„Wir sind doch keine Räuberbande“
In der Diskussion um Windkraft in Balgheim zweifeln Kritiker an Verlässlichkeit von Zusicherungen
BALGHEIM - Ein Teil fachlich, ein Teil eher politisch. So lässt sich die rund zweieinhalbstündige Einwohnerversammlung zum Thema Windkraft in Balgheim zusammen fassen. Hier Teil 2 des Berichts.
Zum Thema Psychoakustik, also den subjektiven Wirkungen von Schall auf die Empfindungen des Menschen von Daniel Theiß befragt, sagte Prof. Carolin Herr, dass diese nicht mit gesetzlichen Regelungen und Grenzwerten zu fassen seien. So empfände mancher das Rauschen eines Wasserfalls als angenehm, ein anderer fühle sich belästigt. Auch lasse sich kaum unterscheiden, ob der Stress durch die objektive Quelle oder durch die Wahrnehmung derselben ausgelöst werde. Das gelte etwa bei Autobrummen oder Mobilfunk.
Daniel Dreizler, einer der Initiatoren des im September stattfindenden Bürgerentscheids fragte den NABUExperten Martin Köppel, warum man den Prozess zur Aufstellung von Windrädern fortführe. Man wisse doch „schon alles“, auch dass hier ein Dichtezentrum des Rotmilans existiere. Köppel: „Man weiß ein bisschen was“, aber erst ein Gutachten biete eine Grundlage zur Bewertung.
Franz Hafner wollten wissen, ob auf Privatfläche trotzdem Firmen ansiedeln könnten: Ja,, weil in der Verwaltungsgemeinschaft keine Windkraftstandorte ausgewiesen wurden. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, so Ingo Rüppel von Enercon. Überhaupt drehte sich die Diskussion mit den Bürgern zu einem erheblichen Teil um die Frage, ob es wirklich bei nur zwei Windrädern bleibe und irgendwann platzte Bürgermeister Helmut Götz der Kragen. „Wir sind doch keine Räuberbande, oder haben Sie den Eindruck, dass der Gemeinderat und ich Sie in den vergangenen Jahren über den Tisch gezogen haben? Ich tue seit Jahren was ich sage und ich habe nicht die Absicht, meine Bürger anzulügen.“Dafür gab es den ersten Zwischenapplaus.
Drei Kriterien der Gemeinde
Die Windkraftgegner hatten nämlich aus der Tatsache, dass Enercon sechs potenzielle Standorte auf Genehmigungsfähigkeit überprüfen lassen haben, abgeleitet, dass es nicht bei den versprochenen zwei bleibe. Götz erläuterte auf Frage von Helmut Ehrmann, dass der Gemeinderat drei Kriterien beschlossen habe: Keine Standorte an der Hangkante, Mindestabstand von 1000 Meter zu jeglicher Wohnbebauung und Beschränkung auf zwei Anlagen. Auf diese Kriterien habe sich Enercon eingelassen und verpflichtet. Das Ganze würde, wenn es zu einem Pachtvertrag käme, auch vertraglich festgelegt. Mehr noch, man werde vereinbaren, dass Enercon nicht auf private Grundstücksbesitzer zugehe.
Heiko Rüppel von Enercon sagte, dass Philosophie seines Hauses sei, Projekte nur mit den Gemeinden umzusetzen. „Energiewende geht nur mit den Menschen.“Wenn die Gemeinde keine Anlagen wolle, dann werde man sich zurück ziehen. „Wenn Sie oder Ihre Kinder irgendwann mal etwas anderes entscheiden, dann ist das etwas anderes“, sagte Rüppel dem Fragesteller.