Parallelstrukturen sollten vermieden werden
Ralf Scharbach ist seit zwei Monaten Integrationsbeauftragter und hat viele neue Ideen
TUTTLINGEN - Gut ein halbes Jahr ist die Stelle des Integrationsbeauftragten bei der Stadt Tuttlingen nicht besetzt gewesen. Doch seit Anfang Juni hat Ralf Scharbach in dem Büro Platz genommen, das früher Petra Demmer gehörte. Er will aber nicht nur ihre Arbeit fortsetzen, sondern auch neue Impulse geben.
Die beiden ersten Monate im Amt kann man, hört man Scharbach zu, vor allem mit einem Schlagwort umfassen: Netzwerkarbeit. „Ich habe keine Ahnung, wie viele Gespräche ich geführt habe“, sagt Scharbach und lacht. Denn zum einen wolle er natürlich ein offenes Ohr für alle Vereine und Kooperationspartner haben. Und zum anderen sei in Tuttlingen alles ein bisschen größer und komplexer als in Salem (Bodenseekreis), wo er vorher im Rathaus gearbeitet hat. Da gelte es, sich erst einmal mit Strukturen, Arbeitsabläufen und Zuständigkeiten vertraut zu machen.
Es gibt „gewisse Erwartungen“
Doch das ist nicht alles, was er in den vergangenen Wochen gemacht hat. Denn natürlich gebe es „gewisse Erwartungen“. Unter anderem vom Integrationsbeirat, der das nächste Mal im Oktober zusammenkommt. Bei neuen Ideen will Scharbach aber zunächst einmal schauen, ob es ähnliche Angebote bereits von Ehrenamtlichen oder freien Trägern gibt und daran gegebenenfalls andocken: „Ich bin kein Freund von Parallelstrukturen.“So habe er unter anderem Gespräche mit dem DRK geführt, und es sei geplant, Erste-Hilfe-Kurse für Flüchtlinge anzubieten. Auch dem Thema Brandschutzerziehung will sich Scharbach annehmen und ein drittes internationales Frauentreffen auf den Weg bringen. Angedacht sei ebenfalls, das einmalig ausprobierte Format „Tutalk“, eine Gesprächsrunde mit Tuttlingern und Flüchtlingen, wieder aufleben zu lassen. Große Resonanz erhofft sich Scharbach von einem geplanten Workshop mit jungen Leuten und dem syrischen Youtube-Star Firas Alshater, der im Herbst stattfinden soll.
Der reinste „Ämterdschungel“
Nicht nur angedacht, sondern beinahe beendet ist hingegen das Projekt Sprach- und Kulturdolmetscher, kurz SKD, das Ende August abgeschlossen sein wird. Nach zwei Jahren Ausbildung wird der Stadt Tuttlingen damit ein Dolmetscherpool aus rund 30 bis 35 Ehrenamtlichen zur Verfügung stehen. Diese könnten nicht nur Sprachbarrieren überwinden, sondern auch bei kulturellen Differenzen vermitteln. Sogenannte SKD’s gibt es derzeit unter anderem für die Sprachen Rumänisch, Türkisch, Farsi, Englisch, Französisch, Kurdisch, Albanisch, Bosnisch und Serbisch. Das Projekt wird zu rund 60 Prozent von der L-Bank gefördert, den Rest übernimmt die Stadt. Beim Treffen des Integrationsbeirats im Oktober sollen die Dolmetscher offiziell ihren Abschluss feiern und ihr Zertifikat überreicht bekommen.
Neben diesen vielen erfreulichen Entwicklungen gibt es auch einiges, was Scharbach Kopfzerbrechen bereitet. So sei es unglaublich schwierig, sich „im Ämterdschungel“zurechtzufinden. Nicht nur für ihn, vor allem auch für Vereine und Ehrenamtliche. Denn je nach Aufenthaltsstatus, Alter oder Herkunftsland ändere sich im Zweifelsfalle der Ansprechpartner. Und er sieht es als seine Aufgabe an, die Ehrenamtlichen dabei zu unterstützen und den Betroffenen wirklich die Angebote anzubieten, „die sie wirklich brauchen“, und nicht „sie einfach in den Dschungel zu lassen“. Das Ziel sei ein gutes Miteinander, bei dem alle voneinander profitieren. „Denn das, was die Ehrenamtlichen leisten, können wir gar nicht leisten.“
Dass sich die Verantwortlichen der Bahn bei der Bearbeitung von Aufzugsstörungen ohne Bedenken hinsichtlich der Fahrgäste, die auf die Einrichtung angewiesen sind, Zeit lassen, war in den vergangenen Monaten schon zu sehen.
Dies ist aber nur eines von vielen Mosaikstücken, die das seit Jahren mangelhafte Bild unseres wichtigsten Transportdienstleisters ergeben: Bahnsteige an Haltepunkten, die im Winter über Tage nicht geräumt sind, dafür dann aber noch im Mai Fahrgäste mit zwar teilweise zusammengekehrten, dann aber niemals beseitigten Haufen von Streusplitt erfreuen. Mülleimer, die überquellen. Bahnsteigansagen aus dem fernen Karlsruhe, die offenbar nach dem Zufallsprinzip mal zu Gehör gebracht werden und mal nicht und die dazu dann oft keinen nahen zeitlichen Zusammenhang zum einfahrenden Zug haben und, nicht zu vergessen, die fast schon pünktliche Verspätung, in letzter Zeit oftmals „aufgrund einer technischen Störung“begründet.
Es ist eigentlich skandalös, dass auf einem Bahnhof wie Tuttlingen, das sich ja immerhin Weltzentrum der Medizintechnik nennt, kein einziger Vertreter des Bahnbetriebs zu finden ist. Das Personal wurde aus der Fläche weitgehend abgezogen, die Zeiten, in denen auch auf kleineren Bahnhöfen noch Menschen arbeiteten, die sich für „ihren“Bahnhof verantwortlich fühlten, sich mit dem Unternehmen identifizierten und stolz darauf waren, zu den „Bahnern“zu gehören, sind lange vorbei.
Menschen und Material bewegen sich offenbar am Limit. Es muss jedoch klar gesagt werden: Verantwortlich hierfür sind nicht die bedauernswerten Mitarbeiter der DB, sondern einzig und allein die Politik in Berlin. Die DB ist ein Unternehmen im Bundesbesitz. Die Diagnose der Malaise ist so simpel wie offensichtlich und wurde von einem Bahnexperten der ETH Zürich vor einiger Zeit in einem Interview auf den Punkt gebracht: „Sie können eine Bahn entweder schick für die Börse machen, bis zum bitteren Ende rationalisieren oder aber es als Unternehmen führen, das gute, günstige und zuverlässige Leistungen für die Bevölkerung erbringt. Beides zusammen geht nicht.“Dirk Krause,