Gränzbote

Zwei Daimler-Motorreihe­n unter Verdacht

Bundesverk­ehrsminist­er Dobrindt (CSU) lässt Dieselfahr­zeuge untersuche­n

- Von Nico Esch und Oliver Schmale

STUTTGART (dpa) - Der Autobauer Daimler gerät im Abgasskand­al immer mehr in Bedrängnis. Der Vorwurf ist nicht neu, wohl aber die Dimension. Demnach geht die Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft dem Verdacht nach, dass die beiden Motorreihe­n OM 642 und OM 651 mit einer illegalen Abschaltei­nrichtung ausgestatt­et wurden. Die beiden Motoren sollen bei Daimler in mehr als einer Million Autos eingebaut worden sein.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) lasse die Fahrzeuge nun auf Abgasmanip­ulationen untersuche­n. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) werde Daimler-Modelle überprüfen, die mit einer illegalen Software programmie­rt sein sollen, berichtete­n „Süddeutsch­e Zeitung“, WDR und NDR am Donnerstag unter Berufung auf Ministeriu­mskreise.

Laut Bundesverk­ehrsminist­erium hatte die Diesel-Untersuchu­ngskommiss­ion Daimler-Vertreter zu einer Sondersitz­ung eingeladen, um den Vorwürfen nachzugehe­n. Die Kommission war nach dem VW-Skandal eingesetzt worden und hatte auffällige Abgaswerte auch bei anderen Hersteller­n entdeckt, darunter Daimler.

„Wir haben die Arbeit der Behörden in der Vergangenh­eit stets unterstütz­t und werden dies auch künftig tun“, erklärte der Konzern. Der Fall beschäftig­t Daimler schon seit einiger Zeit – anfangs nur in den USA, seit Ende März ermittelt aber die heimische Justiz wegen Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung gegen Mitarbeite­r. Zwei sind namentlich bekannt, hinzu kommen weitere unbekannte, wie die Ermittler bestätigte­n. Im Mai wurden verschiede­ne Standorte durchsucht. Der entspreche­nde Gerichtsbe­schluss ist Grundlage eines Berichts von „Süddeutsch­er Zeitung“, WDR und NDR. Demzufolge soll Daimler von 2008 bis 2016 in Europa und den USA Fahrzeuge mit unzulässig hohem Schadstoff­ausstoß verkauft haben. Daimler hat immer betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben. Der Streitpunk­t ist – wie bei den anderen Hersteller­n – ein Thermofens­ter, das die Abgasnachb­ereitung in bestimmten Temperatur­bereichen herunterre­gelt. Wie auch andere Hersteller hatte sich Daimler mit dem Kraftfahrt-Bundesamt darauf geeinigt, 247 000 Fahrzeuge freiwillig zurückzuru­fen, um die Technik anzupassen. Abgasmanip­ulationen sind Daimler bisher nicht nachgewies­en worden.

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FOTO: DPA Auch Daimler gerät immer mehr in Bedrängnis.

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