Freifunk: Ausschuss stimmt für Ausbau
In städtischen Einrichtungen sollen Wlan-Punkte und damit flächendeckendes Netz entstehen
TUTTLINGEN - Freier Internetzugang für alle Tuttlinger: Die Stadt will zusammen mit dem noch in der Gründung befindlichen Freifunk Verein Tuttlingen das kostenfreie Wlan-Netz im Stadtgebiet ausbauen. Dafür gab der Verwaltungs- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am Montag bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen die Zustimmung.
Der Ausbau des Netzes wird die Stadt einmalig 6000 Euro kosten. Für die Bereitstellung des Wlans in öffentlichen Gebäuden wird mit 3700 Euro pro Jahr kalkuliert. „Ich werde nicht zustimmen“, sagte Rainer Buggle (CDU). Aus seiner Sicht sei zuvor über den Freifunk gesagt worden, dass dies kein Geld kosten würde. „Jetzt ist es eine beträchtliche Summe. Und die Kosten werden weiter steigen.“Hans-Peter Bensch (FDP) erwiderte ihm, dass in den vorherigen Gesprächen nur über den kostenlosen Zugang ins Internet für die Nutzer gesprochen worden sei.
In Tuttlingen sind derzeit 32 Router – sogenannte Knotenpunkte – bei Privatpersonen, Einzelhändlern und in Gaststätten aufgestellt. Über diese offenen Funknetzwerke können Bürger und Besucher der Stadt ohne Registrierung oder Erfassung von Informationen ins Internet gehen. Die Abdeckung in der Innenstadt sei mit 21 Zugangspunkten am besten, „stellt eine gute Grundversorgung dar“. Eine flächendeckende Wlan-Versorgung sei damit aber nicht erreicht, heißt es in der Vorlage.
Um das Netz weiter auszubauen und engmaschiger miteinander zu verknüpfen, wird die Verwaltung weitere Knotenpunkte in städtischen Einrichtungen aufbauen. Mit den zwölf weiteren Zugängen (siehe Infokasten) wäre die Innenstadt beinahe flächendeckend mit Wlan ausgestattet.
Die Verwaltung hofft, dass die Kosten für den Ausbau des WlanNetzes in der Stadt –wenigstens teilweise – von der Europäischen Union übernommen werden. Das Förderprogramm „WiFi4EU“stellt Kommunen bis zu 20 000 Euro zur Verfügung, um lokale drahtlose Zugangspunkte einzurichten. Die Kosten, erklärte Citymanager Alexander Stengelin, könnten bis zu 100 Prozent übernommen werden. Dazu zählen aber nicht die laufenden Kosten in den folgenden Jahren.
Um von der Förderung zu profitieren, muss sich die Stadt aber beeilen. Die Mittel werden, so Stengelin, nach dem „Windhundprinzip“zugeteilt. Anträge sollen ab dem dritten Quartal gestellt werden können. Da die Kosten für das Projekt aber bereits feststehen, wartet die Stadt nur darauf, den Antrag losschicken zu können. „Es steht noch kein Datum für den Beginn fest. Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagte Stengelin.
Ebenfalls nicht förderfähig wäre der Aufbau eines Wlan-Punktes für den Honberg-Sommer, da das Angebot nicht das ganze Jahr über bestehen würde. In diesem Jahr wird den Gästen des Tuttlinger Musikevents vom 7. bis 23. Juli kostenlos Wlan zur Verfügung gestellt. Dazu wird von der Musikschule eine Richtfunkstrecke zum Haubenturm eingerichtet, das Signal wird dann auf dem Festivalgelände verteilt. „Wir befinden uns in einer Testphase“, so Stengelin. Die Technik wird zum Preis von 1200 Euro auch nur ausgeliehen und nicht installiert. Sollte der Test 2017 erfolgreich sein, soll für 4500 Euro ein eigener Wlan-Zugang bereit gestellt werden. Die Folgekosten würden sich auf 4500 Euro belaufen. „Für den Honberg-Sommer ist das eine gute Idee“, lobte Oberbürgermeister Michael Beck.
„Das wird ein richtig gutes Wlan auf dem Honberg. Damit können dann auch Videos angeschaut werden“, meinte Stengelin. Nach dem Festival soll die Bandbreite deutlich reduziert werden, hätte dennoch für die Stadt seinen Nutzen. Mitarbeiter müssten nicht mehr auf den Berg fahren, um die Webcam zu warten. „Durch die kleine Funkbrücke könnten sie entlastet werden“, meinte Bensch.
Kritik am Aufbau des flächendeckenden Wlans gab es von Buggle und Hans-Martin Schwarz (LBU). „Ich gehe auf den Honberg, um ein Konzert zu hören und nicht um mizuschneiden oder das Wlan zu nutzen“, sagte das Ausschussmitglied der CDU. Auch für Schwarz sei es „kein Wert, überall digital erreichbar zu Mit der Zustimmung zum Ausbau des Wlan-Netzes in der Innenstadt sollen im Rathausfoyer, im Nebengebäude des Rathauses, in der Musikschule, in der Stadtbibliothek, im Fruchtkasten, im Tuttlinger Haus, in der Städtischen Galerie, im Jugendkulturzentrum, in der Jugendkunstschule, in der Stadthalle, im Haus der Senioren und im Bahnhof weitere Knotenpunkte errichtet werden. Auch am Wohnmobilstellplatz und im Umläufle soll freies Internet angeboten werden. Bisher nutzen 100 bis 200 Personen parallel das Freifunk-Netz. An den Knotenpunkten am Marktplatz und im Irish Pub ist die Frequentierung mit 30 bis 50 Nutzern am stärksten.