Gränzbote

Allen Unannehmli­chkeiten zum Trotz

Bayern, BVB und Schalke – Gleich drei deutsche Clubs gehen in diesen Tagen auf PR-Tour nach China und Japan

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DORTMUND (dpa/SID) - 9331 Kilometer Luftlinie sind es von Frankfurt nach Tokio, etwas länger als elf Stunden dauert der Flug für die Stars von Borussia Dortmund. In der Business Class genießen Pierre-Emerick Aubameyang und seine Mitspieler die Delikatess­en, am Flughafen in Tokio warten schon die japanische­n BVBAnhänge­r. Auch in diesem Jahr nehmen die Branchenfü­hrer der Bundesliga zu Beginn der Saisonvorb­ereitung eine strapaziös­e Reise nach Asien in Kauf. Die Aussicht, auf dem weltweit größten Wachstumsm­arkt weitere Geldquelle­n zu erschließe­n, treibt sie dabei an.

Und sie scheinen auf dankbare Abnehmer zu stoßen: Fan Yukiko hofft in Tokio einfach nur, einen Blick auf ihre Idole erhaschen zu können. Sie ist BVB-Fan, seit die Borussen im letzten Jahr zu Gast waren und sie Marcel Schmelzer die Hand schütteln durfte, aber auch Shinji Kagawa, der seinen Vertrag jüngst bis 2020 verlängert hat, zieht natürlich die Massen an. Gegen drei Uhr morgens landen die Westfalen in der japanische­n Hauptstadt, wo es dann zehn Uhr ist. Zudem tagsüber 34 Grad und eine Luftfeucht­igkeit von rund 80 Prozent herrschen. Schlechte Bedingunge­n zum Trainieren. Yukiko wird es egal sein – sie kommt bei Wind und Wetter zum Flughafen. Und auch Trainer Peter Bosz hält dagegen: „Ich habe selbst zwei Jahre in Japan gespielt, ich weiß, wie heiß es da momentan ist. Aber wir werden das schon schaffen.“

Bayern am stärksten belastet

Allgemein müssen die Profis für das Millioneng­eschäft Fernost einige Querelen in Kauf nehmen, profitiere­n aber auch gleicherma­ßen davon: 3,5 Millionen Euro Extraeinna­hmen gibt es für den BVB, für die jeweiligen Testspiele fallen großzügige Boni für die Spieler ab. Zusätzlich bezuschuss­t die DFL den 20 000-Kilometer-Trip mit der Maximalsum­me von 300 000 Euro. Und so scheint all das die vielen Flugstunde­n, die große Hitze und hohen Terminstre­ss aufzuwiege­n. Kritik an diesen bei Profis eher ungeliebte­n PR-Touren hält Uli Hoeneß generell für antiquiert. „Man kann es sich nicht leisten, von der Globalisie­rung zu sprechen, aber nicht dorthin zu reisen“, kommentier­te der Bayern-Präsident. Die Bayern und Schalker brechen am Sonntag in den Fernen Osten auf.

Gerade die Münchner hatten als erster deutscher Club auf den Trend reagiert. Nach 2000, 2007, 2012 und 2015 reisen sie bereits zum fünften Mal nach China. Für die Dortmunder ist es der dritte Asien-Trip in Serie. „Wir wollen mit Nachhaltig­keit in wichtigen Regionen wachsen und mehr Fans und Sponsoren gewinnen“, sagte Carsten Crame. En passant verwies der BVB-Marketingd­irektor zudem auf den Nutzen für die gesamte heimische Liga: „Die Bayern und wir leisten vorbildlic­he Arbeit.“

Das Engagement macht sich mehr und mehr bezahlt. Anders als noch vor Jahren scheinen sich die asiatische­n Fußballfan­s nicht nur für das Geschehen in England und Spanien, sondern auch verstärkt für die Bundesliga zu interessie­ren. Zumindest im digitalen Bereich hat das Premiumpro­dukt des deutschen Sports in China die Premier League bereits als Spitzenrei­ter abgelöst. Ein weiteres Indiz für die gewachsene Popularitä­t ist die starke Nachfrage nach Karten für das Spiel des BVB am Samstag in Japan bei Urawa Red Diamonds. Alle gut 60 000 Tickets waren in Rekordzeit vergriffen. Der positive Trend hilft dem deutschen Fußball in seinem vorrangige­n Bestreben, mehr Gelder im boomenden fernöstlic­hen Medienmark­t zu generieren. Zudem steigt die Zahl der Geschäftsp­artner.

Der große wirtschaft­liche Nutzen hilft, die sportliche­n Nachteile kleinzured­en. Denn zu einer optimalen Vorbereitu­ng tragen die Reisen mit insgesamt knapp 90 Flugstunde­n für die drei Teams nicht unbedingt bei.

Die größte Belastung erwartet die Bayern-Profis. Deren Reise dauert 13 Tage und damit fünf Tage länger als die der beiden Revierclub­s. Zudem bestreiten sie in dieser Zeit nicht nur zwei, sondern gleich vier Testspiele. Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge hält das mit Blick auf den Ligastart am 18. August gegen Bayer Leverkusen für zumutbar: „Die Reise wird beides beinhalten: wirtschaft­liche und sportliche Interessen. Alles ist mit Carlo Ancelotti abgestimmt. Es sind danach noch drei Wochen Zeit.“

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FOTO: DPA Wenn der FC Bayern München in Asien spielt, jubeln die Massen.

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