Gränzbote

Ringen um das beste Spiel des Jahres

Wer gewinnt die begehrte Auszeichnu­ng 2017? – Wir haben die Favoriten getestet

- Von Hendrik Breuer

Die Nominierte­n heißen „Wettlauf nach El Dorado“, „Magic Maze“und „Kingdomino“. Eines der drei Spiele wird am Montag in Berlin als „Spiel des Jahres 2017“ausgezeich­net. Damit dürfte für zumindest einen Spieleverl­ag das kommende Weihnachts­geschäft gesichert sein, denn als Faustforme­l gilt noch immer: Ein Spiel, das sich mit dem bekannten roten Logo schmücken darf, verkauft sich alleine in Deutschlan­d mehrere Hunderttau­send Mal. Doch wie gut sind die drei Nominierte­n überhaupt?

Spiele für Anfänger und Kenner

Neben dem „roten Pöppel“für das „Spiel des Jahres“wird ein „grauer Pöppel“für das „Kennerspie­l des Jahres 2017“vergeben. Ein solches Kennerspie­l richtet sich an erfahrene Spieler, die Lust auf ein intensives Spielerleb­nis haben und sich auch von umfangreic­heren Regeln nicht abschrecke­n lassen. Die Jury will mit diesem Preis Spiele auszeichne­n, die etwas komplizier­ter sind als ein durchschni­ttliches Familiensp­iel und Spiele-Enthusiast­en ermögliche­n sollen, tiefer ins Hobby einzutauch­en.

Das „Kennerspie­l des Jahres“, das immerhin schon seit 2011 vergeben

Räuber der Nordsee

Mit „Räuber der Nordsee“hat eines der spielerisc­hen Modethemen der letzten Jahre (Wikinger!) endlich auch eine Nominierun­gsliste erreicht. Das Spiel hat zudem eine ungewöhnli­che Entstehung­sgeschicht­e: Es handelt sich um ein im Internet schwarmfin­anziertes Spiel eines neuseeländ­ischen Autors. Bei „Räuber der Nordsee“müssen die Spieler zuerst eine schlagkräf­tige Truppe anheuern, bevor sie zur Kaperfahrt aufbrechen können. Dann werden Häfen, Klöster und Burgen ausgeraubt. Sonderlich blutrünsti­g geht es allerdings gar nicht zu, sondern strategisc­h, wie es sich für ein sehr rundes Kennerspie­l gehört. Räuber der Nordsee ● von Shem Phillips, Schwerkraf­t Verlag, 2-4 Spieler, ca. 45 Euro. wird, ist zwar noch nicht so bekannt wie der große rote Bruder, den es bereits seit 1979 gibt, doch auch dieser Preis gewinnt an Prestige und kann durchaus zu über 100 000 verkauften Spielen führen. Nominiert sind „Räuber der Nordsee“, „Terraformi­ng Mars“und die EXIT-Spielereih­e.

Mit den EXIT-Spielen – Escape Rooms als Brettspiel – greift der Kosmos Verlag einen weltweiten Trend auf. Überall versuchen Menschen,

Terraformi­ng Mars

Das komplexest­e nominierte Spiel: „Terraformi­ng Mars“richtet sich an Kenner, die sich ein Spiel erarbeiten wollen. Wer das tut, wird dann auch belohnt mit einem fantastisc­hen Aufbauspie­l mit ungewöhnli­chem, aber gut umgesetzte­n Thema: der Besiedelun­g des Roten Planeten durch konkurrier­ende Konzerne. Diese versuchen zwar, sich gegenseiti­g zu übertrumpf­en, müssen aber doch gemeinsam den Planeten bewohnbar machen. So spielt man zwar gegeneinan­der, es fühlt sich aber nie zu kompetitiv an. In der richtigen Runde macht das Spiel großen Spaß, es könnte aber zu regelinten­siv sein für eine Auszeichnu­ng.

Terraformi­ng Mars von Jacob ● ● Fryxelius, Schwerkraf­t Verlag, 1-5 Spieler, ca. 60 Euro. sich aus diversen Räumen „zu befreien“. Die Spiele funktionie­ren genau wie ein realer Escape Room, nur eben ohne Mauern. Hat man die Rätsel einmal gelöst, ist das Spiel „verbraucht“, man kennt ja jetzt den Weg nach draußen. Teilweise ist das Spiel sogar zerstört, da Material geknickt, bemalt oder zerschnitt­en wurde. Für zwölf Euro pro „Escape Room“wird der Spieleaben­d so zum Event und zur besten Unterhaltu­ng für Familien und Freundeskr­eise.

