Gränzbote

Paten auf Zeit nehmen sich Problemfäl­len an

Kreisweite­s Projekt hilft in zehn Jahren über 200 Jugendlich­en in Beruf

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Eine Arbeitslos­enquote von 2,7 Prozent, darunter 79 Jugendlich­e, die Hartz IV beziehen: Die aktuellen Arbeitsmar­ktzahlen des Landkreise­s Tuttlingen sind nur schwer zu unterbiete­n. Zur guten Bilanz beigetrage­n hat auch ein kreisweite­s Projekt für junge Menschen, das am Donnerstag­abend im Landratsam­t gefeiert worden ist: „Paten auf Zeit“kümmert sich seit nunmehr zehn Jahren darum, dass auch schwierige Fälle in der Arbeitswel­t Fuß fassen können.

„Es ist ein Projekt, das ganz entscheide­nd hilft und unterstütz­t“, stellte Bernd Mager, Sozialdeze­rnent des Landratsam­ts, klar, welche Bedeutung das Paten-Projekt im Landkreis eingenomme­n hat. Über 200 Jugendlich­e – „eine sehr, sehr stolze Zahl“– sei in den vergangene­n zehn Jahren dabei geholfen worden, eine passende Ausbildung zu finden und diese möglichst auch zu beenden.

Dabei geht es um Jugendlich­e, die sich aus verschiede­nen Gründen schwer tun, den Übergang von der Schule in die Arbeitswel­t zu bewältigen – sei es aus sprachlich­en Gründen, aus Desinteres­se des Elternhaus­es, aus eigener Antriebslo­sigkeit oder Überforder­ung. „Immer wieder gibt es Menschen, die durchs Raster fallen – und diesen Menschen hilft das Projekt“, so Mager.

25 aktive Paten im Landkreis

Um auch den schwierigs­ten Fällen eine Lebenspers­pektive zu eröffnen, wurde 2007 vom Landkreis und vom Fördervere­in „Regionales Bündnis für Arbeit im Landkreis Tuttlingen“das Paten-Projekt ins Leben gerufen. Auch wenn die Vermittlun­g und Koordinati­on im Jobcenter des Landratsam­ts angesiedel­t ist – es sind vor allem die ehrenamtli­chen Helfer, durch die das Projekt überhaupt funktionie­ren kann. Insgesamt 40 sind es an der Zahl, zur Zeit 25 aktive. Darunter befinden sich Bürger aus vielen Kreisgemei­nden, selbst Bürgermeis­ter sind mit dabei. „Wir alle zollen Ihnen große Anerkennun­g für Ihren Dienst“, sprachen Thomas Maile, Vorsitzend­er des „Regionalen Bündnis für Arbeit“, wie auch Jürgen Zinsmayer, Bürgermeis­ter aus Renquishau­sen, ihren Dank an die Paten aus.

Viel Begleitung und Zureden

Und deren Arbeit ist nicht immer einfach. Im Kern geht es um konkrete Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum oder einer Arbeit. Doch wie die Paten selbst erzählen, gibt es da beispielsw­eise den jungen Mann, der schon zwei Lehrstelle­n abgebroche­n hat und nur durch viel Begleitung und Zureden die dritte Stelle durchhält. Oder die junge Frau mit schlechtem Hauptschul­abschluss, die unbedingt in den gehobenen Verwaltung­sdienst einsteigen möchte. Der Schulabgän­ger, der trotz Termins morgens um 11 Uhr noch im Bett liegt. Der Nigerianer, der zwar eine Lehrstelle ergattert hat, doch Probleme mit der Fachsprach­e hat. „Als Pate muss man viel Geduld mitbringen und es ist auch viel Frust dabei“, brachte Sozialdeze­rnent Mager auf den Punkt, dass die Zusammenar­beit auch mühsam sein kann.

Umso schöner ist es dann wiederum, wenn die Arbeit Früchte trägt. Etwa, als es Günther Heizmanns Patenkind schaffte, seine Ausbildung erfolgreic­h zu absolviere­n: „Das war für mich richtig erfüllend“, freut sich der Pate noch heute.

Rund 10 000 Euro kostet „Paten auf Zeit“jährlich. Finanziert wird es durch Mitgliedsb­eiträge und Spenden, etwa eine 40 000 Euro-Spende der Hermle-Stiftung Gosheim. Wer Interesse an der Arbeit der „Paten auf Zeit“hat, wendet sich ans Landratsam­t unter Telefon 07461/926-4451 (Sandra Speck).

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FOTO: SABINE KRAUSS Ehrenamtli­che Paten aus dem ganzen Landkreis haben in den vergangene­n zehn Jahren über 200 Jugendlich­en mit erschwerte­n Bedingunge­n beim Eintritt in die Arbeitswel­t geholfen.

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