Ein farbenreiches Spektakel
Schweizer Musiker „Seven“beweist trotz des Unwetters beim Honberg-Sommer Vielfalt
TUTTLINGEN - Da hat am Mittwochabend ein neuerliches Unwetter den Planungen beim HonbergSommer in Tuttlingen einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Konzert von „Seven“verschob sich zeitlich deutlich nach hinten. Der Grund: Starker Wassereinbruch im Bereich der Technik und an mehreren anderen Stellen im Zelt sorgte dafür, dass die Vorband „San2 & His Soul Patrol“nicht rechtzeitig auftreten konnte.
Gegen 20.30 Uhr verkündete der Veranstalter, dass die Technik vor die Bühne verlegt werden würde. Wegen des Gewitters mit Starkregen waren aber weitaus weniger als die 600 angedachten Besucher im Zelt. Viele hatten wegen der Unwetter-Vorhersage wohl den Weg auf den Honberg erst gar nicht auf sich genommen.
„Seven“alias Jan Dettwyler vollführte dann aber die nicht immer einfache Leistung, absolut jeden im Festivalzelt mit mindestens einem Stück seiner variationsreichen Musik anzusprechen. Begleitet wurde der Sänger zwar von einer talentierten Band, im Vordergrund stand aber ausschließlich der smarte Schweizer mit sienem Gesang.
Wer sich an diesem Punkt abwenden und auf die sprachlichen Eigenheiten unseres Nachbarstaates verweisen will, dem sei an dieser Stelle Einhalt geboten. Denn die Vielfalt von „Seven“beschränkt sich nicht nur auf seinen Musikstil. Das 39-jährige Ausnahmetalent beherrscht sowohl perfektes Englisch als auch akzentfreies Deutsch.
Von „San2 & His Soul Patrol“in die passende Stimmung gebracht, wurde spätestens nach Dettwylers erstem Song „2Red“jedem klar: Das wird kein 08/15-Abend. Fasziniert von seiner außergewöhnlichen Stimme, die manchmal an eine Mischung aus Prince und Justin Timberlake erinnerte, ließen sich seine Zuhörer in eine Welt aus vier Farben entführen – das neueste Album von „Seven“trägt zu Recht den Namen „4Colors“und vereint völlig unterschiedliche musikalische Stilrichtungen. Mit „2Blue“breitete sich eine blaue Kälte, mit „Wait for the rain“eine gelbe Aufbruchsstimmung, mit „Trick“eine rote Wärme und mit „Partytown“eine lilafarbene Lockerheit bei seinen Zuhörern aus, die sich förmlich mit den Händen greifen ließ. Aber auch Fans seiner zehn vorangegangenen Alben – die elfte Platte ausgenommen, da sie als „Best of“erschien – kamen auf ihre Kosten.
Sympathisch und aufgeschlossen, genau wie seine Musik, gab sich „Seven“auch auf der Bühne im Festivalzelt. Dass er mit dieser Art nicht nur seine Fans begeistern kann, sondern auch bei Musikerkollegen hoch geschätzt wird, zeigte sich spätestens 2015. Damals ging er als Vorband der „Fantastischen Vier“auf Tour. Schon im Jahre 2002 war „Seven“auch „Destiny‘s Child“aufgefallen, woraufhin sie den damals 23-Jährigen als ihre Vorband in Zürich engagierten. An Erfahrungen mangelt es Dettwyler somit nicht. Auf dem Honberg wusste der 39-Jährige gesangstechnisch ohne Makel aufzutreten.
Die Stimmung im Festivalzelt hätte, trotz der Widrigkeiten wegen des Wetters, kaum besser sein können. Wenn seine funkige Ader durchbrach und gute Laune verbreitete oder wenn eine gefühlvolle, ruhigere Passage die Zeit für einige Minuten anhalten ließ: „Seven“wusste zu überzeugen.
Der Schweizer zeigte mehr als nur eine Farbpalette, seine musikalische Ausrichtung könnte man tendenziell aber als soul-lastig beschreiben – der Mann hat so viel Soul im kleinen Finger, wie manch anderer Sänger in der ganzen Hand nicht.