Die Grenze des Machbaren ertasten
Frank Teufel stellt in der Draenert Orangerie seine Steinskulpturen aus
IMMENSTAAD/TUTTLINGEN (sz) Seit die Manufaktur Draenert sich mit ihrem Ausstellungsprogramm auf eine Jahresausstellung konzentriert, hat diese an Gewicht gewonnen. Selten hat eine Ausstellung so gut in das Haus, das so viel mit unterschiedlichsten Steinen arbeitet, gepasst wie die „Säge-Werke“des Tuttlinger Künstlers Frank Teufel, die bis zum 30. September zu sehen ist.
Der gelernte Steinmetz und Steinbildhauer besuchte erst nach der Meisterprüfung die Kunstakademie in Ulm, weil der Vater, der schon in dritter Generation einen Steinbetrieb führte, auf eine solide Grundlage Wert legte. Frank Teufel steht voll dahinter, das Handwerkliche ist für ihn unabdingbar: „Kreativ-künstlerisch ist der Entwurf, die Ausführung ist Handwerk“, so Teufel.
Er arbeitet immer mit Vorzeichnung, „mit fester Form im Kopf“. Wenn das Ergebnis nicht so wird, wie er es im Kopf hatte, landet die Arbeit im Container. Allerdings habe er inzwischen so viel Erfahrung, dass das kaum mehr vorkomme. Ob das Werk gelungen sei, betrachte er nicht vom ästhetischen Gesichtspunkt aus, sondern das Thema müsse stimmen.
Teufels Thema war zunächst der Mensch. Relativ naturalistisch hat er begonnen, wie im ersten Katalog zu sehen ist. Immer mehr hat er sich dann aufs Wesentliche reduziert. Dabei ist er an einen Scheidepunkt gelangt: „Es machte für mich keinen Sinn mehr, den Menschen darzustellen, denn den gibt’s.“Die Frage war vielmehr: Was macht den Menschen aus? So kam er zu seinen heutigen Themen „Beziehung und Bewegung“, die er immer weiter minimiert. Beim Thema Beziehung meint er vor allem eine innere Zweierbeziehung, die sich nicht auf Mann und Frau beschränkt, sondern offen sei für Interpretation.
Die stark reduzierten, im Gegensatz zur Schwere des Materials filigran wirkenden Objekte ruhen in sich selbst, zeigen zugleich den Moment einer Bewegung, verkörpern Leichtigkeit. Es gibt hohe, schlanke Skulpturen, aber auch verschlungene, die den Blick magisch anziehen. Der Betrachter sucht die Idee, die dahinter steht.
Die Skulpturen befinden sich im Spannungsfeld von Leichtigkeit und Bewegung. Teufel liebt Marmore, die zwar etwas weicher, aber auch zerbrechlicher sind als Granit. Er arbeitet auch mit Basalt-Lava, einem porösen Stein aus der Eifel, dessen raue Struktur er durch die Oberflächenbearbeitung noch verstärkt, oder mit Kalksteinen und Travertinen.
Aus Steinbrüchen, die in den 60er-Jahren geschlossen wurden, hat er vom Vater noch wunderschöne Blöcke, wie zum Beispiel eine Platte aus feinporigem Tuffstein aus Oberndorf, ein faszinierender, weit weniger gewohnter Stein. Man glaubt dem Künstler, dass einige Werke unverkäuflich sind, weil sie ihm selbst noch so viel Freude bereiten, dass er sie nicht loslassen mag. Die Ausstellung ist bis 30. September jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.