Atemberaubend, wie Akrobatik sein sollte
Absolventen der Artistenschule Berlin zeigen ihr Können beim Honberg-Sommer
TUTTLINGEN - In luftiger Höhe schwingt eine junge Frau auf einem Stuhl, eine andere macht einen Spagat im vertikalen Netz, ein junger Mann jongliert angekettet an einer Autotür mit Bällen – beim HonbergVarieté haben zwölf Nachwuchs-Artisten ihr Können im ausverkauften Zelt gezeigt.
Unter dem Motto „On the Road“touren die Absolventen der staatlichen Artistenschule Berlin, die seit mehr als 60 Jahren junge Leute zu professionellen Artisten ausbildet, durch Deutschland. Traditionell beenden sie ihre Ausbildung mit einer Show. Das Konzept, die Regie und die Choreographie stammen von Tobias Fiedler.
Varieté – das ist die Kunst, ein vielfältiges Programm aus artistischen, tänzerischen, akrobatischen und musikalischen Elementen auf die Bühne zu bringen. Jede Vorstellung steht für sich, am Ende fügen sich die Auftritte der jungen Artisten zu einer großen Show zusammen.
Die zwölf Artisten stimmten die Besucher mit kleinen akrobatischen Elementen auf den Abend ein. Sie schlugen Räder, machten Hebefiguren und turnten an einer Straßenlaterne. Jeder der jungen Artisten zwischen 19 und 21 Jahren hatte sich auf ein Element spezialisiert.
Dass man auf einem Stuhl nicht nur sitzen kann, zeigte Giulia Reboldi. In der Mitte des Honberg-Zelts schwang sie zwischen den Zuschauern, mal hielt sie sich nur mit einer Hand, mal drehte sie sich kopfüber. „Wahnsinn“, war aus den Reihen des Publikums zu hören. Und bei jeder weiteren Figur, die die junge Artistin vorführte ging ein leises Raunen durch die Zuschauer, die jede ihrer Bewegung mit Klatschen quittierten.
Die Vorführung ist mehr als nur Akrobatik auf hohem Niveau, es ist zum Teil auch Schauspielerei. Eingebettet in kleinen Geschichten gehen die Vorstellungen der jungen Künstler fließend ineinander über. Mal fährt eine Artistin im Punk-Outfit über die Bühne, mal posiert eine junge Frau im Abendkleid. Pop- und klassische Musik wechseln sich bei den Soloparts der Artisten ab.
Angekettet an einer Autotür – zuerst mit einer Hand, dann mit der Jacke – jonglierte Florian Maertz mit Bällen. Angefeuert vom Klatschen des Publikums, nahm der Artist immer mehr und immer mehr Bälle. Höhepunkt seines Soloauftritts war, als er mit einer Autotür auf der Stirn balancierend jonglierte.
Harmonisches Trapez-Duo und Akrobatik am Luftring
Fließend ging sein Part in einen Tangotanz mit seiner Artisten-Kollegin Miriam van der Neut über, die kurze Zeit später in einem Netz von der Decke des Zelts hing, sich drehte und Spagat machte. Eine Mischung aus Kraft und Dynamik präsentierte Tim Kriegler an den Strapaten, zwei von der Decke hängende Bänder. Viel Balance bewies Jule Schuster auf dem Schlappseil. Die Bewegungen des Trapez-Duos Carina Guillermo und Leonid Bethäuser gingen harmonisch ineinander über. Eine etwas andere Art der Jonglage präsentierte Lukas Köster. Hoch hinaus ging es auch für Julia Grote. Sie zeigte Akrobatik am Luftring. Handstände in allen Formen machte Nicole Ster.