Mussgnug meistert Moravia Man
Trotz schwieriger Bedingungen wird Tuttlinger Triathlet in Tschechien Dritter
TUTTLINGEN - Den Eintrag in die Geschichtsbücher des deutschen Sports hat der SK Rapid Wien seit mehr als einem Dreivierteljahrhundert sicher. Die Fußballer aus Österreichs Hauptstadt dürfen sich Deutscher Meister nennen. Auch Triathlet Manfred Mussgnug hat sich nun in den Siegerlisten eines anderen Landes verewigt.
Beim Moravia Man in Otrokovice, den offiziellen tschechischen Meisterschaften, landete der Tuttlinger in der Altersklasse M 55 über die Iron Man-Distanz auf dem dritten Platz. „Also bin ich dritter tschechischer Meister“, freut sich der Übersetzer aus der Donaustadt. Zusammen mit 350 anderen Sportlern nahm er im 900 Kilometer entfernten Ort – nahe der slowakischen Grenze – den Wettkampf auf: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. Für Mussgnug wurde dies gleich mehrfach zur Herausforderung.
Extremsituation beim Laufen
„Gefroren hat keiner“, erinnert sich der Tuttlinger an die äußeren Bedingungen. Ohne Neopren-Anzug hechtet er zum Start des Moravia Mans ins bereits 24,8 Grad warme Wasser eines Sees. „Bis 24,5 Grad ist der Neopren-Anzug erlaubt“, erklärt er. Obwohl er auf die Vorteile der Gummihaut – ein Neopren-Anzug sorgt für Auftrieb – verzichten muss, bleibt er bei seiner Schwimmzeit mit einer Stunde und 43 Minuten im selbst gesetzten Rahmen.
Auf dem Rad ist er dann deutlich zügiger unterwegs. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 28 Stundenkilometern saust er in sechs Stunden und 23 Minuten über die 180 Kilometer lange Strecke. „Das war bisher meine schnellste Zeit“, sagt Mussgnug, der seit 2004 jedes Jahr an einer größerer Veranstaltung teilnimmt. Allerdings sei dies bei dem Profil der Radstrecke auch nicht verwunderlich. „Es waren nur knapp 1000 Höhenmeter zu bewältigen und das ist für eine Strecke wirklich wenig.“
Der Moravia Man von Otrokovice – bezeichnenderweise der 13. Iron Man von Mussgnug – hat es dann aber doch in sich. Das merkt der Ausdauersportler beim Laufen. „Das war eine Herausforderung“, stöhnt der Athlet der Tuttlinger Sportfreunde immer noch. Gut acht Stunden nach dem Start brennt die Sonne erbarmungslos auf die Teilnehmer herunter. Das Thermometer zeigt mehr als 35 Grad an. „Auf der Strecke gab es keinen Schatten, sie lag komplett in der Sonne“, berichtet Mussgung, der im Wettkampf mehr als zehn Liter Wasser trinkt, dazu Energieriegel und Cola. „Ich trinke sonst nie Cola“, sagt er und deutet damit die Ausnahmesituation für seinen Körper an.
Die Hitze auf der Strecke ist aber nicht das einzige Problem. Mussgnug hat Schwierigkeiten, sich zu orientieren und – trotz umfassender Sprachkenntnisse – sich zu verständigen. Weil es an einer Genehmigung durch die Behörden vor Ort fehlt, wird die Laufstrecke einen Tag vor dem Rennen noch einmal geändert. „Ich habe mich immer gefragt, wo und wie es weitergeht“, sagt Mussgnug. Die Helfer an der Strecke sind da wenig hilfreich. „Ich habe mich gewundert, dass in Tschechien so schlecht englisch gesprochen wird.“Schon bei der Wettkampfbesprechung am Vortag versteht er nur tschechisch. „Ich und ein Engländer haben das als einzige nicht verstanden. Es ist auch nicht in einer anderen Sprache wiederholt worden. Wir wurden nur gefragt, ob wir noch Fragen hätten“, sagt Mussgnug.
Die unklare Situation auf der Laufstrecke wird zur „Extremsituation. Beim Laufen ist es eine mentale Geschichte. Man möchte doch eine gewisse Sicherheit“, sagt der Tuttlinger, der sich sonst zum Ende des Wettkampfs immer an KilometerMarken ins Ziel hangelt. „Von Kilometer eins bis zehn mache ich mir Gedanken. Der Rest wird nicht aufgenommen. Wenn du denkst, du musst 42 Kilometer laufen, machst du dich kaputt“, sagt er. In Otrokovice gibt es keine Schilder oder Hinweise auf der Straße, wie wieviele Kilometer noch zu laufen sind.
Nach 5 Stunden und 47 Minuten hat Mussgnug auch die Laufstrecke absolviert. Hinter dem Tschechen Milan Vopat und dem Slowaken Eduard Gracik landet er auf dem dritten Platz. Der Rückstand auf die Ersten beträgt mehr als eine Stunde. Weil es in seiner Altersklasse aber nur fünf der neun Teilnehmer ins Ziel schaffen, ist die Leistung und Platz drei noch einmal mehr wert.