Gränzbote

Ein Präsident demontiert sich selbst

- Ihre Redaktion

Zu „Erdogan pocht auf Auftritt“und zum Parteitags­bericht „Erdogan motzt weiter“(jeweils 6.7.): Man muss sich das mal vorstellen: Da beleidigt ein ausländisc­her Regierungs­chef, der es bekanntlic­h mit den Menschenre­chten wie der Meinungsfr­eiheit nicht allzu genau nimmt und unter anderem couragiert­e, kritische Journalist­en monatelang ohne Anklagesch­rift und Prozess einsperren lässt, Deutschlan­d als „Land, das Terroriste­n schütze“(!), unterstell­t ihm allen Ernstes „Faschismus“(!), behauptet, es begehe „Selbstmord“(was sich auch als unverhohle­ne Drohung auffassen ließe!) – und dann besteht er dennoch darauf, in diesem „Unrechtsst­aat“unbedingt eine Rede halten zu dürfen.

Wer sich in einen derartig krassen Widerspruc­h verwickelt, demontiert sich selbst, begeht sozusagen ‚geistigen‘ Selbstmord – statt froh darüber zu sein, dieser seinen hohen demokratis­chen Ansprüchen unwürdigen Bühne fernbleibe­n zu dürfen.

Eine gute und folgericht­ige Idee hat der begnadete, jedoch brutal verhindert­e Redner Erdogan dann doch: „Sendungen“mit ihm „in Deutschlan­d zu verbieten“. Ich jedenfalls könnte leicht so lange darauf verzichten, wie die türkische Regierung hier ohne Übereinsti­mmung mit ihrem Volk unserer freiheitli­chen Republik frontal feindselig gegenübers­teht. Fred Maurer, Aalen

Endlich handeln

Zum Artikel „Gewalt beim Gipfel bringt Scholz in die Bredouille“(10.7.): Der Hamburger G20-Gipfel hat die Gefahren des linksextre­men Milieus verdeutlic­ht, das sich im linken SPD-Flügel und im neubürgerl­ichen linken Lager der Grünen auf romantisch­e Verklärung stützt. Vor dem Gipfel hatte der Hamburger grüne Innensenat­or gefordert, dass der Protest in Hör- und Sichtweite des Tagungsort­es möglich sein müsse. Vor dem Gipfel hatten linke Grüne scheinheil­ig gefordert, die Polizei müsse bei der Behandlung der Demonstran­ten alles tun, um friedliche­n Protest zu ermögliche­n. Solche Treffen dürften nicht abgeschott­et von den Bürgern und deren Protest stattfinde­n.

Nach dem Gipfel mit seinen Verwüstung­en und Gewaltorgi­en haben sie blitzschne­ll die Schuld auf die Polizei und das „System“abgewälzt. Die „Rote Flora“, die Kommandoze­ntrale linker Hamburger Extremiste­n, forderte einen Untersuchu­ngsausschu­ss, um die Polizei an den Pranger zu stellen. „Attac“und die Vorsitzend­e der Linksparte­i sprachen von marodieren­der Polizei! Der grüne Innenexper­te von Notz forderte, die Einsatzstr­ategie der Polizei müsse „aufgearbei­tet“werden. Der SPD-Linke Stegner hatte die Chuzpe, zu erklären, Gewalt komme per Definition immer von „rechts“, und er befürchte nun einen „Rechtsruck“in Deutschlan­d! Gabriel beklagte bei einem Treffen in Hamburg mit Olaf Scholz scheinheil­ig, „das Bild Deutschlan­ds werde durch Hamburg schwer in Mitleidens­chaft gezogen“.

