Kirchengemeinde darf mitreden
Diskussion um Neubau und Verkauf des Brenz-Hauses geplant - Entscheidung vertagt
TROSSINGEN - Johannes-Brenz-Gemeindehaus, Bonhoeffer-Haus und Pfarrhaus Süd verkaufen und dafür einen modernen Neubau bei der Martin-Luther-Kirche errichten - soweit der Plan des evangelischen Kirchengemeinderats. Doch der liegt einigen Gemeindemitgliedern schwer im Magen. Der Rat verschiebt deshalb die endgültige Entscheidung über das Immobilienkonzept bis zum Herbst.
Eigentlich, sagt Martin-Ulrich Messner, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, hätte der Entschluss noch vor den Sommerferien fallen sollen. „Aber wir nehmen die Gemeinde ernst“, fügt er hinzu, „und wollen deshalb die Meinung aller Gemeindemitglieder hören, die wir erst reflektieren möchten, bevor wir entscheiden.“Messner bezieht sich damit auf den Widerstand von Gemeindemitgliedern wie zum Beispiel Günter Deeg und Hermann Maier, die eine Unterschriftenaktion gegen die Neubau-Pläne gestartet haben (wir haben berichtet). Wie Pfarrer Torsten Kramer mitteilt, findet deshalb am Dienstag, 18. Juli, ab 19.30 Uhr im großen Saal des Brenz-Gemeindehauses eine offene Diskussionsrunde statt, zu der die gesamte Gemeinde eingeladen ist.
Zusätzlich hat der Kirchengemeinderat eine 12-seitige Infobroschüre erstellt, die, so Pfarrer Kramer, über „die Hintergründe und den Werdegang des Entscheidungsprozesses zur Immobilienkonzeption informiert“und alle Zahlen aufschlüsselt. Außerdem geht die Broschüre Hier könnte ein neues Gemeindehaus enstehen: Pfarrer Torsten Kramer (links) und Martin-Ulrich Messner zeigen das Grundstück zwischen Bonhoeffer-Haus und Martin-Luther-Kirche. auf die offenen Fragen aus der Gemeindeversammlung ein, erläutert Messner: „Das war uns wichtig.“
Jugendarbeit braucht Platz
Die Sonderausgabe des Gemeindebriefs erläutert nochmals, dass der Oberkirchenrat die Gemeindeimmobilien nur weiter bezuschusst, wenn eines der Gebäude aufgegeben wird. „Im Kirchengemeinderat waren wir uns einig, lieber das Brenz- als das Bonhoeffer-Haus behalten zu wollen“, sagt Kramer. Damit stünde die Gemeinde aber vor dem Problem, dass sie zum Einen kein Gemeindehaus bei der Kirche mehr hätte, sondern drei voneinander isolierte Zentren. Zum Anderen sei es räumlich sehr schwierig, die Jugendarbeit derzeit im Bonhoeffer-Haus untergebracht - ins Brenz-Gemeindehaus zu integrieren, so Kramer. „Sinnvoll und zukunftsfähig ist ein Neubau.“Den würde auch der Oberkirchenrat unterstützen.
Bei aller nüchternen Überlegung: „Wir haben uns im Kirchengemeinderat schwer getan, denn ans BrenzHaus wollten wir nie gehen“, räumt Messner ein. Ein „Stück Heimat“nennt auch Kramer das Gebäude, mit dem der Kern der Kirchengemeinde aufgewachsen sei. Zwar wollte keiner der beiden die Unetrschriftenaktion Deegs und Maiers kommentieren, doch Messner räumte ein, aus dieser Sicht die Aktion verstehen zu können.
Überzeugt, dass ein neubau die richtige Lösung ist, sind die beiden trotzdem. „Für die Zukunft der Gemeinde ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um einen solchen Schritt zu gehen“, sagt Messner. Interessenten für Bonhoeffer-Haus und Brenz-Gemeindehaus gibt es schon: Letzteres würde die rumänisch-freikirchliche Gemeinde, die dort bereits eingemietet ist, kaufen, während die Kirchengemeinde das Grundstück behält und den Kindergarten ohne Einschränkungen weiter betreiben könnte.