Plattenkiste
Orden Ogan: Gunmen
D ie Welt ist nicht fair. Orden Ogan sind mit das Beste, was die deutsche Heavy-Metal-Szene zu bieten hat. Doch weder Plattenverkäufe noch die Größenordnung der Konzerte respektive Festivalauftritte werden der Qualität der Songs der 1996 gegründeten Band gerecht. Mit dem sechsten Studioalbum „Gunmen“(AFM Records) liefern Orden Ogan ihre bislang beste Scheibe ab und toppen somit auch nochmal den ebenfalls saustarken 2015er Vorgänger „Ravenhead“. Eingebettet sind die zehn Songs in ein WesternFantasy-Konzept – Stephen Kings „Dunkler Turm“, der im August in die Kinos kommt, lässt grüßen.
Das Talent, emotional ergreifende Refrains zu schmieden, bewiesen Sänger und Gitarrist Sebastian „Seeb“Levermann bereits auf früheren Alben mit Songs wie „The Things We Believe in“oder „F.E.V.E.R.“. Diesmal haben sie sich allerdings selbst übertroffen und fügen ihrem Repertoire ein paar neue Klassiker mit Live-Gänsehautgarantie hinzu. So etwa das dramatische „Fields of Sorrow“, das von Liebe und Tod handelt. In „Come With Me to The Other Side“liefert eine alte Bekannte Gast-Vocals: Liv Kristine (früher bei Leaves’ Eyes und Theater of Tragedy). Die Chöre mögen zwar durchweg bombastisch sein, doch Orden Ogan kriegen immer die Kurve, dann hämmert wieder die Doublebass, dann föhnt die Stromgitarre einem wieder die Headbanger-Frisur zurecht. Es gibt auch Stimmen, die das zu viel finden. Aber wer der Band aus diesem Hymnenreichtum einen Strick drehen will, der sollte vielleicht generell einen Bogen um die Musik des Quartetts machen. Live: 13.7. Balingen, Bang Your Head; 2.11. Ludwigsburg, Rockfabrik. (dre)
Jessica Lynn: Look at Me That Way
J essica Lynn wird in ihrer Heimat USA bereits als Shania Twains („You’re Still the One“, „That Don’t Impress Me Much“) Nachfolgerin gefeiert. Und tatsächlich lassen sich beim Hören ihrer drei Songs auf der neuen EP „Look at Me That Way“große Ähnlichkeiten zu der kanadischen Country- und Popsängerin erkennen.
Die New Yorkerin Jessica Lynn ist in den vergangenen Jahren bereits mehrfach erfolgreich durch die USA getourt. Sie durfte zweimal im Madison Square Garden in New York die amerikanische Nationalhymne singen und komponierte mit Songschreibern aus Nashville. Die Songs der 27-Jährige transportieren gute Laune und gehen gleich ins Ohr und bei manchen sicher auch ins Bein – ganz so wie es bei Country eben sein soll.
Aufpassen sollte sie nur, dass sie nicht nur als Nachfolgerin und Kopie von Shania Twain gesehen wird, sondern sie ihren eigenen Stil entwickelt. (mek)