Bestnoten für Chimaira beim Fohlen-TÜV
Bei zehn jungen Hannoveraner Pferden wird auf Körperbau und Bewegung geachtet
TUTTLINGEN - Das Fell auf Hochglanz gestriegelt, die eingeflochtene Mähne zurechtgestrichen. Dann werden Stute und Fohlen in die Halle geführt. Dort werden sie von den Preisrichtern und Zuschauern erwartet. Der Wenigsbronner Hof hat am Sonntag seine fünfte Fohlenschau für Hannoveraner ausgerichtet.
Die Stute geht Trab und Schritt an der Trense, das Fohlen folgt freilaufend und passt sich in der Regel der Gangart an. Junge Pferde wie der spätere Tagessieger Chimaira bocken aber auch ganz gerne und lassen dem Alter gemäß dem Temperament freien Lauf. „Besondere Springfreude“wurde dem SiegerHengstfohlen attestiert. Und das im zarten Alter von kaum drei Wochen.
„Fohlenbeurteilung ist ein schwieriges Geschäft. Die jungen Pferde entwickeln sich ja noch“, erklärte Werner Schrade, Geschäftsführer und Zuchtleiter des Deutschen Hannoveraner Verbands, zu Beginn der Veranstaltung. Er ist mit dem Verbandsvorsitzenden HansHenning van der Decken eigens aus Niedersachsen angereist, um zehn Fohlen zu beurteilen, die Züchter von der Alb bis zum Bodensee zum ersten Mal öffentlich vorstellen. Neben dem Sieger werden auch Fohlen ausgewählt, die im August zur Hannoveraner-Auktion in Illertissen zugelassen werden.
Vorführer muss rennen
Schrade kommentierte die Bewertungen der Preisrichter. Im Stehen wird das „Exterieur“begutachtet, damit ist der Körperbau des Fohlens gemeint. Wie ist sein „Fundament“– werden Beine und Gelenke die Belastung als Reitpferd aushalten? Wird der Rücken eine gute Sattellage bieten? Haben sich gute Eigenschaften der Mutter vererbt oder weiterentwickelt?
Genauso wichtig ist die Beurteilung von Bewegungsabläufen: „Schwungvoll“, „energisch“, „aus der Hinterhand heraus“sind Kriterien für den Trab. Der Wechsel zum Schritt soll „in ruhiger und gelassener Fußfolge“erfolgen, „in gleichmäßigem Takt“, um das Reiten so angenehm wie möglich zu machen. Aber auch Attribute wie „galoppier-“oder auch „springfreudig“werden vergeben. Dabei gibt der Vorführer an der Trense die Gangart vor und muss auch bei der Geschwindigkeit mithalten – ein Knochenjob. Ist das Fohlen abgelenkt, versuchen Helfer, es durch Rascheln möglichst dicht zur Mutter zu locken.
Eine Einführung in die Familiengeschichte der Fohlen für die Zuschauer gehört ebenfalls zum Programm. Schließlich blicken die Züchter auf eine lange Linie von Vorfahren ihrer Tiere zurück. „Kurfürst Georg II hat das Landesgestüt Celle und damit den Beginn der Hannoveraner Zucht 1735 begründet“, erklärt Schrade. Da Georg gleichzeitig König von Großbritannien war, begünstigte die Verbindung dorthin das Einkreuzen von englischen Vollblütern. „Vom Arbeits- und Kavalleriepferd hat sich der Hannoveraner zum Freizeitund Sportpferd entwickelt und ist weit verbreitet“, erzählt Schrade. Ziel der Auslese sei stets, gesunde und leistungsfähige Tiere zu züchten.
Die Verbandsvertreter zeigten sich zufrieden mit den Zuchterfolgen. Besonderes Lob hatten sie für die Organisatoren parat. Neben der Familie Feige – die die Fohlenschau in einen Tag der offenen Tür auf ihrem Hof eingebettet hatte – war auch Thomas Schnekenburger aktiv. Er war mit dem Erwerb seiner Hannoveraner-Stute zum Verband gekommen. „Ich konnte sie nur kaufen, wenn ich mit ihr weiter Hannoveraner züchte“, erzählt er. Inzwischen ist er Regionalsprecher des Hannoveraner-Pferdezuchtvereins BadenWürttemberg, und hat auch ein Fohlen jener Stute, „Romeo“, mit Erfolg den Preisrichtern vorgestellt.