Windkraft: Tuttlingen sagt Ja
Gemeinderat spricht sich für Windräder auf Winterberg in Eßlingen aus
TUTTLINGEN - Seltenes Votum des Tuttlinger Gemeinderats: Das Gremium hat sich in seiner Sitzung am Mittwochnachmittag gegen einen Beschluss des Ortschaftsrats Eßlingen hinweggesetzt und der Verpachtung von Flächen auf dem Winterberg für das Aufstellen von Windkraftanlagen bei zwei Gegenstimmen zugestimmt.
Es ist eine schwere Geburt gewesen, bis der Entschluss vom Mittwoch getroffen wurde. Tuttlingen Oberbürgermeister Michael Beck erinnerte daran, dass der Ortsteil sich über die Frage, ob Windräder auf dem Winterberg kommen sollen, zerstritten habe. Einer aktuellen Umfrage zufolge lehnen 70 Prozent der Eßlinger die Windräder ab. Doch das änderte nichts an der Entscheidung des Gemeinderats.
Denn die Ausgangslage ist eindeutig: In Immendingen werden in unmittelbarer Nähe zur Gemarkungsgrenze mehrere Windräder aufgestellt (wir berichten mehrfach). Diese sind von Eßlingen aus zu sehen. Das war dann auch für die Mehrheit des Gemeinderats der Grund dafür, warum Tuttlingen nicht abseits stehen kann und seinen Teil zur Energiewende beitragen muss. Damit wird nun das Areal in den Flächennutzungsplan Windkraft aufgenommen.
Das habe laut Michael Hensch, Leiter der Abteilung Umwelt- und Grünplanung bei der Stadt Tuttlingen, auch zur Folge, dass der Abstand der Windräder zum Ortsteil Eßlingen auf tausend Meter erhöht werden kann. Ansonsten wäre rechtlich auch ein Abstand von 500 Metern möglich.
„Es geht kein Weg daran vorbei“, sprach sich Hellmut Dinkelaker (SPD) für die Einbringung städtischer Flächen in die Projektentwicklung der Windkraft in Eßlingen aus. Das sah auch Hans-Martin Schwarz (LBU) so: „Wir machen es nicht gerne, gegen einen Beschluss des Ortschaftsrats zu beschließen“, sagte er. Die LBU spreche sich aber dafür aus, dass sich Tuttlingen an der Energiewende beteiligt: „Wir müssen vor der eigenen Haustür kehren“, sagte er. Zudem würden in den kommenden 20 Jahren damit 1,2 Millionen Euro in den städtischen Haushalt fließen.
Auch Herwig Klingenstein (SPD) stimmte „ungern“gegen den Beschluss des Ortschaftsrats. Er erinnerte daran, dass Möhringen mit der Ausweitung des Gewerbegebiets Gänsäcker über viele Jahre einen ähnlichen Fall gehabt habe. Es gehe nun aber um das Gemeinwohl: „Wir können nicht nach Emotionen, sondern müssen nach sachlichen Kriterien entscheiden.“Er geht davon aus, dass es Bürger geben wird, die dem Gemeinderat die Entscheidung übel nehmen werden.
Klaus Cerny (SPD) erinnerte daran, dass mit dem Flächennutzungsplan nicht gleich Baugenehmigungen erteilt würden. Allerdings gebe es dafür wohl kein schwerwiegenden Restriktionen.
Entscheidung nicht leicht gemacht
Carl-Roland Henke (FW) betonte, dass man die Windkraft mit oder ohne die Stadt machen könne. Seine Fraktion sprach sich für ein Mit aus. Hans Roll (CDU) betonte, dass sich seine Fraktion die Entscheidung nicht leicht gemacht habe.
Das wurde dann auch in der Abstimmung deutlich: Franz Schilling und Frieder Schray – beide CDU –stimmten gegen die Projektentwicklung.