Gränzbote

Patientenw­ohl hat Vorrang

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Das ist keine neue Erkenntnis: Wenn die Lebenserwa­rtung steigt, nimmt in den Krankenhäu­sern der Anteil älterer Menschen zu. Auch dass Kliniken ihre Einnahmen zu verbessern suchen, indem sie Patienten zu einer speziellen Reha im Haus behalten, überrascht wenig. Der Druck auf Kliniken, gewinnorie­ntiert zu arbeiten, ist so groß geworden, dass das Wohl der Patienten nicht immer an erster Stelle steht. Ärgerlich ist allerdings, dass die teurere Krankenhau­s-Reha angeblich auch noch schlechter­e Ergebnisse bringt als eine normale Behandlung. Hier geht es schließlic­h nicht nur um Prozentzah­len und Kosten, sondern um ein selbstbest­immtes Leben im Alter.

Für Politiker dürfte interessan­t sein: Der hohe Anteil älterer Menschen in den Kliniken ist ein Beleg dafür, dass es sinnvoll ist, die Ausbildung der verschiede­nen Pflegeberu­fe zu generalisi­eren. Denn so wie im Krankenhau­s künftig immer mehr Menschen mit Demenzerkr­ankungen behandelt werden müssen, wird es in Alten- und Pflegeheim­en mehr Menschen mit körperlich­en Gebrechen geben. Zudem verstärkt die gemeinsame Ausbildung im Optimalfal­l das Bewusstsei­n dafür, dass Senioren im stressigen Klinikallt­ag mehr Zeit eingeräumt werden muss. Der Fall, dass ein alter Mensch krank in eine Klinik hineingeht und sie noch kränker wieder verlässt, ist kein Einzelfall. Denn wenn der Mensch zu kurz kommt, hilft mitunter die beste medizinisc­he Betreuung nichts.

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