Tatsächliche Probleme bleiben liegen
Es ist noch keine zwei Wochen her, da gab Anthony Scaramucci die Rolle des Feuerwehrmanns im lichterloh brennenden Weißen Haus. In Sätzen, die in ihrer Vollmundigkeit an Donald Trump denken ließen, schwor er, die Brandherde im Alltagsbetrieb der Machtzentrale rigoros zu ersticken. Dann konnte man erleben, dass der zu vulgärem Vokabular neigende Wall-Street-Banker auch nach seinem Wechsel in die Politik der halbseidene Entertainer geblieben war, als den ihn die Zuschauer einer Fox-Business-Fernsehshow kannten. Schließlich schickte Donald Trump seinen Kommunikationsdirektor so schnell in die Wüste, dass Scaramucci alle Rekorde bricht. Nicht einmal unter diesem grenzenlos egomanischen Präsidenten, der Loyalität verlangt, ohne sie selbst anzubieten, hat bis dahin jemand gerade mal zehn Tage im Stab des Weißen Hauses verbracht.
Mag sein, dass der Rausschmiss des Dampfplauderers den Beginn einer Wende markiert. Womöglich gelingt es dem neuen Stabschef John Kelly tatsächlich, das Chaos zu ordnen. Womöglich scheitert aber auch der Ex-General bei dem Versuch, aus der Schlangengrube eine Schaltstelle zu machen, die sich der tatsächlichen Probleme des Landes annimmt. Skepsis scheint allemal angebracht. Schließlich ist es Trump, einst angetreten in der Rolle des Rebellen, der Brandsätze ins Gebäude des politischen Establishments wirft, der wie kein anderer Chaos stiftet. Und der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her. politik@schwaebische.de