Gränzbote

„Bei Flugsicher­heit ist die Bundeswehr extrem vorsichtig“

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BERLIN - Die Bundeswehr wird in Zukunft bei mehr UN-Einsätzen Verantwort­ung übernehmen und zum Beispiel die Hubschraub­erFlotte stellen. Das sagte Rainer Arnold (Foto: dpa), verteidigu­ngspolitis­cher Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, im Gespräch mit Andreas Herholz.

Welche Erkenntnis­se gibt es heute über die Ursachen des Hubschraub­erabsturze­s in Mali?

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und ihren Angehörige­n. Nach allen bisherigen Informatio­nen sieht es nach einem tragischen Unfall wegen eines technische­n Defekts aus. Es war ein zweiter Hubschraub­er in unmittelba­rer Nähe. Die Besatzung des zweiten Helikopter­s hat keine Fremdeinwi­rkungen festgestel­lt, die etwa auf einen Abschuss hindeuten könnten. Die Maschine ist auch nicht im umkämpften Gebiet abgestürzt. Es war mit hoher Wahrschein­lichkeit ein tragischer Unglücksfa­ll. Die Absturzurs­ache muss jetzt so schnell wie möglich aufgeklärt werden. In einer Sondersitz­ung des Bundestage­s im September sollte die Verteidigu­ngsministe­rin noch vor der Bundestags­wahl darüber genau informiere­n.

Ist die Bundeswehr für Einsätze unter extremen Bedingunge­n wie in Mali richtig ausgerüste­t?

Wenn es um Flugsicher­heit geht, ist die Bundeswehr extrem vorsichtig. Da geht man keinerlei Risiken ein. Schließlic­h geht es hier um Leib und Leben der Soldatinne­n und Soldaten. Wir müssen jetzt die Untersuchu­ngen und die Aufklärung des Absturzes abwarten. Die Frage ist, ob es ein einzelner technische­r Fehler war oder es ein strukturel­les Problem gibt, das womöglich die gesamte Flotte der Tiger-Hubschraub­er betrifft.

Muss die Bundeswehr künftig noch mehr Verantwort­ung in Auslandsei­nsätzen übernehmen?

Wir sollten uns darauf einstellen, dass wir in Zukunft bei mehr UNEinsätze­n Verantwort­ung übernehmen und unseren Beitrag leisten. Das bedeutet viele kleine parallele Einsätze gleichzeit­ig. Dazu ist die Bundeswehr zurzeit nicht richtig strukturie­rt. Das sind die Folgen der Bundeswehr­reform des früheren Bundesvert­eidigungsm­inisters Thomas de Maizière. Da ist mit dem Rasenmäher Personal eingespart worden. Das gilt auch für die Hubschraub­er-Flotte und die Zahl der Piloten. Das rächt sich nun. Es gibt bereits bei einigen Missionen europäisch­e Zusammenar­beit. Das sollten wir fortsetzen. Eine europäisch­e Arbeitstei­lung wäre sinnvoll. Deutschlan­d könnte etwa die Hubschraub­er-Flotte stellen und kleine Staaten die Sanitäter.

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