Patientenwohl hat Vorrang
Das ist keine neue Erkenntnis: Wenn die Lebenserwartung steigt, nimmt in den Krankenhäusern der Anteil älterer Menschen zu. Auch dass Kliniken ihre Einnahmen zu verbessern suchen, indem sie Patienten zu einer speziellen Reha im Haus behalten, überrascht wenig. Der Druck auf Kliniken, gewinnorientiert zu arbeiten, ist so groß geworden, dass das Wohl der Patienten nicht immer an erster Stelle steht. Ärgerlich ist allerdings, dass die teurere Krankenhaus-Reha angeblich auch noch schlechtere Ergebnisse bringt als eine normale Behandlung. Hier geht es schließlich nicht nur um Prozentzahlen und Kosten, sondern um ein selbstbestimmtes Leben im Alter.
Für Politiker dürfte interessant sein: Der hohe Anteil älterer Menschen in den Kliniken ist ein Beleg dafür, dass es sinnvoll ist, die Ausbildung der verschiedenen Pflegeberufe zu generalisieren. Denn so wie im Krankenhaus künftig immer mehr Menschen mit Demenzerkrankungen behandelt werden müssen, wird es in Alten- und Pflegeheimen mehr Menschen mit körperlichen Gebrechen geben. Zudem verstärkt die gemeinsame Ausbildung im Optimalfall das Bewusstsein dafür, dass Senioren im stressigen Klinikalltag mehr Zeit eingeräumt werden muss. Der Fall, dass ein alter Mensch krank in eine Klinik hineingeht und sie noch kränker wieder verlässt, ist kein Einzelfall. Denn wenn der Mensch zu kurz kommt, hilft mitunter die beste medizinische Betreuung nichts.