Fridinger plant Krankenhaus im Irak
Hans Sattler versucht westliche Standards mit arabischen Bräuchen zu vereinen
FRIDINGEN - Hans Sattler aus Fridingen plant ein Krankenhaus nach westlichen Standards im Irak. Er soll das Bau-Projekt in der Stadt Kerbela begleiten, einen Kostenplan und die gesamte Inneneinrichtung zusammenstellen. Doch dabei prallen an vielen Stellen Welten aufeinander.
Das bestehende Krankenhaus in Kerbela wurde zerstört. Über einen Freund, den er nicht nennen möchte, bekam Sattler den Auftrag eines Scheichs namens Mahdi, ein neues Krankenhaus zu planen. „Er lässt mir dabei freie Hand. Er will am Ende einen fertigen Plan sehen“, sagt Sattler. Doch arabische Bräuche stellen den Chirurgiemechaniker-Meister vor Herausforderungen.
„Da müssen zum Beispiel Männer und Frauen getrennt werden: getrennte Eingänge, getrennte Notaufnahmen und Flure“, sagt Sattler. Das verkompliziere die Planungen für das ansonsten „typisch deutsche“Krankenhaus. Außerdem stellt Sattler die Inneneinrichtung und den Aufbau der Stockwerke im Moment noch ohne Baupläne zusammen. Durch den Fastenmonat Ramadan habe sich viel verzögert.
Schon einmal hat Sattler ein Krankenhaus im arabischen Raum eingerichtet. Damals habe der Bauherr des „Royal Hospitals“in Dubai auf Teppichboden im Krankenhaus bestanden. „Ich habe gesagt, das geht nicht. Die Keime aus dem Teppich bekommt man nie wieder heraus“, sagt Sattler. Doch der Bauherr habe nicht auf ihn gehört und mittlerweile sei das Krankenhaus geschlossen.
Sattler will auf Betteltour gehen
Für das Krankenhaus in Kerbela hat der Fridinger bereits Inneneinrichtung im Wert von 68 Millionen Euro zusammengestellt. Dabei liefert Sattler nichts selbst, sondern fungiert nur als Mittler, Berater und Planer. Den Hauptteil der Einrichtung bestellt Sattler aus Deutschland. Einige Instrumente kommen aus Tuttlingen. „Da werde ich dann auf Betteltour gehen“, sagt Sattler, denn er möchte Tuttlinger Unternehmen dazu bewegen, Instrumente für das Krankenhaus im Irak zu spenden.
„Die Zustände dort sind so furchtbar, das kann man sich nicht vorstellen. Es liegen mehrere Leute in einem Bett, und dann haben sie schon Glück, wenn es überhaupt ein Bett gibt“, sagt der Chirurgiemechaniker. Wenn es nach ihm ginge, würde er auch deutsche Ärzte nach Kerbela holen, denn die Ärzte dort seien schlecht ausgebildet. Doch der Visumsprozess sei schwierig.
„Es fehlt dort an allem. Auch Medikamente zum Beispiel und Vorräte. Deswegen habe ich auch eine Apotheke im Krankenhaus eingeplant.“Eigentlich wollte Sattler das Projekt bereits aufgeben und seinen Ruhestand genießen, doch er sei es den Menschen dort schuldig, alles zu tun, um die Zustände zu verbessern.
Bald will Sattler in den Irak fliegen und sich mit seinen Geschäftspartnern treffen. Dort sollen die Planungen voran gehen und dann entscheide der Bauherr, ob er mit Sattlers Konzept einverstanden sei.