Britische Ärzte sehen Hilfe aus dem Vatikan kritisch
Hospital in London besteht auf Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen
VATIKANSTADT/ROM (KNA) - Das Tauziehen um einen möglichen Transport des todkranken britischen Babys Charlie Gard in das vatikanische Kinderkrankenhaus „Bambino Gesu“hält an. Das Londoner Great Ormond Street Hospital wolle einer Verlegung nur zustimmen, wenn in Rom die per Gericht entschiedene Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen umgesetzt werde, berichteten italienische Medien am Donnerstag. Für das Papstkrankenhaus komme dies jedoch nicht in Betracht, erklärte Klinikleiterin Mariella Enoc.
Die Spezialabteilung für seltene Krankheiten des Papstkrankenhauses arbeitet mit internationalen Experten an einem Plan für eine mögliche experimentelle Behandlung des elf Monate alten Jungen. Für solche Therapien hatten die Eltern auch vor Gericht gekämpft. Es sei an Charlies Familie, zu entscheiden und den Fall eventuell noch einmal vor Gericht zu bringen, sagte Enoc im Interview mit der „Repubblica“. Die Behandlung könne in London, Rom oder auch New York erfolgen. Wie die Chancen auf Erfolg stehen, könne sie nicht sagen. Charlies Leiden werde aus ihrer Sicht nicht unnötig verlängert, „wenn es die Chance auf Heilung gibt und dies der Wunsch der Eltern ist“.
Der Vatikan hatte angekündigt, sich trotz rechtlicher Hürden weiterhin für eine Aufnahme Charlies in Rom einzusetzen. „Der Heilige Stuhl wird das Mögliche tun, um die rechtlichen Hindernisse zu überwinden“, so Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Laut der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ist der Heilige Stuhl bisher nicht mit der britischen Regierung in Kontakt, der Papstbotschafter in Großbritannien, Erzbischof Edward J. Adams, soll jedoch in Verbindung mit Charlies Eltern stehen.
Zuvor hatte bereits der italienische Außenminister Angelino Alfano versucht, im Fall Charlie Gard zu vermitteln, war jedoch gescheitert. Aus rechtlichen Gründen sei eine Verlegung nicht möglich, hatte der britische Außenminister Boris Johnson die Position seines Landes am Mittwoch bekräftigt.
Das Kinderkrankenhaus des Papstes hatte Anfang der Woche angeboten, den Jungen, der an einer unheilbaren genetischen Krankheit leidet, aufzunehmen und die Eltern über die weitere Behandlung entscheiden zu lassen. Eigentlich sollen nach einem Gerichtsentscheid die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden. Krankenhauschefin Enoc sagte, ihre Klinik werde Charlie mit „Würde und Liebe aufnehmen“und den Wunsch der Eltern respektieren, die auf weitere Behandlungen setzen wollen. Dies hatte zuvor auch Papst Franziskus gefordert.
Gemäß einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen für den elf Monate alten Charlie, der an einer seltenen Krankheit leidet, eingestellt werden. Den Ärzten zufolge hat der britische Junge durch die Krankheit irreparable Gehirnschäden erlitten und könnte durch weitere Behandlungen „unnötig leiden“. Die Eltern hatten für eine experimentelle Therapie in den USA gekämpft. Zugestanden wurde ihnen letztlich etwas mehr Zeit, sich von ihrem Kind zu verabschieden.