Stadt will Wünsche der Göltener prüfen
Bürgermeister und Bürgerinitiative diskutieren bei Infoabend zu Wohnbau-Projekt
TROSSINGEN - Ende gut, alles gut im Wohngebiet Gölten? Bürgermeister Clemens Maier hat bei der Informationsveranstaltung zum geplanten Wohnbau-Projekt „Wohnen am Stadtgarten“am Mittwochabend jedenfalls angekündigt, verschiedene Forderungen der Anwohner zu prüfen: eine Tiefgarage und weniger Wohneinheiten beispielsweise. Der Abend endete damit trotz vereinzelter Emotionsausbrüche mit einer versöhnlichen Note.
Dabei schienen die Fronten im bis auf den letzten Stehplatz besetzten TG-Heim auf Hochfeld zunächst verhärtet: Der Bürgermeister verteidigte das 72 Wohneinheiten umfassende Projekt zwischen Stadtgarten, Arvenund Ginsterweg, die Gölten-Anwohner kritisierten es. Genauer: Sie kritisierten die verschlimmerte Verkehrsund Parklage sowie die verminderte Wohnqualität, die das Wohnprojekt aus ihrer Sicht mit sich bringt. Argumenten der Gegenseite zugänglich schien erstmal keine Seite.
Dass die Stadt ihre Lehren aus dem aus dem Ruder gelaufenen Kommunalpolitischen Abend der CDU Ende Juni (wir haben berichtet) gezogen hat, war deutlich: Bürgermeister Maier war bis ins Detail mit Zahlen, Grafiken und Statistiken vorbereitet. Versprechen, so eine seiner ersten Ankündigungen, könne er an diesem Abend gar nichts. Letzlich entscheide der Gemeinderat.
Viele der bereits öffentlich bekannten Argumente der Bürgerinitiative versuchte Maier, bereits zu Beginn zu entkräften. Polizei, Feuerwehr und DRK hätten bestätigt, in 25 Jahren nie ein Problem gehabt zu haben, ins Wohngebiet einzufahren, adressierte er beispielsweise die Kritik, Rettungswege würden durch die parkenden Autos blockiert. Die Feuerwehrzufahrt parallel der Einfahrt sei auf dem Plan sieben Meter breit, aber „wir haben gestern versucht, mit der Drehleiter durchzufahren und es ist tatsächlich eng“, sagte Maier. „Wir werden deshalb die Böschung abtragen, damit die Feuerwehrwagen wieder problemlos durchfahren können.“
Die Höhe der Gebäude? Bei vier Geschossen (entspricht inzwischen drei plus Dach) nur rund einen Meter höher als bei dem von den Anwohnern geforderten einen Geschoss weniger. Die Parkplätze? Mit 117, also 1,6 Stellplätzen pro Wohneinheit, weit Nicht überzeugt: Herbert Goebel (Mitte, stehend), einer der Sprecher der jüngst gegründeten Bürgerinitiative Gölten, hinterfragt die Ausführungen des Bürgermeisters. über den Anforderungen. Ein Kindergarten? Auf Gölten aufgrund der statistischen Bevölkerungsentwicklung nicht nötig. Die Automengen? Nach Verkehrsmessung mit rund 2000 Autos, die pro Tag rein- und rausfahren, nur die Hälfte von dem, was die Litschlesstraße stemme. Eine Auszubildende habe außerdem eine Woche lang geprüft, ob lange Staus an der Zufahrt zum Gebiet entstünden, so Maier, und das sei nicht der Fall.
Pläne nicht in Stein gemeißelt
Die Gölten-Anwohner wollten jedoch nicht, wie Helmut Jetter formulierte, „von oben mit Sprüchen abgespeist werden, sondern auf Augenhöhe reden“. Er erinnerte an die Zeit, als in Gölten Kriminalität an der Tagesordnung war und stellte fest, dass die Stadt es dem Gebiet schuldig sei, dass die Bebauung behutsam und vernünftig ablaufe, um nicht wieder soziale Brennpunkte zu schaffen. „Sie sind auch Bürgermeister Göltens“, sagte er zu Maier.
Dass auch die Gölten-Anwohner aus dem CDU-Abend gelernt haben, zeigte der geordnete Ablauf, in dem die Sprecher Helmut Jetter, Yannick und Volker Ositschan und Herbert Goebel den Protest der Initiative vortrugen: den Wertverlust ihrer Häuser, die Notwendigkeit einer zweiten Zufahrt und einer Tiefgarage für den neuen Wohnkomplex, den möglichen sozialen Brennpunkt, eine frühere Versprechung der Stadtverwaltung vor Maier, dass nur Reihenhäuser auf dem Grundstück gebaut werden sollten. Liefen die Wortmeldungen aus dem Publikum doch mal aus dem Ruder, schritt der Moderator - notfalls mit Glocke - ein.
Zwar kritisierte der Bürgermeister an einer Stelle, die Anwohner sollten „nicht alles einseitig in eine Richtung ziehen, nur um noch ein Argument dagegen zu haben“, aber in Stein gemeißelt sei in Sachen „Wohnen am Stadtgarten“noch nichts: „Man kann immer nachbessern und verändern.“
Was eventuell an den Projektplänen verändert werden könnte, will die Stadt jetzt „gerne prüfen“. Die Feuerwehrzufahrt, die defintiv ausgebaut werde, könnte möglicherweise als Einbahnstraße den Anwohnern zur Ausfahrt dienen. Ebenso stehen Tiefgarage und weniger Wohneinheiten auf Maiers Prüfzettel, der zeitnah abgearbeitet werden soll. Die Nachbesserungen werden dem Gemeinderat entweder bereits am 24. Juli oder nach den Sommerferien vorgelegt.