Zwei Daimler-Motorreihen unter Verdacht
Bundesverkehrsminister Dobrindt (CSU) lässt Dieselfahrzeuge untersuchen
STUTTGART (dpa) - Der Autobauer Daimler gerät im Abgasskandal immer mehr in Bedrängnis. Der Vorwurf ist nicht neu, wohl aber die Dimension. Demnach geht die Stuttgarter Staatsanwaltschaft dem Verdacht nach, dass die beiden Motorreihen OM 642 und OM 651 mit einer illegalen Abschalteinrichtung ausgestattet wurden. Die beiden Motoren sollen bei Daimler in mehr als einer Million Autos eingebaut worden sein.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lasse die Fahrzeuge nun auf Abgasmanipulationen untersuchen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) werde Daimler-Modelle überprüfen, die mit einer illegalen Software programmiert sein sollen, berichteten „Süddeutsche Zeitung“, WDR und NDR am Donnerstag unter Berufung auf Ministeriumskreise.
Laut Bundesverkehrsministerium hatte die Diesel-Untersuchungskommission Daimler-Vertreter zu einer Sondersitzung eingeladen, um den Vorwürfen nachzugehen. Die Kommission war nach dem VW-Skandal eingesetzt worden und hatte auffällige Abgaswerte auch bei anderen Herstellern entdeckt, darunter Daimler.
„Wir haben die Arbeit der Behörden in der Vergangenheit stets unterstützt und werden dies auch künftig tun“, erklärte der Konzern. Der Fall beschäftigt Daimler schon seit einiger Zeit – anfangs nur in den USA, seit Ende März ermittelt aber die heimische Justiz wegen Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung gegen Mitarbeiter. Zwei sind namentlich bekannt, hinzu kommen weitere unbekannte, wie die Ermittler bestätigten. Im Mai wurden verschiedene Standorte durchsucht. Der entsprechende Gerichtsbeschluss ist Grundlage eines Berichts von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR. Demzufolge soll Daimler von 2008 bis 2016 in Europa und den USA Fahrzeuge mit unzulässig hohem Schadstoffausstoß verkauft haben. Daimler hat immer betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben. Der Streitpunkt ist – wie bei den anderen Herstellern – ein Thermofenster, das die Abgasnachbereitung in bestimmten Temperaturbereichen herunterregelt. Wie auch andere Hersteller hatte sich Daimler mit dem Kraftfahrt-Bundesamt darauf geeinigt, 247 000 Fahrzeuge freiwillig zurückzurufen, um die Technik anzupassen. Abgasmanipulationen sind Daimler bisher nicht nachgewiesen worden.