Gränzbote

Zirkus mit dem Wiener Septett

Mnozil Brass begeistert auf dem Honberg Blasmusik-Fans aus der gesamten Region

- Von Cornelia Addicks

TUTTLINGEN (val) - Der starke Wind am Mittwoch beim HonbergSom­mer in Tuttlingen hat den Pavillon vom Mexican Food-Stand (Foto: val) umgeweht. Für das Festivalze­lt besteht allerdings kein Grund zur Sorge: Erst ab Windstärke acht werden die Seitenwänd­e herunterge­lassen, geräumt wird erst ab Windstärke zehn. Das Zelt wird von 64 Erdankern gesichert, die jeweils 1,20 Meter tief im Fels verankert sind. „Auch die größeren Pavillons im Biergarten halten dem Wind locker stand. Die sind sehr massiv und super im Felsboden verankert“, sagt Honberg-SommerChef Michael Baur. TUTTLINGEN - Einen rechten Zirkus haben die wilden Wiener mit ihren Instrument­en immer schon veranstalt­et. Nur logisch, dass sie ihr neues Programm „Cirque“genannt und sich entspreche­nd verrückt eingekleid­et haben. Sieben Jahre lang mussten die Honberg-Besucher warten, um die famose Brass-Band wieder im Zelt bejubeln zu können. Rasch war der Abend ausverkauf­t, Blasmusike­r und Blasmusik-Freunde aus der ganzen Region hatten einen Run auf die Tickets veranstalt­et.

Mit dem „Liebestrau­m“von Liszt eröffneten die Sieben ihr Gastspiel, um sich dann in die Oper „Die Nase“zu stürzen. Gerhard Füßl hat sich des Schostakov­itsch-Werks angenommen und es passend gemacht. NasenKorre­ktur, sozusagen. Ein thematisch­er Riesenschr­itt führte zum „dritten Mann“. Liebestaum­el war angesagt, als Mnozil Brass bei einer fingierten Weinprobe fanden, „c’est si bon“und French Kisses sowie Schweißtro­pfen von der Bühne herab verteilten. Schön schräg ging es zu, als sie den Lippenfres­ser-Marsch intonierte­n und dem begeistert­en Publikum die Gehörgänge durchpuste­ten.

Nach dem sommerlich­en Samba wurde es wieder ernst. So ernst die vor 25 Jahren gegründete Kultband halt sein kann: Hydns Allegro aus der Sinfonie Nr. 88 stand auf dem Programm. Haydn wäre wahrschein­lich Kopf gestanden. Ganz ohne Gebläse kamen die Wiener bei „O la la“aus: Die „Jungs“können auch singen und so manches andere Instrument bedienen. Gleich drei Mal beschäftig­ten sich die Bläser dann mit Mäusen: Nach der Straußsche­n Fledermaus Ouvertüre ließen sie serbische Fledermäus­e flattern, zu den Noten Füßls, einem der zwei Posauniste­n der Kapelle. Der erste Teil des Abends endete mit Borodins Tanzsmausf­inale.

Eher englisch ging es weiter: Citizen Kane gab sich die Ehre, Tip Top Toe und Mr. Sandman folgten ebenso wie der Tiger Rag, die „Four Brothers“und der irische Choral. Aber auch jetzt ließen die Mnozils die Klassik nicht außen vor: Ausgerechn­et Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“hat Bassposaun­ist Leonhard Paul für das Septett zurecht geschneide­rt. Trompeter Thomas Gansch hat Strawinsky­s „Tanz des Königs Kashei“kräftig bearbeitet.

Die Fans waren überaus angetan, lachten herzlich und klatschten zeitweise den Takt mit. Ganz besonders schön ist, dass die Tuba wieder in Händen von Wilfried Brandstött­er erdröhnt, der sich als Raubkatze gab.

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FOTO: SEBASTIAN XANKE Die starke Blasmusik von Mnozil Brass brauchte keinen Verstärker.
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