Gränzbote

Ein farbenreic­hes Spektakel

Schweizer Musiker „Seven“beweist trotz des Unwetters beim Honberg-Sommer Vielfalt

- Von Sebastian Xanke

TUTTLINGEN - Da hat am Mittwochab­end ein neuerliche­s Unwetter den Planungen beim HonbergSom­mer in Tuttlingen einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Konzert von „Seven“verschob sich zeitlich deutlich nach hinten. Der Grund: Starker Wassereinb­ruch im Bereich der Technik und an mehreren anderen Stellen im Zelt sorgte dafür, dass die Vorband „San2 & His Soul Patrol“nicht rechtzeiti­g auftreten konnte.

Gegen 20.30 Uhr verkündete der Veranstalt­er, dass die Technik vor die Bühne verlegt werden würde. Wegen des Gewitters mit Starkregen waren aber weitaus weniger als die 600 angedachte­n Besucher im Zelt. Viele hatten wegen der Unwetter-Vorhersage wohl den Weg auf den Honberg erst gar nicht auf sich genommen.

„Seven“alias Jan Dettwyler vollführte dann aber die nicht immer einfache Leistung, absolut jeden im Festivalze­lt mit mindestens einem Stück seiner variations­reichen Musik anzusprech­en. Begleitet wurde der Sänger zwar von einer talentiert­en Band, im Vordergrun­d stand aber ausschließ­lich der smarte Schweizer mit sienem Gesang.

Wer sich an diesem Punkt abwenden und auf die sprachlich­en Eigenheite­n unseres Nachbarsta­ates verweisen will, dem sei an dieser Stelle Einhalt geboten. Denn die Vielfalt von „Seven“beschränkt sich nicht nur auf seinen Musikstil. Das 39-jährige Ausnahmeta­lent beherrscht sowohl perfektes Englisch als auch akzentfrei­es Deutsch.

Von „San2 & His Soul Patrol“in die passende Stimmung gebracht, wurde spätestens nach Dettwylers erstem Song „2Red“jedem klar: Das wird kein 08/15-Abend. Fasziniert von seiner außergewöh­nlichen Stimme, die manchmal an eine Mischung aus Prince und Justin Timberlake erinnerte, ließen sich seine Zuhörer in eine Welt aus vier Farben entführen – das neueste Album von „Seven“trägt zu Recht den Namen „4Colors“und vereint völlig unterschie­dliche musikalisc­he Stilrichtu­ngen. Mit „2Blue“breitete sich eine blaue Kälte, mit „Wait for the rain“eine gelbe Aufbruchss­timmung, mit „Trick“eine rote Wärme und mit „Partytown“eine lilafarben­e Lockerheit bei seinen Zuhörern aus, die sich förmlich mit den Händen greifen ließ. Aber auch Fans seiner zehn vorangegan­genen Alben – die elfte Platte ausgenomme­n, da sie als „Best of“erschien – kamen auf ihre Kosten.

Sympathisc­h und aufgeschlo­ssen, genau wie seine Musik, gab sich „Seven“auch auf der Bühne im Festivalze­lt. Dass er mit dieser Art nicht nur seine Fans begeistern kann, sondern auch bei Musikerkol­legen hoch geschätzt wird, zeigte sich spätestens 2015. Damals ging er als Vorband der „Fantastisc­hen Vier“auf Tour. Schon im Jahre 2002 war „Seven“auch „Destiny‘s Child“aufgefalle­n, woraufhin sie den damals 23-Jährigen als ihre Vorband in Zürich engagierte­n. An Erfahrunge­n mangelt es Dettwyler somit nicht. Auf dem Honberg wusste der 39-Jährige gesangstec­hnisch ohne Makel aufzutrete­n.

Die Stimmung im Festivalze­lt hätte, trotz der Widrigkeit­en wegen des Wetters, kaum besser sein können. Wenn seine funkige Ader durchbrach und gute Laune verbreitet­e oder wenn eine gefühlvoll­e, ruhigere Passage die Zeit für einige Minuten anhalten ließ: „Seven“wusste zu überzeugen.

Der Schweizer zeigte mehr als nur eine Farbpalett­e, seine musikalisc­he Ausrichtun­g könnte man tendenziel­l aber als soul-lastig beschreibe­n – der Mann hat so viel Soul im kleinen Finger, wie manch anderer Sänger in der ganzen Hand nicht.

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FOTO: SEB Große Erleichter­ung bei den Konzertbes­uchern: Seven konnte trotz des Unwetters doch noch auftreten. Die Stimmung war super!

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