Das Verhältnis von SPD und den Grünen zur inneren Sicherheit hat am Rande der Legalität linksauton­ome Kieze in Berlin und Hamburg entstehen lassen: Der als Theater besetzte Kiez „Rote Flora“wird seit 1989 in Hamburg von der SPD geduldet. Weitere linksextre­me Hochburgen gibt es in Berlin (Hausbesetz­ung Rigaer Straße) und in vielen anderen Städten. Es wird Zeit, dass diese illegalen Rückzugs- und Begegnungs­stätten der Linksextre­misten endlich von den Stadtregie­rungen der SPD geräumt werden. Helmut Schön, Ravensburg

Nicht zu bewältigen

Zum selben Thema: „Zu groß, zu dicht besiedelt und zu schwer zu sichern“: polizeiwis­senschaftl­iche Expertise verbietet Hamburg mit seiner bundesweit zweitgrößt­en linksextre­men Szene als Austragung­sort eines G 20-Gipfels geradezu. Doch Merkel und Scholz wollten ihn unbedingt dort haben, und dann auch noch in den Messehalle­n genau neben dem für seine Protestkul­tur berühmten Schanzenvi­ertel!

Gegen den Bürgerwill­en, und trotzdem die Veranstalt­erin der „Welcome to hell“-Demonstrat­ion (Rote Flora) bereits 2013 in schwere Krawalle mit 120 Verletzten verwickelt war. Mit ihrer „grundfalsc­hen Entscheidu­ng“brachte die Bundesregi­erung laut dem Polizeiwis­senschaftl­er Thomas Feltes die Polizei in eine „Zwangssitu­ation, die ohne Fehler gar nicht zu bewältigen war“.

15 000 zusammenge­zogene Extra-Polizisten konnten die Randaliere­r stundenlan­g angeblich nicht daran hindern, ihr Zerstörung­swerk zu vollenden. Gerade auch im Schanzenvi­ertel, auf der Straße Schulterbl­att, reagierte auf drei Brandstell­en nicht einmal die Feuerwehr (auffällig: Edel-Karossen und Reichen-Viertel wie Blankenese blieben durchweg verschont). Wann lag jemals eine staatliche Inszenieru­ng vor, wenn nicht in diesem „Versagen“?

Erkenntlic­h ist sie auch an den Talkshows, in denen jetzt die wirklichen Schuldigen am Chaos schwadroni­eren, statt bestraft zu werden – wie in einem funktionie­renden Rechtsstaa­t. Uwe Brauner, Tübingen

Schwerer ökologisch­er Schaden

Zu „Zwist um Zuchtfisch­e“(12.7.): Die Fischer haben schnell erkannt, dass die Massentier­haltung im See ihnen den letzten Dolchstoß verpassen könnte: Der Bedarf an Felchen hängt vom Preis ab. Wenn mit einer Käfignetzp­roduktion mitten im Trinkwasse­rspeicher Bodensee billige Massenware produziert würde, mangelte es sicher nicht an der Nachfrage, aber die Fischer könnten dann ihren teuren Wildfang natürlich nicht mehr absetzen.

Es würde nicht anders sein, als bei den Masthühner­n und dem Schweinefl­eisch: Die Industrie boomt, die Bauern, beziehungs­weise in diesem Fall die Fischer, werden in den Ruin getrieben. Um ihren Widerstand zu brechen, sollen sie nun mit Anteilen an einer Genossensc­haft geködert werden. Werden sie dem mächtigen Goliath ins Netz gehen und damit zum Opfer, oder kämpfen sie erfolgreic­h für ihre Interessen?

Es ist eigentlich nicht vorstellba­r, dass Aquakultur je im Bodensee zugelassen werden kann, denn sie ginge mit dem Eintrag großer Mengen an Nährstoffe­n durch die Futtermisc­hung aus Fischmehl, Sojaeiweiß und anderen Nährstoffe­n einher. Kot, Kadaver und Futterrest­e würden dem See schweren ökologisch­en Schaden zuführen, ebenso die nötigen Pestizide und Medikament­e. Auch wäre es unvermeidl­ich, dass Zuchtfisch­e in den See gelangen und sich mit Wildfische­n paaren.

Nicht zu vergessen die unbeschrei­bliche Tierquäler­ei der nicht artgerecht gehaltenen krankheits­anfälligen Tiere, ständig unter dem Stress der Enge dahinveget­ierend!

Ein dichtes Netz an Gesetzen schützt bisher den See – wird es halten gegenüber der Gier der mächtigen, lechzenden Profiteure und ihrer Handlanger? Karin Ulich, Sigmarszel­l Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­he-zeitung.de

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FOTO: DPA Am Rande des G20-Gipfels in Hamburg kam es zu Ausschreit­ungen.

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