Getöteter Türsteher soll Schlimmeres verhindert haben
Hells-Angels-Mitglied lädt zur Beerdigung von Ramazan Ö. – Security-Mitarbeiter erhebt Vorwürfe gegen Polizei
KONSTANZ - Der bei der Konstanzer Disco-Schießerei in der Nacht zum Sonntag getötete Türsteher Ramazan Ö. hat womöglich Schlimmeres verhindert. Dies behauptet Björn E., ein früherer Kollege und Freund des Opfers. Er schreibt auf Facebook, dass Ramazan Ö. sich dem Täter „mit echtem Heldenmut entgegengestellt“habe. Bei Björn E. handelt es sich um ein Mitglied der Rockergruppe Hells Angels. Auch die Staatsanwaltschaft prüft, ob Ö. Menschenleben gerettet hat. Unterdessen erhebt ein anderer Security-Mitarbeiter der Diskothek schwere Vorwürfe gegen die Polizei.
Während der Täter im Inneren des Clubs mit einem Sturmgewehr geschossen habe, so der Mann zu Reportern des Konstanzer „Akzent-Verlags“, hätten zwei Streifenwagenbesatzungen unmittelbar vor dem Club in ihren Autos ausgeharrt. Seine Darstellung unterscheidet sich deutlich von Angaben von Polizei und Innenministerium, die bereits am Sonntag den Erfolg der polizeilichen Taktik der schnellen Intervention hervorgehoben hatten. „Diese Einschätzung hat auch weiterhin Bestand“, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Allerdings, so der Sprecher, sei der Einsatz noch längst nicht abschließend aufgearbeitet.
Laut Staatsanwaltschaft soll es vor den Schüssen zu einem Streit zwischen dem Angreifer und SecurityMitarbeitern gekommen sein, weil ihm der Zugang zur Disco verwehrt wurde. Vorher habe der 34-Jährige die Diskothek auf Anordnung seines Schwagers, der im Auftrag der Betreiberfirma den Club führte, verlassen müssen. Der Schütze habe darin randaliert. Daraufhin habe er sich mit einem Taxi nach Hause fahren lassen und die Waffe geholt. Anschließend habe er den Fahrer gezwungen, ihn zurückzubringen, heißt es in einer Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Auf dem Parkplatz vor der Diskothek feuerte der Mann die ersten Schüsse ab, berichteten Augenzeugen der Polizei. Kurz darauf gab er auch im Eingangsbereich mehrere Schüsse ab. Der Türsteher wurde ins Gesicht getroffen, vier Personen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Ein verletzter Disco-Besucher hatte sich erst am Montag bei der Polizei gemeldet.
Ob der getötete Türsteher dem Schützen tatsächlich entgegengetreten ist und ihn so am Betreten des Innenraums gehindert hat, wie Björn E., der unter „Björn Affa“auf Facebook schreibt, behauptet, ist laut Staatsanwaltschaft noch unklar. „Ich schließe es nicht aus“, sagte der Leitende Staatsanwalt Johannes-Georg Roth der „Schwäbischen Zeitung“. Genaues könne man aber noch nicht seriös sagen. Ebenfalls noch unklar ist, wie der Täter an die Kriegswaffe kam. „Die Herkunft der Waffe ist weiter unklar“, so Roth. Spezialisten sind noch dabei, die Waffe zu untersuchen.
Die Beisetzung von Ramazan Ö. findet am Donnerstag auf dem Hauptfriedhof statt. Dazu hat Björn E. im Namen der Familie und der Kinder über Facebook eingeladen.