Frieden und Freiheit waren sein Antrieb
Stéphane Huydts starb dabei, ein Zeichen zu setzen – Ein Gedenkstein erinnert an ihn
BEURON - Er hat ein Zeichen für Frieden und Freiheit setzen wollen – und verlor dabei sein Leben. Im Juni 2016 ertrank der 29-jährige Kanufahrer Stéphane Huydts bei einem Hochwasser in der Donau, seine Leiche wurde bei Beuron geborgen (die SZ berichtete). Am Montagabend wurde ein Gedenkstein am Parkplatz beim Kloster Beuron eingeweiht, der an den jungen Franzosen und seine Vision erinnert. Rund 30 Menschen waren gekommen, darunter auch die Eltern von Stéphane Huydts aus der Bretagne und seine Schwester.
Beurons Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller erinnerte in seiner Ansprache an Stéphane Huydts. „Er war sicherlich politisch interessiert und stellte fest, dass wir in Europa nicht mehr zu schätzen wissen, was Frieden bedeutet und welche Lebensqualität Freiheit uns schenkt.“Hierauf wollte Huydts aufmerksam machen und ein Zeichen setzen. Am 7. Juni wässerte er sein Kanu in Donaueschingen und wollte die Donau bis zum Schwarzen Meer hinunterpaddeln – einen Fluss der zehn europäische Länder verbindet. Leider war er auf die Hochwasser führende Donau nicht vorbereitet, sagte Osmakowski-Miller: „So endete seine Fahrt bereits kurz vor unserer Gemeinde tödlich.“Der Bürgermeister dankte der örtlichen Feuerwehr und der Polizei, die an diesem Tag im Einsatz waren. Osmakowski-Miller sprach der Familie von Stéphane Huydts seine Anteilnahme aus. „Um Ihnen auch in Zukunft die Möglichkeit zu geben, eine Stelle zu haben, an der Sie von Ihrem Sohn Abschied nehmen können, sind wir dem Wunsch des Vereins Kukuna unter Leitung von Peter Kölsch nachgekommen und haben gemeinsam diesen Gedenkstein aufgestellt“, sagte der Bürgermeister zu der Familie Huydts und fügte an: „Wir freuen uns, dass Sie es uns ermöglichen, die Idee und damit die Erinnerung an Ihren Sohn hier weiterleben zu lassen.“Der Gemeinderat Beuron hatte die Aufstellung des Gedenksteins einstimmig beschlossen. „Wir wollen hier an dieser Stelle daran erinnern, dass einem jungen Menschen Freiheit und Frieden wichtig waren und er für diese Werte sein Leben verloren hat. Sein Tod soll nicht umsonst gewesen sein.“
Trompeter spielt die Europahymne
Osmakowski-Miller nahm das Tuch ab, das den Stein bisher verhüllt hatte. Trompeter Heiko Klaiber spielte die Europahymne.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger sagte: „Der europäische Gedanke ist in den letzten Tagen wieder etwas präsenter geworden durch den Abschied von Helmut Kohl.“Stéphane Huydts habe ein Zeichen für die europäische Gemeinschaft setzen wollen: „Es ist ein Zeichen des Friedens – und so wollen wir es verstehen.“
Der Vater des Verstorbenen, Gaël Huydts, erinnerte in seiner Ansprache an seinen Sohn Stéphane – Notburg Geibel las die Übersetzung vor. Sein Sohn sei rücksichtsvoll gegenüber anderen gewesen und wurde von allen geliebt – er hatte ein Gefühl für Freundschaft. Der Krankenpfleger liebte seine Arbeit mit den Senioren und wurde von allen gemocht. „Und dann erzählte er uns von diesem Traum. Anfang Juni reiste er für dieses schöne Abenteuer ab, um mit dem Kanu die Donau hinunterzufahren.“Er wollte die Menschen treffen, die entlang des Flusses leben – er nannte sich selbst Weltenbürger. „Es ist wahr, dass im Kampf gegen den Hass und das Missverständnis es am besten ist, sich zu treffen und sich verstehen zu lernen“, sagte Gaël Huydts. „Der schönste Ort nach unserem Tod ist das Herz derer, die uns lieben. Und die Erinnerung an seinen Besuch in diesem Land wird dank Ihnen erhalten bleiben“, sagte Huydts zu den Initiatoren des Gedenksteins. „Dank Ihnen wird die Erinnerung an Stéphane, einem jungen Mann, der eine brüderliche Welt angestrebt hatte, dort wo er leider gestorben ist, erhalten werden.“
Auch Peter Kölsch vom Verein Kukuna erinnerte an Stéphane Huydts Vision und sprach von einem „wundervollen Vorhaben“. „Wieviel Mut muss ein junger Mensch haben, um mit einem Kanu 2800 Kilometer durch zehn fremde Länder zu fahren?“, fragte Kölsch. Sein Verständnis für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verliehen Stéphane Huydts diesen Mut. „Es ist die Ohnmacht gegenüber der Gewalt, die ihm diesen Mut verliehen hat. Und es ist seine Vision für ein friedliches Europa, die ihm diesen Mut verliehen hat“, sagte Kölsch. Er werde sich engagieren, dass Stépahne Huydts Vision an dieser Stelle weitergeführt und vollendet werde.
Alle Anwesenden machten sich anschließend zur Brücke über die Donau auf und warfen rote Nelken in den Fluss. Sie sprachen ein gemeinsames Vaterunser. Der Trompeter Heiko Klaiber spielte ein weiteres Stück. Sichtlich gerührt gingen die Menschen auseinander.