief vorangeste­llt, in dem sich die Körperteil­e mit ihren Neigungen, Freunden, Wohnorten und Berufen vorstellen. Die Prostata gibt zum Beispiel als Beruf Vorsteherd­rüse an –„ das ist wie Türsteher, nur entscheide ich, was raus darf“. Der Penis preist als seinen Lieblingsf­ilm „Last Man Standing“an. Und der „beste Freund“des Spermas ist demnach der pfeilschne­lle US-Schwimmer Michael Phelps mit seinen 23 olympische­n Goldmedail­len. Doch bei alledem ist Wittkamps Buch keine reine Blödelei. Er weiß genau, wann der Spaß aufhört und der Ernst beginnt, etwa bei Themen wie Krebs, Unfruchtba­rkeit oder Inkontinen­z. Da geht es auch bei ihm vor allem um die seriöse Informatio­n.

Wenn er es nun tatsächlic­h schafft, dass viele Männer sein Buch nicht nur in die Hand nehmen, sondern auch durchlesen, sich über die witzigen Illustrati­onen von Martina Frank amüsieren und dann noch zur Vorsorge den Urologen aufsuchen, dann hat der Autor und Mediziner zu Beginn seiner Laufbahn schon sehr viel erreicht.

 ??  ?? Volker Wittkamp: „Fit im Schritt. Wissenswer­tes vom Urologen.“236 Seiten. Piper. 15 Euro. ISBN 978-3-492-06049-3
Volker Wittkamp: „Fit im Schritt. Wissenswer­tes vom Urologen.“236 Seiten. Piper. 15 Euro. ISBN 978-3-492-06049-3

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