„Linksextreme Gewalt wird von vielen marginalisiert“
CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach über seinen abgebrochenen Talkshow-Auftritt und die Hamburger Krawalle
BERLIN - Wolfgang Bosbach, CDUBundestagsabgeordneter und Innenexperte, verließ am Mittwochabend aus Protest die Talkshow „Maischberger“. Im Interview mit Andreas Herholz erklärt er den Grund für seine Aufregung.
Herr Bosbach, Sie haben mitten in der Sendung empört das Studio verlassen. Was war da los?
Es war die Kombination von unerträglichem Verhalten und jedenfalls für mich unerträglicher Argumentation von Frau Ditfurth, die mich zu der Überzeugung gebracht hat: So, jetzt reicht es aber wirklich. Ich hatte ja schon vorher gesagt: „Wenn sich nichts ändert, gehe ich“, und es wurde eher immer schwieriger.
Hat Frau Maischberger die Kontrolle über die Sendung verloren?
Ich mache Frau Maischberger überhaupt keinen Vorwurf. Sie hat sich redlich darum bemüht, Frau Ditfurth zu disziplinieren, leider vergeblich. Ich habe schon einen Herzschrittmacher und möchte keinen zweiten.
Ist die Ex-Grüne Jutta Ditfurth eine Ausnahme, oder wird linksextreme Gewalt generell verharmlost?
Linksextreme Gewalt wird nicht generell, aber von vielen, zu vielen, relativiert oder gar marginalisiert. Frau Ditfurth gehört dazu.
Wird die Polizei immer mehr zum Prügelknaben?
Wir registrieren seit Jahren eine stetig steigende Zahl von Angriffen auf die Polizei, aber auch auf Rettungskräfte und sogar Sanitäter. Deshalb haben wir ja auch vor Kurzem das Strafrecht verschärft, um strafrechtlich entsprechend reagieren zu können.
In Hamburg war von Staatsversagen die Rede. Läuft da etwas grundsätzlich falsch im Bereich der Inneren Sicherheit?
Die Verantwortung für die Gewaltexzesse in Hamburg trägt nicht die Polizei! Verantwortlich waren der Schwarze Block und die vielen Kriminellen, die mit hemmungsloser Brutalität agiert haben. Das Ergebnis: massiver Sachschaden, Plünderungen, 500 verletzte Einsatzkräfte. Für sie hat es jetzt ein Konzert gegeben. Folgt man der Argumentation von Frau Ditfurth, wonach die Gewalt nur von der Polizei ausging, müsste es eigentlich ein Konzert für den Schwarzen Block geben.
Welche Konsequenzen müssen nach den Ausschreitungen von Hamburg gezogen werden?
Wichtig wären ein parteiübergreifender Konsens, gegen jede Form von politisch motivierter Gewalt entschlossen vorzugehen, keine Duldung von rechtsfreien Räumen und nicht der Polizei in den Rücken fallen – ihr den Rücken stärken.