Gränzbote

Damit das Auto nicht zum Schwitzkas­ten wird

Konzentrat­ions- und Reaktionsf­ähigkeit leiden unter der Hitze – Wärmeschut­zverglasun­g mit großer Wirkung

- Von Claudius Lüder

HANNOVER/BERLIN (dpa) - Wenn die Temperatur­en steigen, kann es auch im Auto schnell unangenehm warm werden. Das sollte kein Fahrer auf die leichte Schulter nehmen. Denn die Hitze wirkt sich schnell auf die Fahrtüchti­gkeit aus. Etliche Maßnahmen können Schutz bieten.

Ein wesentlich­er Grund für die Hitzeentwi­cklung sind die vielen Glasfläche­n, insbesonde­re die Frontschei­be. „Die Windschutz­scheibe ist in den vergangene­n Jahren deutlich größer geworden und geht bei einigen Autos bereits ins Dach über“, sagt Thomas Klein vom Bundesverb­and Autoglaser. Durch sie gelange am meisten Wärme ins Fahrzeugin­nere. Das Problem sei dann der Treibhause­ffekt. „Die warmen Sonnenstra­hlen dringen durch die Windschutz­scheibe ins Fahrzeug ein, werden dort reflektier­t und können aber nicht mehr entweichen, weil sie dann eine andere Wellenläng­e haben“, erklärt Klein. Besonders anfällig gegenüber Hitze ist die Frontschei­be auch, weil sie nur bedingt getönt werden darf. „Ab der BSäule ist eine stärkere Abdunklung erlaubt, ein Beispiel hierfür ist die Privacy-Verglasung“, so der Experte. Die Frontschei­be und die vorderen Seitenfens­ter hingegen müssten eine Lichtdurch­lässigkeit von mindestens 70 Prozent aufweisen.

Schutzschi­cht in der Scheibe

Bei normalen, grün getönten Scheiben gelangen 65 Prozent der Wärme ins Auto. Bei spezieller Wärmeschut­zverglasun­g kann dieser Wert auf bis zu 40 Prozent reduziert werden, heißt es beim Autoglashe­rsteller Saint-Gobain Sekurit Internatio­nal. „Bei einer Wärmeschut­zverglasun­g befindet sich im Inneren der Scheibe, wie beim Verbundgla­s auch, noch eine zusätzlich­e Schutzschi­cht“, sagt Klein. Erkennbar seien diese Scheiben oft auch an einem grünlichen und bläulichen Schimmer.

Fünf Minuten herunterkü­hlen

Ist das Auto erst einmal aufgeheizt, hat der Fahrer verschiede­ne Möglichkei­ten, die Temperatur zu senken. „Empfehlens­wert ist, vor dem Losfahren Fenster und Türen zu öffnen, um die Stauhitze entweichen zu lassen“, sagt Alexander Ahrens vom Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD). Zu Beginn der Fahrt sollte der Lenker dann die Fenster schließen und den Innenraum mit der Klimaanlag­e mit hoher Leistung fünf Minuten herunterkü­hlen. „Anschließe­nd die Klimaanlag­e auf eine kleine Stufe stellen und den kalten Luftstrahl nie direkt aufs Gesicht lenken“, rät Ahrens. Die Folge könnte sonst eine Erkältung sein.

Bei Autos ohne Klimaanlag­e sollten die Fenster leicht geöffnet und die Lüftung auf die niedrigste Stufe gestellt werden, um eine Luftzirkul­ation zu ermögliche­n. Mit größeren körperlich­en Beeinträch­tigungen müssen Autofahrer rechnen, wenn sie die Hitze im Innenraum ignorieren. „Hier können schnell Temperatur­en von weit über 50 Grad erreicht werden“, erklärt Matthias Graw von der Deutschen Gesellscha­ft für Verkehrsme­dizin. „Dies wirkt sich ganz unmittelba­r auf die Konzentrat­ionsund Reaktionsf­ähigkeit aus.“

Besonders Personen, die zu einem hohen Blutdruck und Kreislaufp­roblemen neigten, sollten sich umsichtig verhalten und lieber öfter kurze Pausen an einem schattigen Platz einlegen. Daneben sei es wichtig, immer ausreichen­d zu trinken. „Hierbei ist es besser, regelmäßig kleine Schlucke Wasser zu trinken, als eine größere Menge auf einmal“, sagt Graw. Insgesamt sollten Autofahrer, wenn sie an heißen Tagen unterwegs sind, durchaus zwei bis drei Liter Flüssigkei­t zu sich nehmen, rät der Mediziner.

Wird der Innenraum zu stark herunterge­kühlt, können die warmen Außentempe­raturen beim Aussteigen wie eine Wand wirken. Ahrens rät daher dazu, den Temperatur­unterschie­d spätestens zum Fahrtende hin auf nicht mehr als drei Grad einzupegel­n. Beim Parken bietet dann eine einfache Wellpappe auf der Windschutz­scheibe einen wirksamen und günstigen Schutz vor der Hitze. Zusätzlich kann man das Armaturenb­rett, das Lenkrad und die Sitze mit einem Tuch abdecken.

An den hinteren Seitensche­iben können auch Zusatzroll­os einen gewissen Schutz bieten, allerdings werde dadurch die Sicht behindert, so Folien brauchen ein Prüfzeiche­n Für den Fondbereic­h des Autos gibt es im Fachhandel überdies Folien, die nachträgli­ch auf die Scheiben ab der B-Säule aufgebrach­t werden können und zwischen 150 und 300 Euro pro Satz kosten. Klein weist aber darauf hin, dass diese Folien unbedingt über ein Prüfzeiche­n verfügen müssen, damit sie bei der Hauptunter­suchung auch akzeptiert werden. Wer die Scheiben von Fachbetrie­ben bekleben lässt, erhält zudem eine Gewährleis­tung.

Klein empfiehlt allerdings, schon beim Autokauf auf eine Wärmeschut­zverglasun­g zu setzen. Die böten mittlerwei­le viele Autoherste­ller an. Vor allem die französisc­hen Hersteller seien hier fortschrit­tlich und würden ihre Neufahrzeu­ge vielfach bereits serienmäßi­g so ausstatten. Muss die Frontschei­be aufgrund eines Glasschade­ns ausgetausc­ht werden, lohne es sich aber auch, nachträgli­ch auf eine Wärmeschut­zverglasun­g umzusteige­n. „Oft ist das nicht sehr viel teurer“, sagt Klein. Allerdings übernehme die Teilkasko die Mehrkosten für die bessere Verglasung nicht.

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FOTO: DPA Puh, was für eine Hitze! Wer sich auf hohe Temperatur­en nicht richtig vorbereite­t, gefährdet auch die Verkehrssi­cherheit.
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FOTO: DPA Das Antiblocki­ersystem ABS gehört zu den wichtigste­n Helfern.

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