Kunststiftung erhält als Schenkung ein Bild Paul Kälberers
HAUSEN O.V. (pm) - Die Kunststiftung Hohenkarpfen hat im Juni ein Gemälde von Paul Kälberer als Schenkung aus Privatbesitz erhalten. Das Werk stellt die Ruine Dietfurt im Oberen Donautal dar. Vorbesitzer war der frühere Tuttlinger Amtsgerichtsdirektor Friedrich Glück, der es vermutlich direkt beim Künstler erworben hatte. Das Gemälde in Öl auf Leinwand und im Format 45,5 x 60 Zentimeter ist signiert und datiert: „P. Kälberer/1944“.
Der Maler und Grafiker Paul Kälberer (Stuttgart, 1896 – Sulz-Glatt, 1974) zählt zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten, die den Kulturraum zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb geprägt haben, so die Kunststiftung in einer Pressemitteilung. 1946 errichtete Kälberer im ehemaligen Kloster Bernstein die „Arbeitsgruppe für bildende Kunst“, die sich als „Bernsteinschule“zu einem Kristallisationspunkt der modernen Kunst in Südwestdeutschland entwickelte. Der Hauptbestand seiner Werke befindet sich in der Kunststiftung Paul Kälberer in Schloss Glatt.
Das Motiv des Gemäldes mit einer Ansicht der „Ruine Dietfurt an der Oberen Donau“stehe exemplarisch für Kälberers Schaffen der Zeit. Kälberer lehnte Begriffe wie „Innere Emigration“und „Exil“, „Anpassung“und „Widerstand“ab, da sie die Wirklichkeit verfehlten. Wie Ludwig Dietz herausgearbeitet habe, gehörte zu Kälberers wirtschaftlicher und künstlerischer Überlebensstrategie seine Beteiligung an Ausstellungen, über die in aller Regel von verschiedensten NS-Jurys entschieden wurde.
Die Ruine der Höhenburg Dietfurt liegt zwischen Beuron und Sigmaringen. 1924 erwarb eine rechtsesoterische, antisemitische und antifeministische Männervereinigung, die Wegbereiter der NS-Ideologie waren, die Flurstücke „Ruine“und „Burggraben“. Der sogenannte Neutemplerorden Ordo Novi Templi errichtete hier seinen deutschen Hauptsitz „Neutemplererzpriorat Staufen“. Gründer der Vereinigung war der im Zisterzienserstift Heiligenkreuz gescheiterte Österreicher Josef Adolf Lanz (1874 – 1954). Der schlesische Graf Friedrich Franz von Hochberg (1875 – 1954) finanzierte und leitete die Niederlassung als „Prior“. Mit großer Wahrscheinlichkeit war der spätere Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch (1881 – 1948) ebenfalls Mitglied in Dietfurt. Dies belegt die Bedeutung der Ruine Dietfurt in der NS-Diktatur. Paul Kälberer ist also ein wichtiges Zeitdokument.