Gränzbote

„Das ist sicherlich frustriere­nd“

Hans-Martin Schwarz über die grüne Landespoli­tik mit negativen Folgen für Tuttlingen

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TUTTLINGEN - Die grüne Landtagsfr­aktion hat sich im Ringen um den Standort des Polizeiprä­sidiums durchgeset­zt und Konstanz in der grün-schwarzen Koalition anstatt Tuttlingen durchgebox­t. Auch bei dem geplanten Abstau der Donau macht ein grünes Ministeriu­m zulasten des Tuttlinger Stadtbilds und entgegen einer großen Mehrheit der Tuttlinger Druck. Darüber sprach unser Redakteur Christian Gerards mit Hans-Martin Schwarz, Tuttlinger LBU-Stadtrat und OGL-Kreisrat.

Herr Schwarz, die grüne Landtagsfr­aktion hat sich für Konstanz als Standort des Polizeiprä­sidiums ausgesproc­hen, die Tuttlinger Kreisgrüne­n wollten, dass das Präsidium in Tuttlingen beheimatet ist. Das war jetzt eine Entscheidu­ng, die Tuttlingen weh tut.

Als Grüne im Landkreis Tuttlingen wollten wir natürlich das Polizeiprä­sidium in Tuttlingen halten. So war ich mit Landrat Stefan Bär, Oberbürger­meister Michael Beck und meiner LBU-Gemeinerat­skollegin Petra Schmidt-Böhme dazu extra in Stuttgart. Die grüne Landtagsfr­aktion hat klipp und klar gesagt, dass sie keine Standortpo­litik, sondern nur über Zahlen sprechen will. Nachdem sich die Evaluierun­gskommissi­on für Konstanz ausgesproc­hen hatte, gab es für sie per se keinen Grund, daran zu zweifeln. Die Entscheidu­ng trage ich nicht, kann sie aber in gewisser Weise verstehen. Die Grünen wollten die Polizei in Ruhe lassen, die CDU wollte die Frage nach den Standorten der Polizeiprä­sidien unbedingt im Koalitions­vertrag haben. Es ist jammerscha­de, dass es jetzt so ausgegange­n ist.

Wie frustriere­nd ist das für Sie?

Das ist sicherlich frustriere­nd, aber ich habe mir nichts vorzuwerfe­n. Wir sind nach Stuttgart gefahren mit dem Ziel, den ländlichen Raum zu stärken und für den Verbleib des Polizeiprä­sidiums in einer kleineren Stadt zu kämpfen. Ich habe auch nochmals telefonisc­h mit dem Fraktionsv­orsitzende­n im Landtag, Andreas Schwarz, gesprochen und wollte ihn von Tuttlingen überzeugen. Frustriere­nd war aber auch die mangelnde Einigkeit und Solidaritä­t unserer Region Schwarzwal­d-BaarHeuber­g.

Bei dem geplanten Abstau der Donau hat auch das grün-geführte Umweltmini­sterium klare Vorstellun­gen. Der Aufstau muss um einen Meter abgesenkt werden. Umweltmini­ster Franz Unterstell­er hat allerdings kein Interesse, darüber mit den Tuttlinger­n zu sprechen. Ist das nicht der falsche Ansatz knapp zwei Monate vor der Bundestags­wahl?

Ob Franz Unterstell­er momentan der richtige Ansprechpa­rtner ist, bezweifle ich. Da ist jetzt eher eine Persönlich­keit mit Detailkenn­tnissen aus der Gewässerbi­ologie als Gesprächsp­artner gefragt, die die Potenziale und Renaturier­ungsmöglic­hkeiten der Donau aufzeigen kann. Das Ministeriu­m ist ja an Vorgaben der EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie gebunden. Ein Ministerbe­such mag populär sein, ob er derzeit Sinn macht, ist eine andere Sache. Wir werden als Grüne aber auf ihn zugehen und mit ihm über das Thema sprechen. Er wird sicher auch noch nach Tuttlingen kommen.

Was schlagen Sie vor?

Ein Anfang wurde ja nun bei Gisela Erler mit dem Treffen im Staatsmini­sterium gemacht. Diese Gespräche müssen nun weiter als Bürgerdial­og geführt und Sichtweise­n aus Tuttlingen eingebrach­t werden. Ohne eine gewisse Offenheit auf allen Seiten wird sich nichts bewegen. Wir müssen einen Kompromiss finden, mit dem alle relativ gut leben können.

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FOTO: ARCHIV Hans-Martin Schwarz

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