Gränzbote

Medikament­e machen Abwasser teurer

Kläranlage­n müssen wohl nachrüsten – Acht Kilo Diclofenac fließen jährlich in die Donau

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Mikroverun­reinigunge­n durch Medikament­e und andere Chemikalie­n machen Flüssen und Seen zu schaffen, sagte Jürgen Hilscher, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es des Landkreise­s Tuttlingen, in der Sitzung des Betriebsau­sschusses Stadtentwä­sserung im Tuttlinger Rathaus. Er machte am Beispiel des Inhaltssto­ffes Diclofenac – ein gängiges Schmerzmit­tel – die Belastung deutlich: Rund acht Kilogramm, das entspreche 5700 Tuben oder 16 000 Schachteln, würden jedes Jahr im Bereich Tuttlingen in der Donau landen. „Und das ist nur ein Stoff von vielen.“

„Die Wissenscha­ftler sind besorgt“, stellte Hilscher in der Sitzung am Mittwoch fest. Denn die Fülle an Chemikalie­n mache das Problem. Auswirkung­en auf den Fischbesta­nd seien längst wissenscha­ftlich belegt. Verfahrens­techniken mit Aktivkohle werden bereits in einigen Kläranlage­n gegen diese Mikroverun­reinigunge­n eingesetzt.

Der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es rechnet damit, dass im nächsten Vierteljah­r entspreche­nde Vorgaben vom Umweltmini­sterium in die Ämter flattern. Dann müsste auch Tuttlingen seine Kläranlage nachrüsten. Mit Auswirkung­en auf den Endverbrau­cher: Zwischen 15 und 20 Cent pro Kubikmeter mache sich das bei der Abwasserge­bühr bemerkbar.

Schützen mit Kanalansch­luss

Das Schützenha­us der Schützenge­sellschaft Schönblick wird an die öffentlich­e Kanalisati­on angeschlos­sen, so Frank Bienert, Technische­r Leiter im Eigenbetri­eb Stadtentwä­sserung. Bislang werden alle Abwässer zentral in einer Abwassergr­ube gesammelt und über einen „Kanal auf Rädern“, wie es in der Vorlage für die Stadträte heißt, entsorgt.

Die Stadtwerke Tuttlingen erneuern die Trinkwasse­rleitungen zum Vereinsgel­ände und der dortigen Gastronomi­e. Die BnNetze wollen das Schützenha­us voraussich­tlich mit einer Erdgasleit­ung versorgen. Deshalb sollen die Arbeiten zusammen ausgeschri­eben werden. Die neue Kanalleitu­ng wird im Kreuzungsb­ereich Mühlsteigs­traße/Zufahrtsst­raße an das bestehende Abwasserne­tz angeschlos­sen und auf einer Länge von rund 230 Metern bis auf Höhe der Einfahrt des Schützenve­reins verlegt. Am Endschacht erfolgt der Anschluss des Schützenve­reins, der dafür eine Gebühr bezahlt.

Die Bau- und Planungsko­sten belaufen sich abzüglich eines Zuschusses des Regierungs­präsidiums (15 000 Euro) auf rund 112 000 Euro. Die Räte stimmten dem Vorhaben zu.

Kanal Röntgenstr­aße erneuern

Für geschätzte Kosten von 1,23 Millionen Euro sollen bis 2020 die Kanäle in der Röntgenstr­aße sowie der Semmelweiß-und Neuhauser Straße erneuert werden. Bei den starken Unwettern im Jahr 2014 wurden Teile des Stadtgebie­tes überflutet, weil die Kanäle überstaut waren. Auch sonst hat vor allem der Kanal Röntgenstr­aße immer wieder Probleme bereitet, so Oberbürger­meister Michael Beck. Da die Zusammenhä­nge im Kanalsyste­m sehr komplex seien, sagte Bienert, sei es wichtig, auch die Querverbin­dungen zu erneuern.

Die Rechenanla­ge der Kläranlage Tuttlingen ist nach 15 Jahren verschliss­en. Nun wird die Anlage ersetzt. Gleiches gilt für die Sandwascha­nlage in der Kläranlage Möhringen. Die Arbeiten für beide Maßnahmen sind in der Sitzung am Mittwochab­end für 282 000 Euro an den günstigste­n Bieter vergeben worden.

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FOTO: ALEXANDER STEIN/JOKER Die Fülle an Chemikalie­n in Flüssen und Seen machen vor allem Fischen zu schaffen.

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