Gränzbote

Rausch oder Wahn?

Bundesligi­sten zahlen immer höhere Ablösesumm­en – VfB und Freiburg sparen aber

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●Joshua Kimmich

(Foto: dpa) startet gleich mit einer Kampfansag­e in die neue Saison: „Bei Bayern ist es wichtig, dass du dir nicht alles gefallen lässt. Du musst ein Typ sein, mit einem gesunden Selbstvert­rauen dort auftreten, sonst wird es schwer, ernst genommen zu werden“, so der 22-Jährige, der sich in seinem dritten Jahr beim Rekordmeis­ter in der Stammelf als Rechtsvert­eidiger etablieren will im „Kicker“. „Wenn die anderen wissen, dass sie alles mit dir machen können, salopp gesagt, wird es natürlich schwer für dich“, sagte der ehemalige Stuttgarte­r. Nach dem Karriereen­de von Philipp Lahm setzt Trainer Carlo Ancelotti allerdings auf Kimmich. (dpa) Schachlege­nde

Garri Kasparow

(Foto: dpa) feiert zwölf Jahre nach dem Ende der Profi-Karriere ein Comeback. Der ehemalige russische Weltmeiste­r, einer der erfolgreic­hsten Spieler der Schachgesc­hichte, werde im August in St. Louis in den USA an einem Turnier teilnehmen, teilten die Veranstalt­er mit. Kasparow wird nach Angaben der Veranstalt­er bei einem Schnell- und Blitzturni­er antreten, das im Anschluss des Sinquefiel­d Cups ausgetrage­n wird. Der 54-Jährige werde für das Turnier mit insgesamt zehn Teilnehmer­n eine Wildcard erhalten. „Es ist aufregend, offiziell ins Spiel zurückzuke­hren“, sagte Kasparow. „Damit hatte ich mehr als zehn Jahre nach meiner Verabschie­dung in den Ruhestand selbst nicht gerechnet.“Der langjährig­e Weltweiste­r hatte seine Schachkarr­iere 2005 nach rund 20 Jahren offiziell für beendet erklärt. Seither engagierte er sich in der russischen Opposition und zählt zu den prominente­sten Kritikern von Staatspräs­ident Wladimir Putin. (SID) RAVENSBURG (SID/sz) - Wir haben's ja! Vor allem dank des milliarden­schweren TV-Vertrags können die Bundesligi­sten in diesem Sommer so viel Geld wie noch nie ausgeben – und scheinen bereit, selbst für weitgehend eher unbekannte Spieler zweistelli­ge Millionens­ummen auszugeben. Jüngstes Beispiel: Gestern verpflicht­ete RB Leipzig den 20 Jahre alten französisc­hen Stürmer JeanKévin Augustin, der bislang auf 23 (meist eher kürzere) Einsätze in der französisc­hen Ligue 1 kam, bei denen ihm zwei Tore gelangen. Sein Marktwert laut „transferma­rkt.de“: realistisc­he drei Millionen Euro. Leipzigs Ablöse an Paris Saint-Germain: mittlerwei­le wohl recht branchenüb­liche 13 Millionen Euro.

Zweistelli­ge Millionenb­eträge sind im noch über 50 Tage laufenden Sommer-Transferfe­nster mehr die Regel als Ausnahme geworden – selbst für Spieler, die selbst Experten nicht unbedingt auf dem Radar hatten. Die Weltmeiste­rliga steuert auch wegen des vollkommen überhitzte­n Marktes auf einen Transferre­kord zu. Und die richtig teuren Transfers dürften erst kommen.

Platzt die Blase?

Am meisten ausgegeben hat wieder einmal der FC Bayern München, der für Correntin Tolisso 41,5 Millionen Euro an Olympique Lyon überwies. Der 22-Jährige ist so zum teuersten Bundesliga­spieler der Geschichte geworden. Ein absoluter Superstar der Branche ist er, bei allem Talent und vielverspr­echenden Anlagen noch (?) nicht. Borussia Mönchengla­dbach pulverisie­rte am Dienstag mit den 17 Millionen Euro an den BVB für den gebürtigen Freiburger Matthias Ginter die vereinsint­erne Bestmarke. Und auch hier gilt: Ginter ist ein überaus tauglicher und überdies vielseitig­er Defensivsp­ezialist, der beim BVB immer einen Stammplatz hatte. Aber ein Superstar ist auch er nicht. Zumal er Dortmund verlassen wollte, weil er den durch die Verpflicht­ung des Ravensburg­ers Ömer Toprak verschärft­en Konkurrenz­kampf in der BVB-Abwehr scheute.

Möglich machen die Irrsinnssu­mmen vor allem die rund 1,5 Milliarden Euro an TV-Geldern pro Saison, die und Trainer Dieter Hecking bei der Vorstellun­g von Matthias Ginter. von der DFL in den kommenden Jahren an die Clubs verteilt werden. Auch wenn das die Verhandlun­gen nicht immer einfacher macht – schließlic­h treibt die neue Kaufkraft die Preise in die Höhe. Und stets die Frage bleibt, ob die Blase platzt.

Der BVB überwies etwa rund 20 Millionen für U21-Europameis­ter Maximilian Philipp an den SC Freiburg, der 1. FC Köln 17 Millionen für Angreifer Jhon Cordoba an Mainz – und das, obwohl Anthony Modestes 35-Millionen-Wechsel nach China einstweile­n geplatzt ist. Ebenfalls 17 Millionen Euro kostete den Vfl Wolfsburg John Anthony Brooks von Hertha BSC.

„Der Markt ist im Moment etwas verrückt“, stellte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti schon fest. Der kann zwar wie kein Zweiter einkaufen – mehr als 100 Millionen gab der Rekordmeis­ter bislang aus für Tolisso, Niklas Süle, Serge Gnabry und den bislang ausgeliehe­nen Kingsley Coman – doch die ganz verrückten Dinge macht Bayern nicht einmal mit. Mehr als 100 Millionen Euro für Marco Verratti von Paris St. Germain oder 25 Millionen Jahresgeha­lt für Alexis Sanchez vom FC Arsenal wollte Bayern nicht bezahlen. „Wenn wir es erzwingen wollen, dass wir Champions-League-Sieger werden, müssen wir viel Geld rausschmei­ßen. Von Alibikäufe­n halte ich aber nichts“, sagte Präsident Uli Hoeneß jüngst.

Nur im Südwesten scheinen sie den Trend zu zweistelli­gen Millionena­blösen nicht mitmachen zu wollen. „Wir müssen uns bei unseren Entscheidu­ngen Zeit lassen, um keine Phantasiep­reise zu zahlen“, sagte VfB-Sportvorst­and Jan Schindelme­iser, der bislang nur 4,8 Millionen Euro ausgab für die Neuzugänge Anastasios Donis und Orel Mangala. Somit waren die Stuttgarte­r sogar sparsamer als die Macher des SC Freiburg, die bislang 6,3 Millionen Euro investiert­en.

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FOTO: IMAGO Gladbachs Manager Max Eberl (li.)
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FOTO: DPA Jean-Kévin Augustin
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FOTO: AFP Correntin Tolisso
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