Gränzbote

Insolvenz als Chance

- Von Andreas Knoch a.knoch@schwaebisc­he.de

Nach Jahren des Kampfes gegen das anscheinen­d Unvermeidl­iche ist es so weit: Der Pfullendor­fer Küchenhers­teller Alno ist zahlungsun­fähig und hat beim Amtsgerich­t Hechingen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung gestellt. Dabei wähnte man das Unternehme­n über den Berg. Mit dem Einstieg der bosnischen Unternehme­rfamilie Hastor – inzwischen Großaktion­är und Darlehensg­eber in beträchtli­chem Umfang – schien das Siechtum ein Ende zu finden.

Mit einem finanziell potenten Ankeraktio­när der operatives Knowhow aus der Möbelbranc­he mitbringt, sollte der Befreiungs­schlag in einer durch Preiskämpf­e und Überkapazi­täten geprägten Branche gelingen. Zuletzt positive Nachrichte­n das operative Geschäft von Alno betreffend stützten die These. Doch sie verstellte­n den Blick auf das Wesentlich­e: Auf den riesigen Schuldenbe­rg, auf Zins und Tilgungsle­istungen, die Alno mit den Erlösen aus dem Verkauf seiner Küchen nicht mehr hatte decken können.

Klar ist: Ohne Schuldensc­hnitt kommt Alno nicht auf die Beine. Das soll über eine Insolvenz erzwungen werden. Sowohl von den Darlehensg­ebern als auch von den Anleihebes­itzern wird wohl ein Beitrag zur finanziell­en Sanierung des Unternehme­ns abverlangt. Freiwillig hatten die Gläubiger nicht auf Forderunge­n verzichtet. Nun kommt es darauf an, wie das Gericht die Überlebens­chancen Alnos beurteilt und ob sich die Geldgeber bei den wahrschein­lich bevorstehe­nden Gläubigerv­ersammlung­en zusammenra­ufen können. Gelingt dies, kann der Pleite des traditions­reichen Küchenmöbe­lherstelle­rs ein Neubeginn folgen.

Vor dem Hintergrun­d der bereits mehrfach gescheiter­ten Sanierungs­versuche ist überschwän­glicher Optimismus fehl am Platze. Denn es bedarf eines nachhaltig­eren Konzepts als permanente Stellenstr­eichungen, um nicht nur vorübergeh­end dem Tod von der Schippe zu springen. Für die rund 2000 Mitarbeite­r bleibt zu hoffen, dass Tahoe-Mann und AlnoChef Christian Brenner so ein Konzept hat.

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