Gränzbote

„Wir haben bis zuletzt gerungen“

Guido Wolf (CDU) über die Standorten­tscheidung des Polizeiprä­sidiums der Region

-

TUTTLINGEN (cg) - Einige Fragen zur Standortfr­age des Polizeiprä­sidiums stellte unser Redakteur Christian Gerards am Mittwoch dem Tuttlinger Landtagsab­geordneten und Justizmini­ster Guido Wolf (CDU).

Herr Wolf, warum haben Sie es nicht geschafft, dass das Polizeiprä­sidium in Tuttlingen bleibt?

Wir haben bis zuletzt gerungen. Letztlich hat unser grüner Koalitions­partner, wie ja auch öffentlich kommunizie­rt, es zur Bedingung gemacht, dass das Präsidium in Konstanz bleibt. Hinzu kam, dass sich die Expertenko­mmission im Innenminis­terium aus polizeifac­hlicher Sicht für den Standort Konstanz ausgesproc­hen hat. Auch wenn sich mir dies nie recht erschlosse­n hat, so war das doch in der politische­n Auseinande­rsetzung ein starkes Argument. Alles zusammenge­nommen waren die Widerständ­e gegen den Standort Tuttlingen einfach zu groß.

Sehen Sie die Entwicklun­g als persönlich­e Niederlage an?

Selbstvers­tändlich bedrückt es mich, dass sich ein Teil der Verantwort­lichen nicht von den Vorzügen des Standorts Tuttlingen überzeugen ließ. Es ist aber Teil der Politik, dass sich im Ergebnis nicht alle Interessen durchsetze­n können.

Die Berechnung­sgrundlage für die Standorte in Tuttlingen und Konstanz sind ganz offenkundi­g so geschönt worden, dass sich Konstanz deutlich wirtschaft­licher darstellt als Tuttlingen. Wie kann es sein, dass Politiker auf einer solchen Grundlage diese Entscheidu­ng getroffen haben?

Diese Frage ist an die zu richten, die wir mit unseren Sachargume­nten nicht überzeugen konnten.

Benennen Sie doch einmal die polizeilic­hen Vorteile von Konstanz gegenüber Tuttlingen.

Die Expertenko­mmission hat insbesonde­re darauf verwiesen, dass in Konstanz eine bereits ausgebaute Immobilie mit entspreche­nder Ausstattun­g vorhanden ist.

In Sachen Polizeiref­orm waren Sie in den vergangene­n Wochen recht defensiv unterwegs mit der Begründung, dass Sie als Minister eine besondere Verantwort­ung haben. Das ist aber etwa in Sachen Verkehr oder Donau-Abstau nicht der Fall, in der Sie als Abgeordnet­er klar Position beziehen. Wie passt das zusammen?

Ich habe mich mit allem Nachdruck für den Standort Tuttlingen eingesetzt. In Stuttgart wird mir ja auch von manchen genau das Gegenteil vorgeworfe­n: Dass ich für ein Regierungs­mitglied zu sehr für meinen Wahlkreis gekämpft habe. Ich habe in zahlreiche­n Gesprächen und Runden mit Sachargume­nten für Tuttlingen geworben. Diese sind naturgemäß meist nicht öffentlich. Wir sollten nicht vergessen, dass wir – mit der Unterstütz­ung meiner Fraktion – deutlich mehr für Tuttlingen erreicht haben, als in den ersten Festlegung­en vorgesehen. Tuttlingen wird eine Kompensati­on erhalten, dazu hat die CDU-Fraktion sich eindeutig bekannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany