Gränzbote

Viel zu kurz gedacht

- Von Christian Gerards

Die Deutsche Bahn geht den leichteste­n Weg, wenn sie im Tuttlinger Hauptbahnh­of zeitgleich alle Aufzüge sanieren lässt und damit für fast drei Monate auf einen barrierefr­eien Zugang für die Fahrgäste verzichtet, und lediglich auf die Barrierefr­eiheit der übrigen Bahnhöfe im Stadtgebie­t verweist. Das zeigt einmal mehr, wie wenig in Deutschlan­d Service groß geschriebe­n wird.

Der Bahn fällt in Tuttlingen auf die Füße, dass das Serviceper­sonal längst komplett abgebaut worden ist, also niemand mehr vor Ort ist, der den Menschen mit einer Behinderun­g oder mit einem Kinderwage­n helfen kann. Für diejenigen, die am Tuttlinger Bahnhof ein- oder aussteigen müssen, bleibt damit nur die Hoffnung auf die Hilfsberei­tschaft der Mitfahrer.

Kein Wunder, dass das Murren im sozialen Netzwerk Facebook gegenüber dem Vorgehen der Deutschen Bahn groß ist. Denn es trifft gerade diejenigen, die eben nicht hochmobil durch Tuttlingen kommen, sondern diejenigen, die auch auf eine gute Busverbind­ung angewiesen sind – da ist der Hauptbahnh­of einfach besser an den öffentlich­en Personenna­hverkehr angebunden als jeder andere Bahnhof in der Donaustadt.

Und dann stellt sich noch die Frage, warum die Sanierung der Aufzüge geschlagen­e drei Monate dauern soll und sie unbedingt alle drei Aufzüge zeitgleich betrifft. Das ist für die Einschränk­ung der Bahnkunden in Sachen Barrierefr­eiheit viel zu lang. In der Unterführu­ng sieht es jedenfalls nicht wirklich danach aus, dass derzeit dort kräftig gewerkelt wird. Nicht, dass die Deutsche Bahn es auch noch vergessen hat, dass es in Baden-Württember­g so etwas wie Handwerker­ferien gibt. c.gerards@schwaebisc­he.de

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