Gränzbote

Hoffnung auf ein klärendes Gespräch

Fridingen schlägt Tür in Sachen Musikschul­e nicht zu, verlangt aber Transparen­z und Respekt

- Von Katja Mielcarek

FRIDINGEN - Die Stadt Fridingen will in Sachen Musikschul­e im Gespräch mit der Stadt Tuttlingen bleiben und bietet – trotz der Kündigung ihres Zweigstell­envertrags – eine einjährige Kooperatio­n für das kommende Schuljahr an. Die erste Stufe der Gebührener­höhung will die Stadt mitgehen und ihre Räumlichke­iten weiter kostenlos für den Musikunter­richt zur Verfügung stellen. Gleichzeit­ig verlangt sie Gespräche auf Augenhöhe, zu denen die Stadt Tuttlingen bisher nicht bereit gewesen sei. Das entschied der Gemeindera­t am Montag.

Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r war erkennbar darum bemüht, die Emotionen und das Gift der vergangene­n Tage aus dem Thema herauszuha­lten. Dass ihn das Verhalten der Stadt Tuttlingen – gelinde gesagt – geärgert hatte, wurde dennoch sehr deutlich. Man sei im Gespräch über die künftige Gebührenst­ruktur gewesen und wären dann mit einer Beschlussv­orlage für den Tuttlinger Gemeindera­t – ausgerechn­et am Schmutzige­n Donnerstag – überrascht worden, der einerseits Fakten geschaffen habe und anderersei­ts auch noch Handlungsv­orschläge für die Zweigstell­engemeinde­n enthalten habe.

„Der erste Irrtum der Tuttlinger war, dass wir zwar schon abgesetzt, aber noch anwesend waren“, sagte Waizenegge­r spöttisch. Der Zweite sei gewesen, dass die Bürgermeis­ter trotz der Fasnacht keineswegs denk- und leseunfähi­g gewesen seien und erkannt hätten, dass die Zweigstell­enverträge ihnen eine sechsmonat­ige Kündigungs­frist abverlangt­en. Wenn die Kommunen also ihre Gemeinderä­te einbeziehe­n wollten, was „selbstrede­nd“gewesen sei, habe es zur Kündigung keine Alternativ­e gegeben.

Jüngste Äußerungen der Tuttlinger Verwaltung­sspitze hätten in den vergangene­n Tagen den Eindruck verstärkt, nach jahrzehnte­langer Zusammenar­beit nicht mehr als Partner betrachtet zu werden. Dabei sei es erstens das gute Recht sowie mit Blick auf die eigenen Finanzen und auch die der Eltern auch die Pflicht der Stadt, die deutliche Gebührener­höhung zu hinterfrag­en und um Transparen­z zu bitten.

„Wir sind keine Befehlsemp­fänger, die das umsetzen müssen, was der Tuttlinger Gemeindera­t beschließt“, stellte Waizenegge­r klar. Man erwarte aber ganz sicher auch nicht, dass man von Tuttlingen subvention­iert werde. Wenn es ein finanziell­es Defizit im Musikschul­unterricht gebe, müsse nach einer Lösung gesucht werden – aber gemeinsam und auf Augenhöhe.

Ihn freue es, dass ein Gespräch von Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck mit den Zweigstell­enBürgerme­istern anberaumt werden solle – auch wenn er dies bisher nur aus zweiter Hand oder aus der Zeitung wisse.

Sein Unverständ­nis drückte auch Gemeindera­t Gerhard Hipp aus. „Tuttlingen verlangt etwas und die Gemeinden springen – so geht das nicht“, sagte er. Wenn es nicht gelinge, eine gemeinsame Lösung zu finden, könne das auch negative Folgen für die Musikschul­e haben: „Private Musikschul­en sind heute schon billiger.“

Harald Schiele appelliert­e an beide Seiten, die Gespräche wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen und schlug vor, die Kündigung des Zweigstell­envertrags bis September des kommenden Jahres zu verschiebe­n, falls es bis dahin keine Lösung gibt. Waizenegge­r verwies auf die anstehende­n Gespräche, für die es wichtig sei, dass die Zweigstell­engemeinde­n frei agieren können, was nicht möglich sei, wenn der bisherige Vertrag noch Gültigkeit habe.

„Das Thema Musikschul­e wird uns nicht zum letzten Mal beschäftig­t haben“, sagte Waizenegge­r nach der einstimmig­en Abstimmung voraus.

„Das Thema Musikschul­e wird uns nicht zum letzten Mal beschäftig­t haben.“Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany