„Ich bin gut darin, einen Schnitt zu machen“
Buchheims Bürgermeister Hans Peter Fritz hört nach 40 Jahren im Amt auf
BUCHHEIM - Nach 40 Jahren als Bürgermeister von Buchheim ist für Hans Peter Fritz jetzt endgültig Schluss. Der 65-Jährige tritt zur Wahl am 8. Oktober nicht wieder an. Im Gespräch mit Redakteurin Katja Mielcarek erklärt er, warum, blickt zurück und auch ein Stück voraus.
Herr Fritz, jetzt sind Sie seit 40 Jahren Bürgermeister und gerade mal 65 Jahre alt. Eigentlich könnten Sie doch eigentlich noch ein paar Jahre dranhängen... Nein, das will ich nicht. Auch nicht, wenn sich kein Nachfolger finden sollte?
Nein, auch dann nicht. Ich weiß, dass mir das einige nicht glauben. Aber nach 40 Jahren im Amt hat sich bei mir eine gewisse Müdigkeit eingeschlichen. Keine Müdigkeit, die man mit mehr Schlaf bekämpfen könnte, sondern eher eine Art Routine oder Gleichförmigkeit. Ich finde, die Gemeinde sollte jetzt einen Bürgermeister haben, der neue Ideen und eine neue Orientierung einbringt.
Der Gemeinderat hat entschieden, dass der kommende Bürgermeister hauptamtlich arbeiten wird, also richtiges Geld für die Arbeit bekommt, die Sie bisher mehr oder weniger ehrenamtlich gemacht haben. Wurmt Sie das nicht?
Nein. Die Frage nach der Hauptamtlichkeit hat sich in den vergangenen 40 Jahren nie gestellt. Dafür hatte die Gemeinde mit knapp über 500 zu wenig Einwohner. Und auch die eingenommene Gewerbesteuer war mit nie mehr als 30 000 Euro zu niedrig. Jetzt entwickelt sich unsere Einwohnerzahl in Richtung von 700 und die Gewerbesteuer lag in den vergangenen Jahren bei 100 000 bis 120 000 Euro. Damit wird es für einen hauptamtlichen Bürgermeister am Anfang wohl noch eng, aber die Gemeinde ist ganz klar entwicklungsfähig.
Wird Ihnen nicht etwas fehlen?
Nein, das denke ich nicht. Ich bin ganz gut darin, einen Schnitt zu machen. Ganz abgesehen davon habe ich noch meine Gaststätte. Meine Arbeitstage hatten in den vergangenen Jahren immer 14 bis 15 Stunden und trotzdem mussten oft meine Frau und meine Kinder für mich in der Gaststätte einspringen. Das war für uns alle kein Spaß. Ich werde es genießen, in Zukunft in Ruhe Bücher lesen zu können und nicht nur, wenn ich nachts mal nicht schlafen kann. Ich will mir die ein oder andere Kulturveranstaltung gönnen und Zeit für Reisen nehmen.
Sie können ja ab und an mal in einer Gemeinderatssitzung vorbeischauen ...
Auf gar keinen Fall. Das empfände ich als eine Zumutung. Der neue Bürgermeister muss die Gelegenheit haben, sich sein eigenes Bild zu machen, seine eigenen Strategien auszuarbeiten und seinen eigenen Weg zu gehen. Ich werde mich garantiert auch nicht öffentlich zur Kommunalpolitik äußern.
Und wenn Ihr Nachfolger Sie um einen Rat oder eine Einschätzung bittet?
Natürlich darf er oder sie mich ansprechen. Aber von mir alleine wird nichts kommen. Das war bei meinem Vorgänger ganz genau so und das habe ich sehr geschätzt.
Ist denn überhaupt ein Kandidat in Sicht?
Es gibt gewisse Signale, ja.
Nämlich?
Lassen Sie sich halt überraschen.
Was ist Ihnen aus den vergangenen 40 Jahren als Buchheimer Bürgermeister besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Zum Beispiel, dass es uns gelungen ist, trotz aller Einwände den Buchheimer Christkindlmarkt aus dem Boden zu stampfen. Am Ende war er ein Renner, auch wenn wir uns heute schwertun, das Niveau zu halten. Auch über die Wiedereinrichtung der Grundschule freue ich mich heute noch – und über die Begeisterung der Kinder.
Ich erinnere mich auch gerne an Ausflüge mit Kindern der Gemeinde auf den Witthoh. Von dort konnte man wunderbar die Hegauer Berge sehen. Die kannten die Kinder aber gar nicht und haben sie für die Alpen gehalten. Vor einer Reise zum Bittelschießer Täle im Landkreis Sigmaringen bin ich von Eltern gefragt worden, ob eine Reise nach Österreich denn wirklich sein muss. Die Menschen heute kennen sich oft besser in der Ferne aus als vor der eigenen Haustüre.
Und welche negativen Erfahrungen bleiben Ihnen in Erinnerung?
(Überlegt lange). Die Menschen neigen dazu, schlechte Erfahrungen zu verdrängen. Das scheint bei mir auch der Fall zu sein. Beim Kauf des Kirchplatzes und auch des Schotterwerks gab es in der Gemeinde heftigen Widerstand, der sich auch in persönlichen Vorwürfen Bahn brach. Aber das muss man halt aushalten.