Übungen für den Kopf
Die TSG Hoffenheim vertraut auf ihren Kader – und Trainer Julian Nagelsmann
●Als der FC Bayern gestern im ersten Testspiel in Shanghai gegen den FC Arsenal ins Elfmeterschießen musste, gehörte
Thomas Müller
(Foto: dpa) nicht zu den Schützen. Der Angreifer will nach einigen Enttäuschungen vom Punkt zuletzt bis auf Weiteres keine Elfmeter mehr schießen. „Ich denke, vieles passiert im Leben in Perioden. Ich hatte eine Phase, da war ich wirklich ein exzellenter Elfmeterschütze. Jetzt wurde mein System so ein bisschen geknackt. Und ich habe auch im letzten Jahr schon relativ wenig oder fast gar keine Elfmeter mehr geschossen“, sagte er. Seine Kameraden machten es aber nicht besser. Bayern verlor mit 2:3 im Elfmeterschießen. David Alaba, Juan Bernat und Renato Sanches verschossen. „Das Ergebnis spiegelt leider nicht den Spielverlauf wider. Aber es war ein guter Test. Wir sind zufrieden“, sagte Trainer Carlo Ancelotti. (SID/sz) Spaniens Nationalstürmer
(Foto: dpa) wechselt für geschätzte 80 Millionen Euro Ablöse von Champions-League-Sieger Real Madrid zum englischen Meister FC Chelsea. Das bestätigten beide Vereine, nur der Medizin-Check an der Stamford Bridge steht noch aus. Real dankte dem 24-Jährigen „für Jahre der Hingabe, Professionalität und für beispielhaftes Verhalten“. Morata könnte in Chelsea den Kolumbianer Falcao ersetzen, der bei Trainer Antonio Conte in Ungnade gefallen ist. Er ist weltweit der achtteuerste Spieler und der teuerste Spanier der Geschichte. Den bisherigen Rekord hatte Fernando Torres gehalten, der 2011 für 58 Millionen Euro von Liverpool zu Chelsea wechselte. Morata, der von 2014 bis 2016 für Juve spielte, stammt aus dem Nachwuchs von Real, war aber mit seiner Ersatzrolle unzufrieden. (dpa/SID/sz)
Alvaro Morata
WINDISCHGARSTEN (dpa) - Julian Nagelsmann bringt die komplizierten Trainingsinhalte in Windischgarsten in Oberösterreich auf einen Nenner: „Umschalten nach Balleroberung, darum geht es die ganze Woche.“Für den Jungtrainer der TSG Hoffenheim, der zur täglichen Arbeit und besseren Übersicht schon mal ein Baugerüst an den Spielfeldrand stellen lässt und diverse Video-Leinwände installiert hat, auf denen zum besseren Einprägen andauernd taktisch wertvolle Szenen flimmern, geht es nach der besten Saison der Bundesliga-Geschichte mit Platz vier vor allem um eines: Wie mache ich aus einer starken BundesligaMannschaft eine noch bessere – ohne sie ihrer Stärken zu berauben?
Vermutlich lautet die Antwort: durch Nagelsmann selbst. Zwei prägende Figuren haben die Kraichgauer gen FC Bayern verlassen: die Nationalspieler Sebastian Rudy und Niklas Süle. Die neuen Gesichter, die die meisten Blicke auf sich ziehen, heißen Serge Gnabry, Havard Nordtveit und Florian Grillitsch. U21-Europameister Gnabry, ausgeliehen vom Meister, stand am Mittwoch erstmals auf dem Trainingsplatz. „Serge ist ein hochtalentierter und wirklich spannender Spieler, der viel Tempo auf den Platz bringt“, sagte Nagelsmann.
Der 22 Jahre alte Ex-Bremer, der einen Dreijahresvertrag in München unterschrieb und nun für ein Jahr ausgeliehen ist, erhofft sich viele Einsätze bei der TSG. „Ich will viel Spielpraxis sammeln. Ich weiß, dass ich hier viel lernen kann“, sagte der Offensivmann. Und: „Man weiß, dass der Kader beim FC Bayern anders ist.“In Hoffenheim würde Gnabry „am liebsten auf der Zehn oder links“spielen.
Den Ex-Gladbacher Nordtveit (zuletzt West Ham), der auch auf der Sechs Spielen kann, hat Sportchef Alexander Rosen „grundsätzlich eher hinten eingeplant“– auf der Position von Süle. Grillitsch ist dafür statt Rudy auf der Sechs vorgesehen, aber eigentlich hatte sich Nagelsmann noch eine Verstärkung im defensiven Mittelfeld gewünscht. Rosen sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, die 20 Millionen vom Süle-Transfer – Rudy wechselte ablösefrei – vollständig auszugeben. „Wir werden nur etwas machen, wenn wir sehen, dass uns die Qualität kurzfristig weiterhilft.“
Hoffenheim dürfte noch warten bis feststeht, ob die TSG die ChampionsLeague-Qualifikation am 15./16. und 22./23. August (Auslosung am 4. August) übersteht. Dann winkt ein weiterer Geldregen. Rosen sagt: „Nach dem Rückspiel wären fast noch zehn Tage Zeit bis zum Transferschluss.“
Nagelsmann ist kein Freund von späten Verpflichtungen, der 29-Jährige monierte schon öfter, dass bei Transfers immer länger gepokert wird. Er möchte die Neuen möglichst schnell an sein Spielsystem und seine anspruchsvollen Übungsformen gewöhnen. Zumal die DFB-Auswahlspieler Sandro Wagner, Kerem Demirbay und Jeremy Toljan erst nächste Woche zum Team stoßen.
Komplexes Training
Die Neuzugänge müssen sich erst mal einfinden. „Das Training ist anders als alles, was ich bisher kennengelernt habe. Die Übungen sind komplex“, sagte Nordtveit. Abwehr-Kollege Justin Hoogma, der von Heracles Almelo kam, muss „auf dem Platz viel nachdenken. Das ist schon anspruchsvoll, aber auch sehr gut. Ich benutze gerne meinen Kopf.“Auch Gnabry musste sich die Spielformen erst mal extra erklären lassen.
Die Etablierten wie Defensivchef Kevin Vogt, Benjamin Hübner, Demirbay oder Torjäger Andrej Kramaric kennen das alles längst. Sie haben unter Nagelsmann riesige Fortschritte gemacht. Für Rosen zählt vor allem: „Die Struktur, die wir in der Mannschaft haben, nicht zu zerstören.“
Ohnehin sieht sich der 38-Jährige nach den bisherigen Transfers nicht mehr in Zugzwang: „Wir haben zwei tragende Spieler von der letzten Saison verloren – aber 13 andere sind noch da. Es ist kompliziert für mich, Spieler zu finden, die uns sofort besser machen.“Er habe mit dem jetzigen Team ein gutes Gefühl: „Wir haben ein Stück Kadertiefe gewonnen.“