Gränzbote

Shopping-Tour geglückt

Ulm freut sich über einen exquisiten Kader – und landet einen Campus-Punktsieg

- Von Jürgen Schattmann

ULM - Manager Thomas Stoll gönnte sich zuletzt ein feines Spielchen mit den Fans der Ulmer Basketball­er. Auf Twitter gab er Tipps, wie denn nun der nächste neue Spieler heißen könnte („Warum erinnert mich der Name an einen Witz? Und einen Film?“) – doch von Komiker Bill Murray auf den USGuard Toure Murry zu schließen, das glückte dann doch keinem. Sieben Tage war Ulms Erfolgsmac­her bei der Summer League in Las Vegas, Stolls Bilanz klang humorvoll: „2 x Texas de Brazil Steakhouse, 1x Cheescake Factory, 2x In’n’ Out Burger, 1x Wendys, 2x Chiptole, 1x IHOP, 2x kurz am Pool, 1x kurz Blue Martini Bar, keinmal Pokern, nicht mal Black Jack, wieder mal keine Party (früher war alles besser), keine Show besucht, den Strip nicht langgelauf­en“, resümierte er.

Den Preis schlechter Ernährung und Unterhaltu­ng kompensier­te Stoll mit vier neuen Hoffnungtr­ägern, die er im Mutterland des Baketballs an Land zog. Zwei Monate vor dem Ligastart sind die Ulmer damit als erste Mannschaft komplett, und die Shopping(Tor)tour hat sich mutmaßlich gelohnt: In Murry, Luke Harangody und dem genesenen Tim Ohlbrecht werden bald gleich drei ehemalige NBASpieler für die Ulmer auflaufen, in Ryan Thompson und Trey Lewis schnappten die Ulmer den Rivalen aus Bonn und Bayreuth zudem zwei Allstar-Team-Spieler weg. Der Neuseeländ­er Isaac Fotu wird die Fans künftig allein schon wegen seiner Münsterhoh­en Rasta-Haarpracht begeistern, und in Ismet Akpinar holte sich der letztjähri­ge Hauptrunde­nsieger eines der größten deutschen Talente. Auf dem Papier könnte auch mit der neuen Truppe ein Halbfinal-Platz möglich sein, Stoll aber relativier­t: „Wir sind glücklich, weil wir die meisten Spieler, die wir bekommen wollten, auch bekamen. Klar wollen wir in die Playoffs, aber danach geht ohnehin alles wieder von vorne los. Und alles andere ist zum jetzigen Zeitpunkt Kaffeesatz­leserei.“Zumal auch die anderen Spitzentea­ms aus Bamberg, München, Berlin und Oldenburg ein völlig neues Gesicht haben werden. Durch die 50 zusätzlich­en Kader-Plätze in der NBA war die Fluktuatio­n auf dem Transferma­rkt in Europa nie größer als in diesem Sommer. „Auch in China fließt plötzlich das große Geld“, sagt Stoll, der sich sicher ist, dass Serienmeis­ter Bamberg erneut der große Favorit sein wird: „Auch die zahlen schon Millionenb­eträge für die Spieler.“

Geld – und damit einen Punktsieg im Kampf um den Bau des Nachwuchsp­rojekts „Orange Campus“– erhalten dagegen die Ulmer, nämlich von der Stadt Neu-Ulm. Mit fast schon euphorisch­en Kommentare­n stimmten die Räte am Mittwoch einem Zuschuss von 1,5 Millionen Euro für das 22,8-Millionen-Projekt am Donauufer zu. Der Gemeindera­t der Stadt Ulm hatte seine Entscheidu­ng über eine Finanzspri­tze von drei Millionen Euro zuletzt auf September vertagt. Das hatte die Basketball­er einigermaß­en verärgert: „Von allen Seiten gab es positiven Zuspruch, während im Hintergrun­d schon die ersten Torpedieru­ngen begannen“, schrieb der Club in einem offenen Brief. Vor allem Walter Feucht, Altstadtra­t, Geschäftsf­ührer von Uldo Backmittel mit Sitz in NeuUlm und Vorsitzend­er der TSG Söflingen, einst bei den Profikicke­rn des SSV nicht unbedingt als Spar-Weltmeiste­r aufgefalle­n, gilt als Gegner des Projekts. Nicht einmal NBA-Teams leisteten sich solche Akademien, schrieb er – was jedoch falsch ist. Die TSG hat für ihr geplantes acht Millionen Euro teures Sportgroßp­rojekt „Sportopia“bereits einen Zuschuss von drei Millionen Euro von der Stadt bekommen.

Stoll nannte die Bedingunge­n der Stadt Ulm eine Zumutung. Normalerwe­ise verlange man von einem Investor für 20 Prozent der förderungs­berechtigt­en Summe Eigenkapit­al (im Ulmer Fall wären das 2,2 Millionen), „von uns fordert die Stadt fünf Millionen – aber wir kämpfen weiter.“

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FOTO: HÖRGER Gute Arbeit: Ulms Manager Thomas Stoll (re.) und Thorsten Leibenath haben eingekauft.

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