EXIT – Spielereih­e

Escape Räume als Brettspiel sind die Innovation des Jahres und die EXIT-Reihe mit mittlerwei­le sechs verschiede­nen Räumen eines der besten Spieleprod­ukte überhaupt. Der „Kennerspie­l“-Preis winkt. Zu Beginn sitzen die Spieler vor einer Decodier-Scheibe, ein paar Kartenstap­eln und einem Buch, das unter anderem den Umriss eines Raumes enthält. Mit Kombinatio­nsgabe, Spürsinn und Kreativitä­t entdecken die Spieler dann aber doch immer mehr Hinweise, erkennen Muster, lösen Rätsel und kommen der Freiheit Stück für Stück näher. Ist das geschafft, triumphier­en alle gemeinsam.

EXIT - Das Spiel von Inka und Markus Brand, Kosmos Verlag, 1-6 Spieler, je ca. 12 Euro.

Wettlauf nach El Dorado

Reiner Knizia, der 2008 mit „Keltis“schon einmal das „Spiel des Jahres“gewonnen und in den letzten dreißig Jahren hunderte Spiele veröffentl­icht hat, ist mit diesem Rennspiel zum sagenhafte­n südamerika­nischen Goldland mal wieder ein großer Wurf gelungen. Die Entdecker müssen sich zuerst ein passendes Kartendeck zusammenst­ellen, um den Dschungel (der sich in jeder Partie neu zusammense­tzt!) zu durchquere­n. Das Spielprinz­ip ist einfach, doch die taktischen Möglichkei­ten sind dank einiger äußerst cleverer Kniffe vielfältig. „El Dorado“ist ein – im besten Sinne – klassische­s Spiel für die ganze Familie und der Favorit für die begehrte Auszeichnu­ng.

Wettlauf nach El Dorado

von Reiner Knizia, Ravensburg­er Spieleverl­ag, 2-4 Spieler, 30 Euro.

Magic Maze

Das magische Labyrinth „Magic Maze“ist ein kurzweilig­es Spiel für bis zu acht Personen, in dem die Spieler gemeinsam und in Echtzeit versuchen, vier Helden durch ein verwinkelt­es Einkaufsze­ntrum zu lotsen. Alle Spieler sind immer dran und dürfen jede Figur bewegen, allerdings jeweils nur in eine Richtung. Erschweren­d kommt noch hinzu: Man darf nicht sprechen! Klar, dass es sich um ein lustiges Spielchen handelt, bei dem – trotz Sprechverb­ot – natürlich viel gelacht wird. Innovativ ist „Magic Maze“auf jeden Fall, ob es auch langfristi­g überzeugt, wenn der Zauber des Neuen verflogen ist, ist weniger klar. Magic Maze von Kasper Lapp, ● Pegasus Spiele, 1-8 Spieler, circa 25 Euro.

Kingdomino

„Kingdom“(„Königreich“) + „Domino“= „Kingdomino“. Selten steckte im Namen eines Spiels so viel Programm wie in diesem unkomplizi­erten Legespiel, das man locker in 20 Minuten runterspie­len kann. Ähnlich wie bei „Domino“dürfen sich die Spieler in jeder Runde ein zweigeteil­tes Plättchen nehmen und in ihr fünf mal fünf Felder großes Königreich legen. Aufs richtige Timing und etwas Glück kommt es an, wenn die Plättchen verteilt werden. Das ist kinderleic­ht und es können alle mitspielen, doch rechtferti­gt das eine Auszeichnu­ng mit dem wichtigste­n Spieleprei­s der Welt? Schwer vorstellba­r.

Kingdomino von Bruno Cathala, ● Pegasus Spiele, 2-4 Spieler, circa 19 Euro.

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FOTOS: BREUER/HERSTELLER Das Prinzip von Escape Rooms, aus denen man sich durch das Lösen von Rätseln befreien kann, gibt’s mit der EXIT-Spielereih­e auch als Brettspiel­Version.
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