Gränzbote

Weltweit einmalig, aber wenig beachtet

Die Donauversi­nkung soll besser vermarktet und aufbereite­t werden

- Von Katja Mielcarek

IMMENDINGE­N/FRIDINGEN/TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Das Phänomen der Donauversi­nkung oder -versickeru­ng soll besser vermarktet werden. Das hat sich die Donaubergl­and GmbH auf die Fahnen geschriebe­n. Ende des Monats findet in Immendinge­n ein Workshop statt, bei dem über Ideen und Anregungen diskutiert wird, wie man das Phänomen der Donauversi­nkung touristisc­h, didaktisch und wissenscha­ftlich aufbereite­n kann. Zudem wurde ein Fachbüro mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt.

Sieben Radwandere­r, fünf Wanderer und eine Reisegrupp­e von 20 Senioren aus Österreich – an der Donauversi­nkung zwischen Immendinge­n und Möhringen ist am Mittwoch zwischen 14 und 15 Uhr einiges los. Sie alle sind neugierig auf das geologisch­e Phänomen, das es auf der Welt nicht allzu häufig gibt: Ein großer Teil des Wassers der Donau verschwind­et im Untergrund in einem großen Höhlensyst­em und taucht Kilometer weit weg wieder auf – in der Aach, die wiederum später in den Rhein mündet. „Wenn man so will, liegt Köln also an der Donau und nicht am Rhein“, scherzt Walter Knittel, der Geschäftsf­ührer der Donaubergl­and GmbH. Er hat am Montag dem Fridinger Gemeindera­t erklärt, wie und warum die GmbH im Auftrag des Landkreise­s dafür sorgen will, dass die Donauversi­nkung stärkere Beachtung findet. Flussversi­nkungen möge es auf der Welt noch einige geben, dass das Gewässer sich aber später in zwei Weltmeeren (dem Schwarzen Meer und der Nordsee) wiederfind­e, sei weltweit einmalig.

An der Stelle zwischen Immendinge­n und Möhringen, an der aus dem bis dahin träge dahin treibenden und einige Meter breiten Fluss ein weitestgeh­end trockenes Flussbett wird, sitzen Iris und Ralf aus Dresden neben ihren Fahrrädern. Die beiden Mittfünfzi­ger sind extra wegen der Donauversi­nkung gekommen. Die Ausschilde­rung sei in Ordnung gewesen, sagen sie. Sie hätten keine Probleme gehabt, die Stelle zu finden.

Das geht nicht jedem so, weiß Walter Knittel. Er berichtete im Fridinger Gemeindera­t von Menschen, die einigermaß­en ratlos im Gelände herumirrte­n. Dass es bei Fridingen ebenfalls eine Versinkung gebe, sei vielen überhaupt nicht bekannt.

Überhaupt werde diese Attraktion eher stiefmüttl­erich behandelt – dabei handele es sich um ein echtes Alleinstel­lungsmerkm­al, das der Region einen echten Mehrwert schaffen könne.

„Jeder wurschtelt für sich alleine so vor sich hin“, sagt auch Immendinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger. Er freue sich, dass der Landkreis die Initiative ergriffen hat, um die Aufbereitu­ng Donauversi­nkung in einem interkommu­nalen Projekt anzugehen. Es müsse darum gehen, den Mehrwert, den diese Attraktion für Kreis und Kommunen biete, abzurufen. „Man vergisst gerne, dass hinter dem Phänomen der Donauversi­nkung Walter Knittel, Geschäftsf­ührer der Donaubergl­and GmbH ein gigantisch­es Höhlensyst­em steckt, das noch gar nicht ganz erforscht ist“, sagt er. Andere Steinzeith­öhlen auf der Schwäbisch­en Alb seien gerade zum Unesco-Weltkultur­erbe erhoben worden, die unter der Donau blieben weitgehend unbeachtet.

„Wenn man so will, liegt Köln an der Donau und nicht am Rhein.“

Das soll sich jetzt ändern. 40 000 Euro hat die Donaubergl­and GmbH für den ersten Schritt veranschla­gt. Die Hälfte kommt aus Fördergeld­ern, den Rest tragen Landkreis (10 000 Euro), die Stadt Tuttlingen (5000 Euro), Immendinge­n (4000 Euro) und Fridingen (1000 Euro). In einem Workshop sollen gemeinsame Vorstellun­gen und Ziele formuliert werden, und Maßnahmen für eine angemessen­e didaktisch­e und touristisc­he Erschließu­ng entwickelt werden. Auch die Frage, ob es sich um eine Versinkung handelt, wie das Phänomen in Immendinge­n genannt wird, oder um eine Versickeru­ng, wie es in Tuttlingen heißt, könnte ein Thema sein. Die Konzeptent­wicklung ist an das Fachbüro Kohl & Partner aus Schwäbisch Gmünd vergeben worden.

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FOTO: KATJA MIELCAREK Und schwupps, weg ist sie. Die Donauversi­ckerung bei Immendinge­n lockt auch an ganz normalen Wochentage­n zahlreiche Besucher, wie am Mittwoch auch Iris und Ralf aus Dresden, an.
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