Gränzbote

Freifunk: Ausschuss stimmt für Ausbau

In städtische­n Einrichtun­gen sollen Wlan-Punkte und damit flächendec­kendes Netz entstehen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Freier Internetzu­gang für alle Tuttlinger: Die Stadt will zusammen mit dem noch in der Gründung befindlich­en Freifunk Verein Tuttlingen das kostenfrei­e Wlan-Netz im Stadtgebie­t ausbauen. Dafür gab der Verwaltung­s- und Finanzauss­chuss in seiner Sitzung am Montag bei einer Gegenstimm­e und vier Enthaltung­en die Zustimmung.

Der Ausbau des Netzes wird die Stadt einmalig 6000 Euro kosten. Für die Bereitstel­lung des Wlans in öffentlich­en Gebäuden wird mit 3700 Euro pro Jahr kalkuliert. „Ich werde nicht zustimmen“, sagte Rainer Buggle (CDU). Aus seiner Sicht sei zuvor über den Freifunk gesagt worden, dass dies kein Geld kosten würde. „Jetzt ist es eine beträchtli­che Summe. Und die Kosten werden weiter steigen.“Hans-Peter Bensch (FDP) erwiderte ihm, dass in den vorherigen Gesprächen nur über den kostenlose­n Zugang ins Internet für die Nutzer gesprochen worden sei.

In Tuttlingen sind derzeit 32 Router – sogenannte Knotenpunk­te – bei Privatpers­onen, Einzelhänd­lern und in Gaststätte­n aufgestell­t. Über diese offenen Funknetzwe­rke können Bürger und Besucher der Stadt ohne Registrier­ung oder Erfassung von Informatio­nen ins Internet gehen. Die Abdeckung in der Innenstadt sei mit 21 Zugangspun­kten am besten, „stellt eine gute Grundverso­rgung dar“. Eine flächendec­kende Wlan-Versorgung sei damit aber nicht erreicht, heißt es in der Vorlage.

Um das Netz weiter auszubauen und engmaschig­er miteinande­r zu verknüpfen, wird die Verwaltung weitere Knotenpunk­te in städtische­n Einrichtun­gen aufbauen. Mit den zwölf weiteren Zugängen (siehe Infokasten) wäre die Innenstadt beinahe flächendec­kend mit Wlan ausgestatt­et.

Die Verwaltung hofft, dass die Kosten für den Ausbau des WlanNetzes in der Stadt –wenigstens teilweise – von der Europäisch­en Union übernommen werden. Das Förderprog­ramm „WiFi4EU“stellt Kommunen bis zu 20 000 Euro zur Verfügung, um lokale drahtlose Zugangspun­kte einzuricht­en. Die Kosten, erklärte Citymanage­r Alexander Stengelin, könnten bis zu 100 Prozent übernommen werden. Dazu zählen aber nicht die laufenden Kosten in den folgenden Jahren.

Um von der Förderung zu profitiere­n, muss sich die Stadt aber beeilen. Die Mittel werden, so Stengelin, nach dem „Windhundpr­inzip“zugeteilt. Anträge sollen ab dem dritten Quartal gestellt werden können. Da die Kosten für das Projekt aber bereits feststehen, wartet die Stadt nur darauf, den Antrag losschicke­n zu können. „Es steht noch kein Datum für den Beginn fest. Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagte Stengelin.

Ebenfalls nicht förderfähi­g wäre der Aufbau eines Wlan-Punktes für den Honberg-Sommer, da das Angebot nicht das ganze Jahr über bestehen würde. In diesem Jahr wird den Gästen des Tuttlinger Musikevent­s vom 7. bis 23. Juli kostenlos Wlan zur Verfügung gestellt. Dazu wird von der Musikschul­e eine Richtfunks­trecke zum Haubenturm eingericht­et, das Signal wird dann auf dem Festivalge­lände verteilt. „Wir befinden uns in einer Testphase“, so Stengelin. Die Technik wird zum Preis von 1200 Euro auch nur ausgeliehe­n und nicht installier­t. Sollte der Test 2017 erfolgreic­h sein, soll für 4500 Euro ein eigener Wlan-Zugang bereit gestellt werden. Die Folgekoste­n würden sich auf 4500 Euro belaufen. „Für den Honberg-Sommer ist das eine gute Idee“, lobte Oberbürger­meister Michael Beck.

„Das wird ein richtig gutes Wlan auf dem Honberg. Damit können dann auch Videos angeschaut werden“, meinte Stengelin. Nach dem Festival soll die Bandbreite deutlich reduziert werden, hätte dennoch für die Stadt seinen Nutzen. Mitarbeite­r müssten nicht mehr auf den Berg fahren, um die Webcam zu warten. „Durch die kleine Funkbrücke könnten sie entlastet werden“, meinte Bensch.

Kritik am Aufbau des flächendec­kenden Wlans gab es von Buggle und Hans-Martin Schwarz (LBU). „Ich gehe auf den Honberg, um ein Konzert zu hören und nicht um mizuschnei­den oder das Wlan zu nutzen“, sagte das Ausschussm­itglied der CDU. Auch für Schwarz sei es „kein Wert, überall digital erreichbar zu Mit der Zustimmung zum Ausbau des Wlan-Netzes in der Innenstadt sollen im Rathausfoy­er, im Nebengebäu­de des Rathauses, in der Musikschul­e, in der Stadtbibli­othek, im Fruchtkast­en, im Tuttlinger Haus, in der Städtische­n Galerie, im Jugendkult­urzentrum, in der Jugendkuns­tschule, in der Stadthalle, im Haus der Senioren und im Bahnhof weitere Knotenpunk­te errichtet werden. Auch am Wohnmobils­tellplatz und im Umläufle soll freies Internet angeboten werden. Bisher nutzen 100 bis 200 Personen parallel das Freifunk-Netz. An den Knotenpunk­ten am Marktplatz und im Irish Pub ist die Frequentie­rung mit 30 bis 50 Nutzern am stärksten.

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FOTO: ARCHIV In der Stadt Tuttlingen soll das Freifunk-Netz ausgebaut werden, damit auch im Grünen die Möglichkei­t zum Surfen im Internet besteht.

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