Gränzbote

Instabilit­ät ist wieder Alltag

- Von Hendrik Groth

Die Brasiliane­r lieben Lichtgesta­lten, die sie wie Heilige verehren. Ob die Legenden im realen Leben wirklich so selbstlos unterwegs waren, wird häufig erst nach dem Ende ihrer aktiven Zeit hinterfrag­t.

Als Lula Präsident war, wurde er für Stabilität, Wachstum und eine spürbare Verringeru­ng der Armut gefeiert, auch wenn so mancher die Stirn runzelte darüber, dass ein Sohn Lulas – von Beruf Tierpflege­r in einem staatliche­n Zoo – plötzlich über Millionenr­eichtum verfügte. „Er ist eben ein Phänomen“, watschte der damalige Staatschef kritische Fragestell­er ab.

Jetzt droht Lula selbst die Gefängnisz­elle und Brasilien taumelt in die nächste Krise. Weite Teile der politische­n und wirtschaft­lichen Elite sind bestechlic­h oder bestechen. Die Frustratio­n vor allem im Mittelstan­d ist groß. Trotz der Proteste von Millionen von Brasiliane­rn halten sich vor allem die Partei- und Gewerkscha­ftsbosse an der Macht, gleichgült­ig ob links oder rechts. Jetzt hat es Lula erwischt. Es bedarf keiner magischen Glaskugel zu prognostiz­ieren, dass auch der aktuelle Präsident Michel Temer wegen Korruption stürzen wird. Politische Instabilit­ät gehört wieder zum Alltag.

Es ist tragisch: Brasilien war dabei, ein wichtiger Faktor der Weltpoliti­k zu werden. Nun nähert sich das Riesenland wieder dem Status einer Bananenrep­ublik an. h.groth@schwaebisc­he.de

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