„Das können die ja wohl nicht ernst meinen“
Zu unserem Bericht: „Boxer verlieren gegen Abspracheversuche“und Kommentar „Kuhhandel und schlimmer“vom 26. Juli erreichten uns zwei Leserbriefe.
Was da in der Montagssitzung des Gemeinderats und auch bereits im Vorfeld passiert ist, nennt man wohl in der Boxersprache einen fulminanten „Tiefschlag“. Was hier als „probates Mittel“der Kommunalpolitik verkauft und von Freien Wählern, FDP und SPD unterstützt wird, ist nichts anderes als pure Klientelpolitik. Denn näher betrachtet stehen auf der einen Seite die monetären Interessen eines Bauträgers und auf der anderen Seite lediglich das Interesse von rund 100 Jugendlichen, ihren Sport auszuüben, dem mit diesem negativen Beschluss der Knockout beschert wurde.
Walter Thesz ist damals zum Gemeinderat angetreten mit der Aussage, dass er versuchen werde, die Themen sachlich abzuarbeiten ohne hintergründiges Blockdenken.
Wenn er einer Einladung gefolgt ist, die einen großen Teil seiner Ratskollegen zu einem beratenden Gespräch ausschließt, widerspricht dieses der getroffenen Aussage und wäre in der Tat, um in der Sportsprache zu bleiben, ein Foul. Gleiches gälte auch für Leopold Grimm, die Ablehnung des Antrags mit Verweis auf die Vereinsförderrichtlinien kann ich da nicht als Entschuldigung werten, das wirkt eher vorgeschoben.
Ich begrüße hingegen, dass Leo Grimm die Boxer bei der Sanierung der Stadionsporthalle berücksichtigen wollte, übrigens hat auch Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher in einer seiner Vorlagen zum Gemeinderat diese Möglichkeit in Aussicht gestellt. Wenn nun die Rathauslösung nicht nach ihrem Gusto ist, dann möge man doch jetzt den eigenen Worten Taten folgen lassen und den Jugendlichen eine neue Heimat in der Stadionhalle geben, noch wäre Zeit dafür. Zdenko Merkt, Spaichingen
Unschuldige getroffen
Als Zuhörer der letzten Gemeinderatsitzung saß man da mit ständig offenerem Mund und dachte sich : „Das können die ja wohl nicht ernst meinen“. Die Abstimmung bestätigte aber, dass die Fraktionen der Freien Wähler, der FDP und der SPD tatsächlich die Boxsportabteilung auflaufen ließ, und diese nun sprichwörtlich auf der Straße steht.
Für mich eine unglaubliche Entscheidung. Bislang konnten wenigstens noch die Vereine darauf bauen, dass sie bei den langjährigen internen Querelen des Rates außen vor gelassen wurden, und bei Vereinsangelegenheiten stets einstimmig für die Vereine votiert wurde. Dies gehört nun seit letztem Montag wohl der Vergangenheit an.
Das Unglaubliche und Traurige daran ist, dass die Boxer wohl als „Bauernopfer“für ein ganz anderes Thema herhalten mussten, wie sich aus der Gemeinderatsdiskussion ergab, und quasi in Sippenhaft mit dem SVS-Vorsitzenden genommen wurden. Nach dem Kindergarten-Motto „Wenn du nicht machst, was ich will, mach ich deinen Sandkuchen kaputt“, haben die Fraktionen die an diesem Abend vorhandene Mehrheit dazu benutzt, der CDU mal gründlich eins auszuwischen, haben dabei aber Unschuldige getroffen.
Zitat des Abends: „Das ist halt Politik“. Falsch! Das ist ausgemachter Klüngel reinster Güte. Einst war Herr Bürgermeister Schuhmacher damit angetreten, dass er den Filz der vergangenen Jahre aus dem Rathaus und dem Gemeinderat entfernen wollte. Jetzt hat er sich denselben Filz wieder eingefangen. Ich wünsche ihm bei der Beseitigung dieses Filzes ebenso erfolgreiches Gelingen.
Die Räte der FW, FDP und SPD haben wohl etwas gründlich missverstanden – nämlich, dass ein Gemeinderat eigentlich der Vertreter der Bürger sein sollte, und nicht der Vertreter der Stadtverwaltung. Es ging am Montagabend nicht um den Bau von Wohnungen für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung, was manch einer offensichtlich verwechselt hatte. Es ging auch nicht um irgendwelche Prestigeobjekte oder um einen Schaden für die Stadt, sondern um die Vereine und Menschen, die Spaichingen eigentlich ausmachen, und für deren Interessen die Räte eigentlich bei der Gemeinderatswahl angetreten waren.
Ich bedauere zutiefst, dass bei diesem Thema nicht ein Einziger aus diesen Fraktionen den Mumm hatte, gegen seine Fraktion und für die Boxabteilung abzustimmen. Dies hätte schon gereicht, um den Beschluss umzukehren.
P.S. Ich bin weder Mitglied der Boxabteilung, noch des Sportvereins, oder pflege zu einer Person des Vorstands nähere freundschaftliche Kontakte. Markus Wissmann, Spaichingen