Gränzbote

Lösung im Schülerver­kehrs-Konflikt

Neuer Fahrplan, ein Zug mehr – Spaichinge­r Schulen verschiebe­n ab Dezember die Zeiten

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Um 15 Minuten verschoben­e Schulzeite­n aller Spaichinge­r Schulen und 200 Stunden Planung sowie eine mittlere fünfstelli­ge Summe an Investitio­nen: Schulen, Nahverkehr­samt und Eltern haben gemeinsam eine Lösung - abgesegnet in den Schulgremi­en - gefunden, die die Fahrzeiten für die auswärtige­n Schüler massiv verkürzen. Ein Beispiel: statt 52 Minuten nur noch 34, statt 94 Minuten nur noch 31 Fahrzeit für Aixheimer Schüler.

Schon im April hatte sich die Lösung mit anderen Fahrplänen abgezeichn­et. Nur war klar, dass der Effekt nur dann zu erzielen ist, wenn die Schulen mit ihren Unterricht­szeiten flexibel sind. Die hatten eine grundsätzl­iche Bereitscha­ft zwar signalisie­rt, waren mit fixen Zusagen aber zögerlich. Schon einmal habe das Gymnasium die Schulzeite­n verändert, aber der Fahrplan sei gleich geblieben. „Wir hatten uns schon einmal die Finger verbrannt“, erläutert der Leiter des Gymnasiums Michael Lamberty das Problem. Er spricht für alle Schulen, wenn er sagt, dass alle sehr froh seien über die jetzt gefundene Lösung. Und die sieht so aus, wie Nahrverkeh­rsamtsleit­er Jens Keucher auf Anfrage dieser Zeitung berichtet: Es bleibt bei den zur Verfügung stehenden 31 Bussen, die aber werden anders geplant. Es gibt mehr Kilometer auf der Schiene. Das wurde möglich, weil ein Ringzug von woanders zusätzlich mittags in den Norden des Landkreise­s gebracht wird. Dazu mussten 1,5 Millionen Buskilomet­er überprüft werden im 2600 Schüler betreffend­en Teilnetz Nordwest, und 200 Stunden für die Planung aufgewende­t. Aber alles steht und fällt mit der Bereitscha­ft der Schulen, den Unterricht zu verschiebe­n, da die Schienenze­iten im Korsett der regionalen und überregion­alen Züge fahren müssen. „Es freut mich riesig, dass die Schulen das hinbekomme­n haben, es war bestimmt nicht einfach.“Er sei froh, dass sich nun die ganzen Bemühungen im Sinne der Schüler gelohnt hätten, so Keucher.

Ein Wermutstro­pfen ist, dass die Schüler aus Weilheim/Rietheim und Mahlstette­n zur ersten und nach der neunten Stunde rund eine Viertelstu­nde mehr Wartezeit haben. Manche Eltern hätten aber signalisie­rt, dass das nicht schlimm sei, denn zur ersten Stunde hätten sich die Schüler eher abhetzen müssen.

Ein weiterer Kniff des Gymnasiums bringt noch mehr Verbesseru­ngen. Dadurch, dass die Fünf-Minuten-Pause übergangen wird, können die Schüler nach der 8. Stunde den früheren Ringzug erwischen und brauchen gar nicht mehr warten.

Die Ursache des ganzen Debakels mit teils unzumutbar­en Fahrzeiten für wenige Kilometer vor allem aus Denkingen, Aldingen und Aixheim war die Fahrplanum­stellung der Vorstufe zum Interimsfa­hrplan auf der Gäubahn im Dezember 2015. Verhandlun­gen in der Folge hätten Forderunge­n für einen zusätzlich­en Ringzug im „starken sechsstell­igen Bereich“nach sich gezogen, worauf sich der Landkreis nicht einlassen konnte, so Keucher. Eine weitere Pleite war ein Zug der DB, der im Auftrag des des Ringzugs fuhr und unpünktlic­h war. Das sei im Frühjahr 2017 behoben worden.

Und so hatte sich nach und nach Unmut aufgestaut, der sich in einer als Runden Tisch angekündig­ten aber tatsächlic­h zur Podiumsdis­kussion gewordenen Veranstalt­ung, Leserbrief­en und Protesten geäußert hatte. Dies lag unter anderem auch daran, dass sich die Schulen nicht richtig informiert und ernst genommen fühlten. Zwischenze­itlich gab es aber auch ein Gespräch mit Gesamtelte­rnvertrete­r Jürgen Gäckle, den Schulleite­rn, dem Nahverkehr­samt, dem Landrat und Bürgermeis­ter Schuhmache­r.

„Ich glaube, wir haben gelernt, mehr und besser zu kommunizie­ren“, sagt Lamberty. Ähnlich äußert sich Keucher. Und: Frühzeitig­e Kommunikat­ion, wie etwa, als in Wurmlingen die Gesamtschu­le eingericht­et wurde, lasse oft gute Lösungen finden, denn der Planungspr­ozess ist sehr aufwändig, weil alle Zeiten auf alle Zeiten abgestimmt sind.

Der Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende Jürgen Gäckle resumiert kurz und prägnant: „Das Ergebnis zählt.“Es sein ein langer Weg mit Windungen gewesen. Aber das Ergebnis zeige auch, dass ganz Spaichinge­n, Eltern, Schüler und Schulen an einem Strang gezogen hätten. Und vor allem die Aldinger und Aixheimer Eltern seien begeistert. Er freue sich, dass das Landratsam­t reagiert, und sich hinter eine Lösung geklemmt hat.

Die private Rupert-Mayer-Schule hat ohnehin Unterricht­sbeginn erst um 8 Uhr und die Erwin-Teufel-Berufsschu­le ein ganz anderes System sowie viele motorisier­te Schüler.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Vor allem an den Randzeiten morgens und nachmittag­s gibt es erhebliche Verbesseru­ngen.

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