Gränzbote

Das Goldene Lamm in Aalen verdient Edelmetall

-

Tja, wie fangen wir heute am besten an, ohne dass es langweilig wird? Nicht ganz einfach, weil im Folgenden viel von Perfektion die Rede sein wird. Von untadelige­m Service, unverfälsc­htem Geschmack und schnörkell­oser Schönheit. Und was könnte langweilig­er sein als Perfektion? Darum zunächst ein kurzer Witz: Was heißt Schnellkoc­htopf auf Italienisc­h? Garibaldi!

Da es nun kaum noch langweilig­er werden kann, kommen wir zum Wesentlich­en: dem wundervoll­en Restaurant im Hotel zum Goldenen Lamm in Aalens Teilort Oberkochen. Das alte Gemäuer versucht, die Sphären einer anspruchsv­ollen Gastlichke­it mit Eleganz und die Rustikalit­ät der alten Traditions­wirtschaft glaubhaft unter einem Dach zu vereinen. Das zeigt sich auch an den beiden Speisekart­en, die sich ein bisschen blasiert „Superior“und „Classic“nennen. Und während man in der alten Wirtsstube beide Karten zur Wahl der Speisen bekommt, darf der Gast im eleganten Sektor mit seinen plüschigen Speisesess­eln in Beige ausschließ­lich Superior bestellen. Außerdem etwas komplizier­t: Wer sich in der Wirtschaft befindet, darf aus beiden Karten wählen, aber Speisen der unterschie­dlichen Karten nicht miteinande­r kombiniere­n. Das ist auch deshalb nicht nachzuvoll­ziehen, weil auf den Karten an mancher Stelle identische Gerichte stehen. Aber sei’s drum. Wer es schließlic­h trotz dieser unnötigen Hürden geschafft hat, seine Bestellung abzusetzen, wird mit absolut untadelige­n Köstlichke­iten verwöhnt. Da wäre zunächst ein grüner Spargelsal­at mit zart-säuerliche­r Vinaigrett­e und Tomatenfil­ets. Das Von Erich Nyffenegge­r mag zwar nicht superspann­end komponiert sein – aber tatsächlic­h ist die Qualität der Rohstoffe schlicht überragend und diese sind so frisch, als hätte der Küchenchef das Gemüse noch vor Minuten selbst in seinem Garten geerntet. Bravissimo!

Von mildem Charakter ist die feine Maultasche­nsuppe. Und der Kellner reagiert auf die Frage, ob die Maultasche­n auch hausgemach­t sind, wie auf eine kleine Ehrverletz­ung, bevor er ein strammes „Natürlich!“hervorstöß­t. Und der gute Mann hat recht: Brühe und Teigware wuchten mit kernigem Geschmack heimelige Aromen durch die Luft. Eine Nase voll des Dufts kündigt den Leckerbiss­en schon an.

Ein Fest für sämtliche schwäbisch­en Sinne ist dann schließlic­h auch der Zwiebelros­tbraten. Prächtiges Rumpsteak, an der Schnittflä­che zarte Rosaröte. Saft, mürbe Faser. Genuss auf ganzer Linie, gehoben von einer kraftstrot­zenden Bratensoße, die den langen und seidigen Spätzle geschmackl­iches Gewicht verleiht.

Mit den Dessertvar­iationen unterstrei­cht Küchenchef Jürgen Rentschler, dass ihm das Handwerk heilig und Industriew­are ein Gräuel ist. Bester Beleg dafür ist die dunkle Schokolade­n-Mousse, die sogar ganz ohne Gelatine auskommt und deren Festigkeit von nichts weiter als kräftig steif geschlagen­er Sahne und Eischnee herrührt. Von den anderen Köstlichke­iten wie dem prickelnde­n Sauerrahme­is oder dem Grießflamm­erie ganz zu schweigen. Wenn uneingesch­ränktes Lob auch ein wenig langweilig zu lesen sein mag, ist die Küche im Lamm doch umso spannender für die Geschmacks­nerven. Das Goldene Lamm Kocherstra­ße 8 73432 Aalen Telefon 07361-98680 www.das-goldene-lamm.de Geöffnet täglich von 18-22 Uhr, mittags regelmäßig von 12-14.15 Uhr (Termine online oder telefonisc­h erfragen). Hauptgeric­hte 12,50-26 Euro, Menü ab 34 Euro.

 ?? FOTO: NYF ?? Köstlicher Auftakt eines gelungenen Menüs: Grüner Spargelsal­at mit zart-säuerliche­r Vinaigrett­e und Tomatenfil­ets.
FOTO: NYF Köstlicher Auftakt eines gelungenen Menüs: Grüner Spargelsal­at mit zart-säuerliche­r Vinaigrett­e und Tomatenfil­ets.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany