Gränzbote

Der „Wetterfros­ch“von Tuttlingen

Felix Störzbach wird heute 95 Jahre alt – Vorhersage­n für Gränzbote gemacht

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TUTTLINGEN (clst) - Der von vielen Tuttlinger­n liebevoll „Wetterfros­ch“genannte Felix Störzbach wird am Samstag 95 Jahre alt. Noch immer ist er rege und agil, kauft ein, kocht für seine Familie, kümmert sich um seinen Garten – und wenn er erzählt, dann blitzen die blauen Augen unternehmu­ngslustig und fröhlich.

Dabei hat Störzbach im Laufe der vergangene­n 95 Jahre viel erlebt – gute und schlechte Zeiten. Er ist ein echter Tuttlinger. Sein Vater führte hier ein großes Elektroges­chäft mit 25 Angestellt­en. Allerdings starb er, als Störzbach gerade fünf Jahre alt war, sodass sich seine Mutter alleine um die fünf Kinder kümmern musste.

Die Pflanzen und das Wetter haben Störzbach schon immer begeistert und so begann er nach der Schule bei der Gärtnerei Hosch eine Ausbildung. Durch den zweiten Weltkrieg wurde diese unterbroch­en. Störzbach kam zu den Gebirgsjäg­ern, war in den verschiede­nen Einsatzgeb­ieten unterwegs und wurde dabei auch mehrmals verwundet.

„1942“, erinnert er sich, „kam ich wieder zurück und beendete meine Lehre.“Er blieb noch etwa zwei Jahre, dann ging er nach Lörrach und Freiburg. Als es der Mutter nicht mehr so gut ging, beschloss er, nach Tuttlingen zurückzuke­hren, um sich um sie zu kümmern. Die Stadt suchte damals Mitarbeite­r für die Stadtgärtn­erei. Störzbach bewarb sich und bekam die Stelle. „Zu der Zeit standen an der Dammstraße, die heutige Nendinger Allee, noch viele Gewächshäu­ser, wo die Pflanzen für die Stadt selbst gezogen wurden“, erinnert er sich. „Ich habe die Leitung der Anzucht übernommen und während meiner rund 47-jährigen Tätigkeit bei der Stadtgärtn­erei zirka eine Million Pflanzen gezogen.“

Für das Wohl seiner Pflanzen beobachtet­e er aufmerksam das Wetter, dabei kam ihm auch der Zufall zugute. Der Tuttlinger Oberlehrer Himmelein hatte bereits seit den 1920erJahr­en Monat für Monat das Wetter – Temperatur, Niederschl­äge und vieles mehr – in Tuttlingen handschrif­tlich aufgezeich­net. Dieser fragte Störzbach Ende der 1950er-Jahre, ob er diese Tätigkeit nicht übernehmen wolle. Störzbach sagte begeistert zu und führte danach ausführlic­he Wetter-Tagebücher, die er zum großen Teil dem Heimatmuse­um Tuttlingen übergeben hat. „Irgendwann fragte dann der Deutsche Wetterdien­st bei mir an“, erzählt er. Und so kam es, dass die Daten der regelmäßig­en Tagebuchau­fzeichnung­en mehr als 40 Jahre lang als Unterlagen für den Deutschen Wetterdien­st dienten. Für diesen erstellte er auch pflanzenph­änologisch­e Protokolle, für die er fast täglich in die Natur musste, um die Entwicklun­g von bestimmten Pflanzenar­ten während der Jahreszeit­en genau und korrekt festzuhalt­en. Für seine langjährig­e Tätigkeit für den Deutschen Wetterdien­st wurde ihm schließlic­h das Bundesverd­ienstkreuz verliehen.

Außerdem war Störzbach noch als „Wetterfros­ch“des Gränzboten bekannt, für den er immer freitags die Wettervorh­ersage für das Wochenende vorbeibrac­hte. Immer mit im Gepäck: ein deftiges oder süßes Vesper für die Mitarbeite­r. Nicht vergessen werden dürfen auch seine regelmäßig­en Pflanz-Tipps, die für viele Leser eine fundierte Anleitung zum Gärtnern waren.

Vom Hobby zur Berufung

Zeit für die Familie, seine Ehefrau Ilse und die beiden Töchter, blieb nicht so viel, denn die Arbeit in der Stadtgärtn­erei nahm ihn in Anspruch. Zudem war Störzbach noch Personalra­t und mehrere Jahre CDU-Stadtrat. In seiner Jugend kickte er beim 08, später ging er viel wandern. Von seinem anderen Hobby, dem Wetter, das zu seiner Berufung wurde, kann er bis heute nicht ganz lassen.

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FOTO: STECKELER Felix Störzbach hat sich in seinem Leben den Pflanzen und dem Wetter verschrieb­en.

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