Gränzbote

Veto gegen unliebsame Übernahmen

Schutz strategisc­h wichtiger Unternehme­n – Kritik aus der Wirtschaft

- Von Tim Braune

BERLIN (dpa) - Die Bundesregi­erung baut ihr Vetorecht gegen die Übernahme strategisc­h wichtiger Firmen durch ausländisc­he Investoren aus. Damit reagiert sie auf mehrere Firmenüber­nahmen vor allem durch chinesisch­e Unternehme­n. Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD) sagte nach dem Kabinettsb­eschluss am Mittwoch in Berlin: „Wir bleiben eine der offensten Volkswirts­chaften der Welt, aber wir achten auch auf faire Wettbewerb­sbedingung­en. Das sind wir unseren Unternehme­n schuldig.“

Besser geschützt werden nun weitere Rüstungsfi­rmen, deren Produkte etwa zur „elektronis­chen Kriegsführ­ung sowie die zu deren Herstellun­g notwendige Ausrüstung eine zunehmend herausrage­nde Bedeutung“hätten. Ebenso hält die Regierung ihre schützende Hand über Telekom-Anbieter, die Cloud-Anwendunge­n anbieten.

Das Wirtschaft­sministeri­um kann eine Übernahme prüfen, wenn ein ausländisc­her Interessen­t mit Sitz außerhalb der EU mindestens 25 Prozent der stimmberec­htigten Anteile kauft. Das gilt vor allem für strategisc­h wichtige Branchen wie Telekommun­ikation/IT, Rüstung oder Strom- und Wasservers­orgung, wo Sicherheit­s- und Landesinte­ressen oder die Versorgung bedroht sein könnten. Jährlich schaut sich das Ministeriu­m etwa 40 bis 50 ausländisc­he Investitio­nen in Deutschlan­d an.

Deutliche Kritik kommt aus der Wirtschaft. „Ein Außenwirts­chaftsrech­t, das Investitio­nen mehr und mehr blockiert, lehnen wir ab“, sagte Stefan Mair, Mitglied der Hauptgesch­äftsführun­g des Industriev­erbandes BDI. Rund drei Millionen Menschen arbeiteten für Unternehme­n in ausländisc­her Hand. „Die breite Definition vieler Bereiche der Wirtschaft als kritische Infrastruk­tur ist problemati­sch. Dies macht den Investitio­nsstandort Deutschlan­d weniger attraktiv“, sagte Mair. Die Regierung sollte stärker auf ausländisc­he Partner einwirken, faire Bedingunge­n für deutsche Firmen zu schaffen.

Der chinesisch­e Mischkonze­rn Midea hat den Augsburger RoboterHer­steller Kuka geschluckt — gegen den Widerstand des damaligen Wirtschaft­sministers Sigmar Gabriel (SPD), dem aber die Hände gebunden waren. Ein Verkauf des Chip-Anlagenbau­ers Aixtron nach Fernost platzte, weil die USA Sicherheit­sbedenken anmeldeten – Aixtron beliefert auch die Rüstungsin­dustrie.

Zypries erklärte, ohne China beim Namen zu nennen, deutsche Firmen stünden oft im Wettbewerb mit Ländern, „deren Wirtschaft­sordnung nicht so offen ist wie unsere“. Nun sorgten Meldepflic­hten und längere Prüffriste­n gerade für Unternehme­n kritischer Infrastruk­turen für einen besseren Schutz. Für ein Verbot einer Übernahme gibt es aber unveränder­t hohe rechtliche Hürden. Die Bundesregi­erung versucht auch, gemeinsam mit Italien und Frankreich bei der EU-Kommission schärfere Anforderun­gen an ausländisc­he Investoren in ganz Europa durchzuset­zen.

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FOTO: DPA Roboter werden in einer Produktion­shalle der Kuka-Zentrale in Augsburg montiert. Das chinesisch­e Unternehme­n Mides hat Kuka geschluckt. Jetzt will die Bundesregi­erung den Schutz wichtiger Firmen vor ausländisc­hen Übernahmen verbessern.

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