Der Druck auf Lambertz wächst
BUDAPEST (SID) - Als Henning Lambertz das Amt des SchwimmBundestrainers übernahm, strotzte er nur so vor Tatendrang. Er rief selbstbewusst das schon damals sehr ambitionierte Ziel aus, Deutschland wieder zur Schwimmnation Nummer 1 in Europa machen zu wollen. Und: „Ich bin kein Oberguru, der von oben herab bestimmt.“
Viereinhalb Jahre später ist die internationale Konkurrenz für die meisten deutschen Schwimmer immer noch außer Reichweite. Und die Kritik an Lambertz’ Kommunikationsund Führungsstil ist zum Teil scharf. Lambertz wehrt sich gegen die Vorwürfe, er weiß die Mehrheit im Deutschen Schwimm-Verband hinter sich – aber klar ist: Bei der WM in Ungarn von heute, Freitag, an steht der Chefbundestrainer Schwimmen so stark unter Druck wie nie. Lambertz ist von der fehlenden Aufbruchstimmung genervt. „Es geht immer ums Überzeugen, keiner macht etwas aus Vertrauen“, sagt der 46-Jährige: „Das ist mega-ermüdend. Es ist nicht so, dass ich es bereue, aber ich habe es mir leichter vorgestellt.“
Für große Kompromisse hat der Wuppertaler keine Zeit mehr – und wohl auch keine Lust. Dass das Beckenteam aufgrund der harten WMNormen nur 14 Athleten umfasst, sei „der traurige Ist-Zustand im deutschen Schwimmsport“. Sein Maßnahmenpaket mit einer stärkeren Zentralisierung, einem neuen Kraftkonzept und härteren Normen zieht Lambertz deswegen durch – auch wenn der Gegenwind rau ist.
Ins feste Trainerteam bis Olympia 2020 hat der Bundestrainer auch nur Leute berufen, „die eine Teamzusammenführung schaffen, die die Ideen mittragen, die sich an gemeinsame Absprachen halten“. Von den drei Medaillenkandidaten Marco Koch, Philip Heintz und Franziska Hentke ist kein Heimtrainer in Budapest dabei.